

"Ernstzunehmende Sicherheitsmängel" bei Ruag International
4. Juni 2021, 09:53Der CEO wehrt sich gegen Vorwürfe, seine Firma sei gehackt worden. Er räumt aber ernste Schwachstellen ein.
Eine IT-Sicherheitsfirma hat bei dem auf zivile Luft- und Raumfahrt spezialisierten Unternehmen Ruag International neue IT-Sicherheitsmängel festgestellt. Diese seien "ernstzunehmend", wie CEO André Wall im Interview mit der 'NZZ' sagt.
Er habe aufgrund der Security-Mängel mehrere Sofortmassnahmen angeordnet. So seien etwa Patches ausgerollt und das Security-Monitoring ausgebaut worden. "In diesen Bereichen war das Risiko zu gross, auch nur Tage oder Wochen zuzuwarten." Details zu den Sicherheitslücken nannte Wall nicht.
CEO: Keine Anzeichen für "Rundschau-Hack"
2016 war ein grosser Cyberangriff auf die frühere Ruag bekannt geworden, der gravierende Mängel in der Informatik ans Licht brachte. Der Bundesrat hatte anschliessend die Aufteilung seines Rüstungskonzerns inklusive der IT-Systeme beschlossen.
Bis mindestens 2019 bestanden weiterhin Security-Mängel, wie Recherchen von inside-it.ch zeigten. Auch ein Bericht des Schweizer Fernsehens soll zeigen, dass die Systeme bis mindestens kurz vor der Aufteilung der Ruag in einen Schweizer und einen internationalen Teil nicht besser geschützt waren als zum Zeitpunkt des grossen Hacks 2016.
Die Sendung "Rundschau" zeigte Videoaufnahmen von "anonymen Hackern", die zeigen sollten, wie sie letzten April Zugriff auf den Posteingang von CEO Wall erhalten hätten. Gegenüber der 'NZZ' sagte dieser, dass man den Bericht sehr ernst genommen habe. Aber man habe keinerlei Anzeichen dafür gefunden, "dass es bei uns einen Hack gab, so, wie ihn die 'Rundschau' dargestellt hat". Man habe "keine Hinweise darauf, dass Daten zugänglich waren oder entwendet wurden. Und wir haben keinen Weg gefunden, wie jemand von unseren Systemen auf das Netz der Ruag Schweiz beziehungsweise der Armee zugreifen könnte", so Wall.
SEC Consult überprüfte IT-Systeme
Der Ruag-International-CEO führt weiter aus, dass man den von der "Rundschau" dargestellten Ablauf, aufgrund der Screenshots, die man erhalten habe, "seltsam" gefunden habe. Man habe zur Überprüfung auch die Firma SEC Consult beigezogen. Diese habe Ruag International gesagt, man könne den dargestellten Ablauf nicht nachvollziehen.
Ruag International habe SEC Consult auch mit der Überprüfung der IT-Systeme beauftragt, erklärt Wall im Interview mit der 'NZZ'. Dabei seien "ernstzunehmende Sicherheitsmängel" gefunden worden. SEC Consult werde das Unternehmen in den nächsten Monaten unterstützen, bis die Probleme beseitigt seien.
Wenn die jetzt bekannten Sicherheitsmängel behoben seien, sollen "externe Spezialisten die IT weiterhin regelmässig mit simulierten Angriffen und Audits überprüfen", so der CEO. Ausserdem prüfe das Unternehmen, ob der CISO künftig Mitglied der Geschäftsleitung sein soll.
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