Die Bank Julius Bär bleibt "bis auf Weiteres" auf der bestehenden Host-Plattform. Paketlösung für die Zukunft "eine Option".
Die grosse Privatbankengruppe Julius Bär hat den Entscheid für oder gegen die Einführung eines Standard-Kernbankensystems in die Zukunft verschoben. Julius Bär habe sich entschieden, "bis auf Weiteres auf die bewährte und flexible IT-Plattform zu setzen. Eine Paketlösung bleibt aber für die Zukunft weiterhin eine strategische Option", so Sprecher Martin Somogyi auf Anfrage.
Nun ist der Entscheid für oder gegen die Einführung einer neuen Standard-Bankenlösung offenbar vertagt worden. Man kann davon ausgehen, dass "die Bären" nicht nur Avaloq, sondern auch weitere Lösungen, etwa das Software-Paket der Genfer Temenos, als Ablösung für die bejahrte, auf einem IBM-Grossrechner laufende Kernlösung angeschaut haben.
Dass man an der Zürcher Bahnhofstrasse keine Lust hat, sich gerade jetzt in ein grosses und komplexes Informatik-Projekt, das wohl mehr als 100 Millionen Franken veschlingen würde, zu stürzen, ist nachvollziehbar. Denn die grosse Privatbank hat, wie viele andere auch, zur Zeit andere Probleme als eine noch funktionierende IT-Plattform zu ersetzen. So leidet die Gruppe unter dem hohen Frankenkurs weil Kosten in Franken, viele Erträge aber in Dollar oder Euro anfallen. Zudem sorgen die europäische Schuldenkrise und der Steuerstreit mit den USA für viel Unsicherheit im Schweizer Finanzplatz generell.
Wann Julius Bär allenfalls wieder ein Migrationsprojekt hin zu einer Standard-Kernbankenlösung ins Auge fassen wird, ist nicht bekannt. Es dürfte aber nicht mehr fünf Jahre dauern, wie seit dem Entscheid vom Januar 2006, als ein ein laufendes Projekt zur Einführung von Avaloq
überraschend gestoppt wurde. (Christoph Hugenschmidt)
(Interessenbindung: Avaloq ist als Sponsor ein Werbekunde unseres Verlags.)