Dynatrace trennt sich von einem seiner bisherigen Schweizer Partner

11. August 2010 um 14:51
  • rechenzentrum
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Der bekannte APM-Anbieter Dynatrace hat den Partnervertrag mit SysPerform gekündigt und löst dort ungewohnt scharfe Reaktionen aus.

Der bekannte APM-Anbieter Dynatrace hat den Partnervertrag mit SysPerform gekündigt und löst dort ungewohnt scharfe Reaktionen aus.
Die einstigen Dynatrace-Mitarbeiter Stefan Zoltai und Thomas Tammann, die sich im letzten Februar mit der Firma SysPerform selbstständig gemacht haben, verkaufen in Zukunft die APM-Lösungen (Application Performance Management) von AppDynamics. Hinter dem als "Technologiewechsel" deklarierten Lieferantentausch steht laut Zoltai ein "Rausschmiss" durch Dynatrace. Zoltai war seit 2007 zunächst Schweizer Partner und dann ab Januar 2008 Angestellter von Dynatrace – Tammann kam 2009 zur Schweizer Filiale - und hat dem Unternehmen nach eigenen Aussagen den Schweizer-Markt erschlossen. Mit der Gründung der SysPerform sei man zunächst Consulting-Partner von Dynatrace gewesen, dann aber "plötzlich als Konkurrenten" deklariert worden - schliesslich wurde die Partnerschaft auf Ende Juni gekündigt.
Zoltai beklagt, dass der Streit mit seinem früheren Arbeitgeber eine gewandelte Channel-Politik bei Dynatrace wiedergebe, von der auch ein deutscher Partner betroffen sei: "Den Partnern wird immer genauer vorgeschrieben, was sie zu tun oder zu lassen haben", sagt er gegenüber inside-channels.ch und spricht diesbezüglich von "amerikanischen Verhältnissen". Zoltais neue Firma führt derzeit in der Referenzliste zwar nur die bisherigen Dynatrace-Kunden, doch das soll sich bald ändern. Innerhalb des nächsten halben Jahres werde man mit AppDynamics den Kundenkreis in der Schweiz erweitert haben, ist Zoltai überzeugt.
"Unprofessionelles Geschäftsgebaren" von SysPerform
Bei der 2005 im österreichischen Linz gegründeten Dynatrace, die heute zu den APM-Marktführern zählt und ihr Haupquartier in Boston hat, spricht Geschäftsleitungsmitglied Hubert Gerstmayr von einer Entwicklung, die man so nicht vorausgesehen habe, die aber durchaus normal verlaufen sei. Mit der Selbstständigkeit sei die einstige "Win-Win-Situation" mit Zoltai und Tammann nicht mehr gegeben gewesen, erklärt er gegenüber inside-channels.ch. Statt Lizenzen zu verkaufen, woran "Dynatrace natürlich besonders gelegen ist", so Gerstmayr, habe SysPerform einzig das eigene Geschäft speziell im Bereich Schulung und Beratung fokussiert.
Noch deutlicher fallen die Erklärungen von Urs Tenini gegenüber inside-channels.ch aus, der seit Februar 2010 neuer Verkaufs-Chef der Dynatrace-Filiale in Zürich ist. Er spricht von einem "unprofessionellen Geschäftsgebaren" der beiden ehemaligen Mitarbeiter, die zur Kündigung des Vertrages mit deren neuer Firma geführt habe. "Stefan Zoltai hat die vorhandene Kundenbasis genutzt, um sein eigenes Geschäft aufzubauen", kritisiert Tenini und fügt an, Zoltai habe die bestehenden Kunden bezüglich der Rolle und der Zukunft von Dynatrace Schweiz absichtlich im Unklaren gelassen. Das habe die Kunden teilweise stark verunsichert - es habe Anfragen gegeben, ob Dynatrace langfristig überhaupt noch existieren werde. Deshalb habe man ein klärendes Gespräch mit Zoltai gesucht und ihm eine 30-tägige Frist eingeräumt, um sein Geschäftsgebaren zu ändern. Allerdings habe diese Massnahme nichts gebracht, so dass man sich gezwungen sah, die Partnerschaft mit SysPerform zu kündigen, führt Tenini weiter aus.
Er fordert Professionalität und Seriosität und fügt an, dass er beides bei der Auseinandersetzung mit der SysPerform vermisst habe. Inzwischen ist Dynatrace nicht nur dabei, neue Kunden zu finden, sondern auch neue Partner. Konkret ist seit kurzem mit Zühlke Engineering ein erster neuer Partner an Bord, wie Tenini sagt.
Entgegen den Aussagen von Zoltai, sagt Gertsmayr, werde Dynatrace auch weiterhin stark auf den indirekten Channel setzen: "Es sind in diesem Jahr genau mit einem weiteren Partner in Deutschland Probleme aufgetreten. Dabei waren die Schwierigkeiten ganz ähnlich gelagert wie bei SysPerform". Die Dynatrace-Lösung ist in der Schweiz bei namhaften Kunden wie Mobiliar, UBS, AXA Tech und unter anderem auch beim BIT (Bundesamt für Informatik und Telekommunikation) im Einsatz. (Volker Richert)

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