

Glasfaser-Hickhack am Rhein
16. Dezember 2008 um 16:50
Die Industriellen Werke Basel würden gerne ein flächendeckendes Glasfasernetz mit Hilfe von Swisscom bauen. Voraussetzung ist aber die Gleichberechtigung der Marktteilnehmer. Der Telekom-Marktführer ist zwar bereit, viel zu investieren, möchte aber im Gegenzug sein Mehrfasermodell durchsetzen.
Die Industriellen Werke Basel würden gerne ein flächendeckendes Glasfasernetz mit Hilfe von Swisscom bauen. Voraussetzung ist aber die Gleichberechtigung der Marktteilnehmer. Der Telekom-Marktführer ist zwar bereit, viel zu investieren, möchte aber im Gegenzug sein Mehrfasermodell durchsetzen.
In der Stadt Basel soll demnächst ein Glasfasernetz entstehen, das schnelle Internet-Verbindungen, hochauflösendes Fernsehen und weitere Dienste bietet. Das Problem ist, dass man sich am Rhein nicht einig ist, ob das Netz vom Stadtwerk oder vom ehemaligen Telekom-Monopolisten Swisscom gebaut werden soll. Die Industriellen Werke Basel (IWB) teilten heute mit, dass für den Bau eines flächendeckenden Glasfasernetzes ("FTTH-BS") intensive Verhandlungen mit allen Marktteilnehmern im Gang seien. Eine mögliche Option sei die Investitionspartnerschaft mit Swisscom.
Swisscom will Zugriff auf eigene Faser
Erst vor einer Woche hatte Swisscom-Chef Carsten Schloter gesagt, dass man den Stadtwerken in Basel und Zürich 178 Millionen Franken geboten habe, um Zugriff auf eine von mehreren Glasfasern zu erhalten. Man habe aber keine Antwort erhalten. Was Schloter nicht sagte: Ein Treffen mit den IWB und anderen Marktteilnehmern für den 12. Dezember war damals schon anberaumt worden. An dieser Sitzung kam man sich nun offenbar etwas entgegen und die IWB wollen das 58-Millionen-Franken-Angebot nun genauer unter die Lupe nehmen.
IWB-Sprecher Dietmar Küther betont gegenüber inside-it.ch, dass der diskriminierungsfreie Zugang für alle Marktteilnehmer das Entscheidende beim Bau eines Glasfasernetzes bis in die Haushalte sei. Den Bau von zwei verschiedenen Netzen wolle man vermeiden. Die IWB sind Mitglied des Verbands Openaxs, um dann selber auf eine Faser exklusiven Zugriff zu haben. So müsste Swisscom nicht als Wiederverkäufer auftreten, sondern könnte eigene Angebote zusammenstellen (Zugriff auf Layer 2). Küther sagt, dass die IWB sowohl das Einfaser- wie auch das Mehrfasermodell prüfen.
Die IWB wollen im ersten Quartal 2009 dem Basler Regierungsrat einen Investitionsantrag für das FTTH-BS vorlegen. Küther konnte nicht sagen, wie hoch dieser sein wird. Schloter sagte am vergangenen Dienstag, Basel und Zürich könnten mit den Mitteln von Swisscom die Hälfte der Baukosten sparen. Demnach müsste das Netz um die 120 Millionen kosten. Küther meint, dass es eine sehr breite Spanne von 50 bis 300 Millionen Franken gibt.
Sunrise: Was wollen die IWB?
Die Kosten abzuschätzen ist schwierig, weil noch nicht klar ist, welche Unternehmen in welcher Form mitmachen werden. Die IWB sind nicht nur mit Swisscom, sondern auch mit anderen Telekom-Anbietern wie Sunrise, Orange, Digital Cable Group und Cablecom im Gespräch. Auch andere Stadtwerke, die Stiftung für Konsumentenschutz, die Eidgenössische Kommunikationskommission und gar die Wettbewerbskommission wurden miteinbezogen. Gemäss Küther werden Ende Januar weitere Gespräche stattfinden.
Sunrise begrüsse den Entscheid, dass die IWB eine Koordination anstreben und explizit den Wettbewerb beim Kunden ins Zentrum der Überlegungen stellen, sagt Sunrise-Sprecherin Sevgi Gezici zu inside-it.ch. "Für uns ist allerdings noch nicht geklärt, was die IWB genau wollen. Vierfaser- oder Einfaser-Modell sind Richtungsentscheide, die noch zu fällen sind." Sunrise glaubt – im Gegensatz zur Swisscom – dass die Mehrkosten eines Mehrfasermodells nicht nötig sind und den Preis für die Konsumenten verteuern. Mehrere Fasern würden für den Konsumenten auch den Wechsel des Anbieters erschweren. Gleicher Meinung ist auch das Zürcher Stadtwerk EWZ, das vom Angebot von Swisscom nichts wissen will und das Einfasermodell bevorzugt. (Maurizio Minetti)
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