Fallen die bilateralen Verträge mit der EU dahin, sehen knapp drei Viertel der Schweizer Unternehmen schwarz. Etliche sehen sich sogar in ihrer Existenz bedroht. Und über ein Drittel glaubt, die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts Schweiz habe gegenüber 2014 abgenommen.
Hauptgründe dafür sind die Frankenstärke und der hohe Preisdruck, wie KPMG in einer Studie ausweist. Befragt wurden 81 Unternehmen.
45 Prozent der Unternehmen beurteilten ihre Lage aufgrund der Frankenstärke als deutlich schlechter als noch im Vorjahr. Sie können den Preisdruck nur begrenzt weiter geben und verschaffen sich bestenfalls etwas Zeit für strukturelle Anpassungen.
Dieses veränderte Marktumfeld schlägt sich in einer negativeren Einschätzung des Wirtschaftsstandorts nieder. Die Schweizer Wettbewerbsfähigkeit bewerten 64 Prozent der Befragten schlechter als 2014 vor der Aufhebung der Euro-Untergrenze. 16 Prozent sehen sich in der Existenz bedroht.
Eine besonders starke Eindunkelung stellten gemäss KPMG die Sektoren Konsumgüter und Detailhandel sowie Industrie und Fertigung fest. Im Konsumgüter- und Detailhandelsbereich bezeichneten 71 und in Industrie und Fertigung 75 Prozent die Entwicklung als negativ.
Existenzbedrohende Risiken ohne Bilaterale
Politisch sind die Firmen wegen einer möglichen Kündigung der bilateralen Verträge mit der EU am meisten verunsichert. 73 Prozent der 81 befragten Unternehmen sehen in diesem Fall ein grosses bis existenzbedrohendes Risiko für ihre Betriebe.
Insgesamt richten sich die Unternehmen gemäss der Studie weiterhin auf Innovation und Wachstum aus und setzen nicht nur auf Kosteneinsparungen. Von den Firmen mit negativer Beurteilung des Marktumfelds führen 40 Prozent keine Restrukturierungen durch und planen auch keine.
Der Bund veröffentlichte am Freitag zwei unabhängige Studien, die riesige Folgen für die Wirtschaft errechneten, sollten die Bilateralen I ab 2018 als Folge der SVP-Zuwanderungsinitiative dahinfallen.
Gemäss der einen Studie würde das Bruttoinlandprodukt (BIP) bis 2035 um 460 Milliarden Franken einbrechen, gemäss der anderen um 630 Milliarden. Das entspricht einem aktuellen Jahreseinkommen der schweizerischen Volkswirtschaft.
Ohne die Bilateralen läge das BIP in zwanzig Jahren um 4,9 bzw. 7,1 Prozent tiefer als mit EU-Abkommen. Die unterschiedlichen Resultate kommen zustande, weil eine Studie die Forschungsabkommen nicht einrechnete. (mik)