Wie weit sind die SAP-Anwender mit dem Cloud-Umstieg und wo stehen sie mit SAP S/4Hana? Den Fragen sind die DSAG und die ASUG nachgegangen.
Die deutschsprachige und nordamerikanische SAP-Anwendergruppen DSAG und ASUG haben sich zusammengetan und nach der Akzeptanz der Cloud-Dienste gefragt. Laut einer Mitteilung zur gemeinsamen Umfrage zeigen sich in Sachen S/4Hana-Implementation grosse Übereinstimmungen, beim Cloud-Gesamtpaket Rise with SAP aber markante Differenzen.
So gaben bei der im April und Mai 2021 durchgeführt Befragung 24% an, live mit S/4Hana zu sein. Weitere 21% (ASUG) beziehungsweise 20% (DSAG) sind aktuell im Transformationsprozess. Zudem plant ein gutes Drittel der DSAG-Mitglieder ein entsprechendes Projekt, ist jedoch noch nicht gestartet.
An der Umfrage haben sich 271 Teilnehmenden aus Nordamerika und 172 aus der DACH-Region beteiligt. Merkliche Unterschiede zwischen den Regionen gibt es in Bezug auf das Angebot Rise with SAP. 24% der ASUG-Mitglieder hielten das Programm für eher bis sehr werthaltig gegenüber nur 12% der DSAG-Mitglieder. Bei Rise with SAP bestehe noch viel Aufklärungsarbeit, sowohl von Seiten der SAP als auch der DSAG, so ein Fazit der DSAG.
In DACH dominiert On-Prem
Unterschiede haben sich laut der Studie auch beim Cloud-Betrieb gezeigt. So dominiere bei den DSAG-Mitgliedern der S/4Hana-On-Premises-Ansatz. Gaben bei den ASUG-Mitgliedern 27% an, S/4Hana On-Premises einzusetzen oder dies zu planen, sind das mit 57% mehr als doppelt so viele der DSAG-Mitglieder.
Eine Differenz zeigt sich auch beim Rückgriff auf Managed Cloud. Dem vertrauen 12% der DSAG-Mitglieder doch 19% derjenigen der ASUG. Nahezu identisch ist dann wieder bei den IT-Umgebungen der Private-Cloud-Ansatz mit 23% (DSAG) und 24% (ASUG). Interessant auch, dass der Betrieb von S/4Hana in der Public Cloud insgesamt noch eine eher untergeordnete Rolle spielt.
Auffällig ist der Vergleich der S/4Hana-Nutzerzahlen der DSAG mit denen die im Mai 2021 von der IG SAP Schweiz vorgelegt wurden. Dort hatte eine deutliche Mehrheit angegeben, dass Einführung von S/4Hana nur schleppend vorankomme. Auf S/4Hana-Systeme setzen erst 13%, gerade mal 6,5% mehr als vor 2 Jahren, also "eine geringe Steigerung", wie die IG bemerkte. Wer mit dem aktuellen Stand zufrieden sei, glaube, dass sich die digitale Transformation auch ohne Wechsel stemmen lasse.
Bei der DSAG wird angegeben, dass fast ein Viertel der Anwender im DACH-Raum schon die S/4Hana-Variante nutzen, weitere 20% aktuell im Transformationsprozess seien und 37% ein entsprechendes Projekt planten. Das ist ein Optimismus, der nahe bei den letzten SAP-Quartalszahlen liegt. Diese wiesen für das S/4Hana-Business ein Umsatzplus von 39% gegenüber dem Vorjahresquartal aus und 16% mehr Cloud-Kunden.
Es ist noch Überzeugungsarbeit nötig
Laut DSAG legt die Zustimmung für Cloud-Lösungen im DACH-Raum weiter zu, allerdings nicht in dem Masse wie in Nordamerika. DSAG-Vorstandsvorsitzender Jens Hungershausen sagt: "Das könnte mit den Vorbehalten vieler Unternehmen im DACH-Raum zusammenhängen, sensible Firmendaten in die Cloud zu stellen. Hier braucht es noch tragfähige Konzepte und Überzeugungsarbeit."
Zudem zeigt sich, dass zwar die Mehrheit der ASUG-Mitglieder eher bis sehr zufrieden mit SAP-Lösungen ist, aber nur 30% der DSAG-Mitglieder. Von ihnen seien zudem 21% "eher beziehungsweise sehr negativ" gegenüber SAP-Lösungen eingestellt – nur gerade 5% der ASUG-Mitglieder äussern sich so kritisch.
Grafik: DSAG
Liegt es an der Cloud oder an SAP?
Interessant auch die Zahlen zum abgefragten Non-SAP-Bereich. Hier sind laut der Studie 65% (ASUG) und 60% (DSAG) eher und sehr zufrieden mit den eingesetzten Cloud-Lösungen. Negativ äussern sich hier nur 2% (ASUG) respektive 7% (DSAG).
Hungershausen sagt zu diesem Resultat: "Dass nur rund ein Drittel der DSAG-Mitglieder mit Cloud-Lösungen im SAP-Bereich zufrieden ist, aber 60% mit Cloud-Lösungen im Non-SAP-Bereich, hat uns überrascht". Er fügt an, dass SAP offensichtlich wichtige Themen wie Integration, Lizenzen und Sicherheit noch nicht zufriedenstellend gelöst habe, und Anbieter im Non-SAP-Bereich hier "wohl deutlich weiter" sind.
Lizenzmodelle und -kosten sind Herausforderung
Schliesslich haben die beiden Anwendergruppen noch ein Ranking der 3 grössten Problemfelder bei der Nutzung von SAP-Cloud-Diensten zusammengestellt. Es wird dominiert vom Thema Lizenzmodelle und -kosten (DSAG: 72%, ASUG: 41%), gefolgt von Datenschutz und IT-Sicherheit (DSAG: 53%, ASUG: 25%) sowie der fehlenden Integration (DSAG: 41%, ASUG: 15%).
Beim Thema Lizenzen werde der einfache Zugang zu Cloud-Diensten und deren Preis- und Leistungsbeschreibungen immer wichtiger, deutet man bei der DSAG die Ergebnisse. Und wegen der vielen unterschiedlichen Metriken in den Produkten und den Abhängigkeiten von Cloud-Services untereinander, werde die Problematik sicher nichts an Bedeutung verlieren.
Grafik: DSAG
Zusammengefasst nennt die DSAG für seinen Einzugsbereich folgende Resultate der Befragung. Die Mitgliedermehrheit setzt auch in Zukunft auf S/4Hana On-Premises. Nur knapp die Hälfte der Befragten steht der Cloud positiv, ein weiteres Viertel neutral gegenüber. Die grössten Herausforderungen ergeben sich aktuell bei den Lizenzmodellen und -kosten. Ausbaufähig ist das Wissen um Rise with SAP.