Forrester: Chip-Mangel hält noch bis 2023 an

22. April 2021 um 14:45
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Der Marktforscher nennt die Gründe für das Schlamassel, das viele Wirtschafts-Sektoren beeinträchtigt.

Der Appetit der weltweiten IT-Infrastruktur nach Chips ist grösser denn je, die Nachfrage wächst rasant. Besonders die Hyperscaler wie AWS, Azure, Google oder Alibaba, aber auch der Verkauf von Smartphones und der Chip-Hunger der grossen Hardware-Vendors tragen stark dazu bei. Dazu kommt, dass noch immer viele GPUs von Kryptominern in Beschlag genommen werden. Die Folge: Die Welt kämpft mit einem Nachschubproblem. Das schreibt Forresters Research Director Glenn O'Donnell in einer Analyse.
Verschärft wird die Knappheit durch die Pandemie. Für das Homeoffice wurden viele Laptops angeschafft, die ständigen Videokonferenzen lassen die Geräte in den Rechenzentren heisslaufen. Aber auch die Spannungen zwischen den USA und China tragen das Ihre zur Knappheit bei. Laut dem Forrester-Marktforscher horten chinesische Techfirmen Chips und belegen zusätzliche Fertigungsvolumen, weil sie sich vor Sanktionen fürchten. Als nun die Pandemie kurzzeitig einige Kapazitäten in den Chip-Fabriken stilllegte, reichte dies, um einen plötzlichen Mangel zu verursachen, der nur schwer zu beheben ist.
Die Mängel auf dem Markt für Halbleiter wirken sich stark auf andere Märkte aus. Alles was Rechenleistung vollbringen muss – vom schlauen Kühlschrank über den smarten Fernseher bis zum Auto – ist auf einen Chip angewiesen. Kürzlich mussten Autohersteller Arbeitende in Kurzarbeit schiecken, weil die notwendigen Chip-Mengen nicht geliefert wurden, wie zuletzt die 'Süddeutsche Zeitung' berichtete. "Die gesamte Wirtschaft leidet, wenn die Chipversorgung nicht gewährleistet ist", schreibt O'Donnell.

2 Jahre Bauzeit für eine Fabrik

Und er hat schlechte Neuigkeiten: Der Chip-Mangel werde anhalten, da die Digitalisierung immer mehr Bereiche erfasse und die Produktionskapazitäten nicht mithalten könnten. Zwar würden Kapazitäten aufgebaut, aber der Bau einer Anlage zur Fertigung von Halbleitern benötige Investitionen in Milliardenhöhe und rund zwei Jahre Bauzeit, so der Marktforscher. Die Konsolidierung in der Branche habe zudem dazu geführt, dass nur noch wenige Unternehmen selbst Chipfabriken betreiben würden.
Intel erklärte kürzlich, dass es 20 Milliarden Dollar für den Bau von zwei neuen Fabriken in Arizona investieren wird, während TSMC aus Taiwan 28 Milliarden Dollar ausgeben will. US-Präsident Biden traf sich kürzlich mit einer Gruppe von Führungskräften aus der Halbleiterindustrie, um die Notwendigkeit des Aufbaus weiterer Kapazitäten zu diskutieren. Auch in China wird die lokale Chip-Produktion gefördert. Aber das dauert aber alles seine Zeit.
"Da die Nachfrage hoch und das Angebot begrenzt bleiben wird, erwarten wir, dass dieser Engpass bis 2022 und in das Jahr 2023 hinein andauern wird. Der PC-Anstieg wird sich im kommenden Jahr etwas abschwächen, aber nicht sehr stark", heisst es von O'Donnell, der einen Chipnachfrage-Boom voraussagt. Höhere Ausgaben für Rechenzentren und das omnipräsente Edge Computing führen laut dem Research Director von Forrester zu einem "Goldrausch". Profitieren konnte bereits der Chiphersteller TSMC, der für das erste Quartal 2021 enorm gute Zahlen meldete.

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