Dfinity öffnet den "Internet-Computer" für Entwickler

3. Juli 2020 um 12:52
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Die Zürcher Stiftung will mit einem neuen Protokoll die Entwicklung von Apps ermöglichen, die "überall laufen" statt auf den Servern von Tech-Giganten.

Die in Zürich und den USA ansässige Stiftung Dfinity arbeitet an ihrem "Internet-Computer" oder "Welt-Computer", wie die Idee von Gründer Dominic Williams beschrieben wird. Erklärtes Ziel ist es, ein dezentrales Netz aufzubauen, dass Millionen von Computern weltweit verbindet, um öffentliche, kostengünstige Computing-Ressourcen zu Verfügung zu stellen.
Nun öffnet Dfinity den Internet-Computer für Entwickler, wie mehrere Medien mit Berufung auf einen Online-Event der Stiftung berichten. Die Software von Dfinity werde für Drittanbieter verfügbar, weil man hoffe, dass diese Apps für den Internet-Computer entwickeln. 
Dfinity führt dazu ein neues Protokoll ein, das das Unternehmen Internet Computer Protocol (ICP) nennt. Damit sollen Entwickler nicht nur Daten, sondern auch Software im Internet verschieben können, schreibt das Journal 'MIT Technology Review'. "Jede Software braucht Computer, auf denen sie läuft, aber mit ICP könnten die Computer überall sein", erklärt Stanley Jones, Engineering Manager bei Dfinity, dem Onlinemagazin. Statt auf einem dedizierten Server etwa von Google Cloud oder AWS zu laufen, hätte die Software keine feste physische Adresse und würde zwischen Servern in unabhängigen Rechenzentren auf der ganzen Welt verschoben. "Vom Konzept her läuft sie irgendwie überall", so Jones.

Apps, die niemand kontrolliert

In der Praxis würde dies bedeuten, dass Apps veröffentlicht werden können, die niemand besitzt oder kontrolliert. Die Rechenzentren würden von den App-Entwicklern für die Ausführung ihres Codes eine Gebühr in Form von Krypto-Tokens erhalten, hätten aber keinen Zugriff auf die Daten, führt das Unternehmen aus.
Allerdings bedeutet das dezentrale Modell auch, dass es schwieriger werden könnte, die Hersteller von Apps zur Rechenschaft zu ziehen. Wer übernimmt die Verantwortung, wenn es darum geht, illegale oder beleidigende Inhalte zu entfernen, so die Frage des US-Magazins. Dies sie in der Tat eine Sorge, bestätigt Jones. Er weist aber auch darauf hin, dass es bei Facebook auch nicht wirklich einfach sei.
In einem Statement von Dfinity-Gründer Williams heisst es weiter: "Eines der grössten Probleme, die sich im Technologie-Bereich abzeichnen, ist die Monopolisierung des Internets durch Big Tech. Sie sammeln riesige Mengen an Informationen über uns, die sie mit Gewinn verkaufen, um grössere Marktanteile zu erobern und Rivalen mit einer alarmierenden Geschwindigkeit zu erwerben oder zu verdrängen."

Erste Anwendungsbeispiele wurden gezeigt

Dfinity zeigte bereits zwei Beispiele möglicher Anwendungen. Diese Woche wurde ein Klon von Tiktok vorgestellt und im Januar einer von Linkedin. Keine der beiden Applikationen wurde öffentlich verfügbar gemacht, aber sie sollen zeigen, dass Apps, die für den Internet-Computer gemacht wurden, mit realen Anwendungen konkurrieren können.
Dfinity startete 2018 und beschäftigt derzeit über 100 Mitarbeitende in Zürich und den USA. Das Unternehmen zog in Finanzierungsrunden viel Geld an und wird mit über 2 Milliarden Dollar bewertet. 

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