Gefährlichster Laptop der Welt wird versteigert

24. Mai 2019 um 15:04
  • security
image

Es ist ein Horrorgerät, und kein vernünftiger Mensch möchte damit arbeiten.

Es ist ein Horrorgerät, und kein vernünftiger Mensch möchte damit arbeiten. Denn dieser Laptop hat es in sich: Auf einem Samsung NC10-14GB Netbook aus dem Jahre 2008 läuft Windows XP. Und auf dem Netbook sind die sechs gefährlichsten Schadprogramme aller Zeiten installiert.
Der erste gelistete Virus ist unter dem Namen ILOVEYOU bekannt geworden. Er verbreitete sich ab dem 4. Mai 2000 explosionsartig per Mail und infizierte über eine halbe Million Computer.
Sobig.F nistete sich ab dem August 2003 auf Windows-Geräten ein. Sobig löste genauso wie Anfang 2004 der Virus Mydoom auf den befallenen Rechnern einen Massenversand mit infizierten Anhängen aus. Die beiden gelten als die meist verbreiteten Würmer aller Zeiten.
Während diese drei Schädlinge vielleicht fast schon nostalgische Gefühle auslösen, sind die übrigen drei installierten Schadprogramme dagegen so richtig böse und gefährlich: BlackEnergy, WannaCry und Dark Tequila.
Schadenssumme von 95 Milliarden US-Dollar
Dark Tequila attackierte im vergangenen Jahr vornehmlich Bankkunden in Mexico und anderen Ländern Lateinamerikas. Über infizierte USB-Flashdrives besorgte sich Dark Tequila Bankdaten und -zugänge von Privaten und Firmen.
Die Crimeware BlackEnergy ist seit 2007 auf dem Schwarzmarkt erhältlich und war ursprünglich dafür gemacht, Botnetze für DDoS-Attacken zu errichten. Mit der Zeit hat sich die Malware weiterentwickelt. Der mögliche Einsatz reicht von der Versendung von Spam über das Stehlen von Bankzugriffsdaten bis zum systematischen Angriff auf politische Ziele.
WannaCry schliesslich startete am 12. Mai 2017 als grosser Cyberangriff, bei dem über 230'000 Computer in 150 Ländern infiziert und jeweils Lösegeldzahlungen verlangt wurden. WannaCry verschlüsselt sämtliche Daten des infizierten Rechners und verbreitet sie sich als Wurm weiter an andere Windows-Computer im Netzwerk. Dazu wird noch ein eine Backdoor installiert, mit dem Angreifer Daten stehlen können. Betroffen von WannaCry waren auch grosse Unternehmen wie FedEx, Renault, Deutsche Bahn, Telefónica PetroChina und Nissan.
Installiert auf dem Laptop hat diese Obergangster der Performance-Künstler Guo O Dong. Gemäss ihm haben die installierten Viren insgesamt einen Schaden von 95 Milliarden US-Dollar angerichtet. Guo O Dong hat das Kunstwerk "The Persistence of Chaos" in Zusammenarbeit mit dem Cybersecurity-Unternehmen Deep Instinct erschaffen.
Dong sieht sein Kunstwerk als Kritik an der heutigen Online-Kultur. Deep Instinct will damit auch auf die Gefahren von Malware für schlecht abgesicherte Firmen hinweisen.
Auf der Website des Projekts wird "The Persistence of Chaos" nun versteigert. Beim Laptop sollen sämtliche Internetfähigkeiten abgeschaltet werden, und der zukünftige Besitzer muss bestätigen, das Gerät nur zu akademischen oder künstlerischen Zwecken zu kaufen und die Viren nicht zu verbreiten.
Am Freitag 24. Mai um 17 Uhr lag das Höchstgebot für "The Persistence of Chaos" bei 1,2 Millionen US-Dollar. (paz)
Update: "The Persistence of Chaos" wurde am Montag 27. Mai für ein finales Gebot von 1'345'000 US-Dollar versteigert.

Loading

Mehr zum Thema

image

Basler Finanzkontrolle rügt IT-Sicherheit der Verwaltung

Ein ordnungsgemässer IT-Betrieb kann in der kantonalen Verwaltung "nicht flächendeckend und systematisch nachgewiesen werden", heisst es im Tätigkeitsbericht der Behörde.

publiziert am 26.9.2023 1
image

Bei Swisscom ist das Internet ausgefallen

Eine technische Störung hat am Dienstagmorgen den Zugriff aufs Internet bei Swisscom schweizweit für rund 50 Minuten beeinträchtigt

publiziert am 26.9.2023
image

Darum braucht es eine neue Balance zwischen staatlichen und privaten Akteuren im Cyberspace

Forschende der Uni Zürich und der Berner Fachhochschule erklären, warum die Balance zwischen den Säulen der Cyberstrategie der Schweiz – Sicherheit, Strafverfolgung und Defence – neu tariert werden sollte. Start einer 3-teiligen Serie.

publiziert am 26.9.2023 1
image

Das ÜPF-Überwachungssystem ist bereits im Einsatz und kann neue Tricks

Seit August nutzen Kapos und das Fedpol das neue System FLICC, wie inside-it.ch erfahren hat. Es soll Überwachungstypen aus der laufenden VÜPF-Revision unterstützen können. Diese sind hoch umstritten.

publiziert am 22.9.2023 1