Geldmaschine Swisscom

13. August 2008 um 09:47
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Swisscom steigert Umsatz, EBIT und Cash Flow massiv, verzeichnet aber einen finanztechnischen Rückschlag beim Reingewinn. Der Ex-und-immer-noch-Teilmonopolist will weiterhin Geld verteilen.

Swisscom steigert Umsatz, EBIT und Cash Flow massiv, verzeichnet aber einen finanztechnischen Rückschlag beim Reingewinn. Der Ex-und-immer-noch-Teilmonopolist will weiterhin Geld verteilen.
Der grösste Schweizer Telekommunikationskonzern Swisscom konnte im ersten Halbjahr Umsatz, Betriebsgewinn und Cash Flow im Vergleich zum letzten markant steigern. Dies weil erstmals die Zahlen des übernommenen italienischen Providers Fastweb voll in die Rechnung einbezogen wurden.
Swisscom setzte in den ersten sechs Monaten netto 5991 Millionen Franken um (+ 17,6 %), erzielte einen EBIT (Gewinn vor Steuern und Zinsen) von 1397 Franken (+ 13,8 %) und einen Reingewinn von 840 Millionen Franken (- 10,3 %). Der buchhalterische Reingewinn litt unter einer Rückstellung von 126 Millionen Franken. Swisscom will offenbar Teile der Festnetz- und Mobilfunkinfrastruktur zurückkaufen, die man zwischen 1996 und 2002 ins Ausland verkaufte und dann zurückleaste.
Gigantischer Geldfluss: Angestellte wollen auch etwas
Aktionäre (der Bund und Private) aber auch Konkurrenten und Angestellte von Swisscom dürfte eine andere Zahl sehr interessieren: Der "Operating Free Cash Flow" (Geldzufluss aus betrieblicher Tätigkeit minus Kapitalkosten) betrug 1359 Millionen Franken. Fette 39 Prozent mehr als vor einem Jahr.
Von jedem Franken, den Swisscom einnahm, blieben also 23 Rappen in den Kassen des Ex-Monopolisten hängen. Berücksichtigt man, dass Swisscom auch niedermargige (SCIS) oder unprofitable Geschäfte (Bluewin TV) hat, so lässt sich leicht abschätzen, dass die Nettomarge im Kerngeschäft Telefonie noch viel höher als die 23 Prozent sein muss. Jeder Buchhalter eines Industrie- und oder Handelsbetriebs träumt nur in seinen wildesten Träumen von solchen Gewinnen.
Swisscom kündigt denn auch an, den Aktionären ungefähr 2,5 Milliarden Franken aus den Gewinnen von 2008 ausschütten zu wollen. Nicht unverständlich, dass sich heute morgen auch schon die Gewerkschaft Kommunikation gemeldet hat. Sie fordert, dass nicht nur die Aktionäre mit Geld überschüttet werden, sondern auch die Angestellten etwas bekommen. Man werde bei den Lohnverhandlungen im Herbst eine Reallohnerhöhung verlangen.
"Massive Preissenkungen"?
Natürlich liegt Swisscom daran gelegen, die Konkurrenzsituation als möglichst hart darzustellen, um die Politik milde zu stimmen und vor Regulierungen abzuhalten. So schreibt Swisscom von "massiven Preissenkungen". Tatsächlich betrugen diese etwa 200 Millionen Franken bei einem Schweizer Umsatz von 4233 Millionen Franken, also ungefähr fünf Prozent. Massiv?
Den Berner Exmonopolisten ist es gelungen, diese Umsatzrückgänge wegen den angeknabberten Preise fast ganz zu kompensieren. So konnte Swisscom 193'000 zusätzlich Breitband-Kunden gewinnen (+ 12,8%) und die Zahl der Bluewin-TV-Kunden verdoppeln. Wir glauben allerdings, dass Bluewin-TV wegen den sehr hohen Investitionen in die Infrastruktur sowie hohen Software-Lizenzkosten (Lieferant ist Microsoft) nicht profitabel ist. (Christoph Hugenschmidt)

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