(Deutsche) IT-Dienstleister mit tiefblauen Augen

25. März 2009 um 10:56
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Die Krise ist da – und trifft die anderen, meint die Mehrheit. Wunschdenken oder gesunder Optimimus?

Die Krise ist da – und trifft die anderen, meint die Mehrheit. Wunschdenken oder gesunder Optimimus?
Obwohl sich die Schweiz gerade geschlossen über "Peitschen-Peer" echauffiert: So sehr unterscheiden sich unsere nördlichen Nachbarn im allgemeinen und die IT-Dienstleister im speziellen nicht von ihren Schweizer Pendants. Eine Anfang dieses Jahres durchgeführte Studie des Marktforschers Berlecon Research unter 113 IT-Dienstleistern in Deutschland hat unter ihnen eine interessante Geisteshaltung zu Tage gefördert. Die Krise, so stimmt eine grosse Mehrheit überein, hat natürlich Auswirkungen auf das IT-Gewerbe: Mehr als zwei Drittel der Befragten rechnen für dieses Jahr mit sinkenden IT-Budgets und mehr als drei Viertel mit einer "höheren Preissensitivität" bei Kunden.
Gleichzeitig scheint aber auch eine Mehrheit zu glauben, dass die sinkenden IT-Ausgaben hauptsächlich die anderen in Verlegenheit bringen wird, aber nicht sie selbst: Mehr als die Hälfte der Anbieter rechnen 2009 für ihr Unternehmen mit stabilen oder sogar steigenden Umsätzen und Erträgen, und ebenfalls eine Mehrheit glaubt, dass die Servicesanätze trotz "Preissensitivität" sogar steigen könnten.
Letzteres ist den Resultaten der Studie nach einigermassen unrealistisch. Berlecon hat die von den Dienstleistern angegebenen Tagessätze für das Jahr 2008, das ja von der Krise erst zur Hälfte betroffen war, analysiert und mit denen von 2006 verglichen. Das Ergebnis: Die Preise sind in allen dreissig von Berlecon berücksichtigten Anforderungsprofilen schon letztes Jahr gesunken. Auffallend sei, so Berlecon, dass dies auch bei vergleichsweise hochwertigen Dienstleistungen wie Projektmanagement oder SAP-Consulting zutreffe.
Bitzeli schizophren
Zuversicht in schwierigen Zeiten ist ja wohl eine Tugend, aber ob soviel Optimismus ist auch Andreas Stiehler, Director Research bei Berlecon, skeptisch: "IT-Budgetkürzung auf Kundenseite und steigende Umsätze und Preise auf Anbieterseite passen einfach nicht zusammen." Stiehler rät den IT-Dienstleistern, ihre Lage realistisch zu beurteilen und insbesondere ihre Positionierung im Konkurrenzumfeld kritisch zu prüfen.
"Der eingeengte finanzielle Spielraum auf Kundenseite sorgt für eine weitere Verschärfung des Wettbewerbs im IT-Services-Umfeld und erhöht den Konsolidierungsdruck", meint Stiehler weiter. "Gerade für die vielen mittelständisch geprägten IT-Services-Anbieter wird die Luft bei anhaltender Konjunkturflaute dünn werden. Differenzierung ist für sie überlebenswichtig".
So sehen dies im Prinzip auch viele Dienstleister sebst: Jeder zweite erklärte in der Befragung, dass Anbieter aus dem Markt ausscheiden werden. Aber eben: Die Anderen. (Hans Jörg Maron)

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