

"Die vor 1970 Geborenen bleiben digitale Immigranten"
23. September 2008 um 13:25
Moshe Rappoport vom "digitalen Dinosaurier" IBM zur Generationenkluft beim Umgang mit IT und dem IT-Business.
Moshe Rappoport vom "digitalen Dinosaurier" IBM zur Generationenkluft beim Umgang mit IT und dem IT-Business.
"Die Kluft zwischen den vor 1970 und nach 1980 Geborenen hinsichtlich der IT- und Computernutzung ist enorm. Erstere werden Zeit ihres Lebens 'digitale Immigranten' bleiben." Zu diesem Fazit kam gestern, Montag, Moshe Rappoport von IBM Research anlässlich der vom Future Network organisierten 2. Zürcher Konferenz zu Web 2.0, IT-Trends und zum "Wert der IT".
"Die meisten Jugendlichen haben bis zu ihrem 20. Lebensjahr Tausende Computerspiel-Stunden hinter sich und eignen sich dadurch Fähigkeiten und Denkmuster an, die der älteren Generation völlig fremd sind." Der veränderte, natürliche Umgang mit Technologie zieht Rappoport zufolge grosse Auswirkungen auf etablierte Unternehmen und Wirtschaftszweige nach sich.
Analog zu Computerspielen, wo man mit Risikoverhalten schnell zum Ziel komme beziehungsweise nach einem "Game Over" einfach neu beginne, zeichne sich die junge Generation durch Risikobereitschaft und schnelles Handeln aus. "Heute sind 25-Jährige, die bereits sechs bis sieben Firmengründungen hinter sich haben, keine Seltenheit mehr. Galt man früher als gescheitert, wenn eine Geschäftsidee nach zwei Jahren nicht mehr funktionierte, geht es heute viel stärker darum, Ideen auszuprobieren, umzusetzen und wieder zu verwerfen", erklärt Rappoport im Gespräch mit 'pressetext'.
Diese Denkweise spiele auch bei der Akzeptanz und Integration neuer Technologien in Unternehmen eine wichtige Rolle. Galten Manager bisher eher als Technologie-konservativ, werde es beim Eintritt der digital aufgewachsenen Generation - der sogenannten "Digital Natives" - zu einem radikalen Umdenken in Unternehmensführungen kommen.
Umdenken notwendig
"Darauf müssen sich auch Unternehmen wie IBM einstellen, um ihre Kunden weiterhin mit den gewünschten Services und Innovationen versorgen zu können", so Rappoport. "Sonst läuft man als Unternehmen mit einer knapp 100-jährigen Geschichte wie IBM schnell Gefahr, bei dieser neuen Generation von Geschäftsleuten als unbeweglicher Branchen-Dinosaurier wahrgenommen zu werden."
In den vergangenen acht Jahren, so Rapppoport, ist das gesamte tägliche Leben digital geworden. "Von der Kommunikation bis zum Bankenwesen oder den Supermärkten baut im Grunde alles auf IT-Prozessen auf. Wenn diese ausfallen, geht gar nichts mehr." Der umfassende Zugang zu Informationen habe aber auch das Machtverhältnis von Verkäufer und Käufer komplett umgedreht. "Wenn ich heute einen Fernseher kaufen will, gehe ich zwar vielleicht noch immer in ein Fachgeschäft und lasse mich beraten. Anschliessend kann ich das Preis-Leistungsverhältnis der angebotenen Ware aber im Internet überprüfen. Der Käufer weiss mittlerweile mehr als der Verkäufer", folgert Rappoport.
Too much Information
Der Rostocker Universitätsprofessor Clemens Cap erklärte hingegen bei seinem Vortrag in Zürich, dass diese Informationsflut für immer mehr Menschen schlichtweg eine Überforderung darstelle: "Wir werden daher die Frage lösen müssen, wie der Informationsraum, der einen in bestimmten Lebenssituationen und Kontexten umgibt, gestaltet und limitiert werden muss, damit der Einzelne überhaupt einen persönlichen Nutzen daraus ziehen kann", so Cap.
Mobile Endgeräte könnten Cap zufolge ein wichtiger Schlüssel sein, um personalisiert mit den Informationen versorgt zu werden, die einem in bestimmten Situationen weiterhelfen. "Das reicht - wenn erwünscht - von der gesteuerten Partnersuche über GPS und Bluetooth in einem Lokal bis hin zu Informationen über Anschlusszüge oder Restaurants, wenn man am Bahnhof auf den Zug wartet", erläuterte Cap. (pte/hjm)
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