

Grossbritannien schliesst Huawei vom Ausbau seines 5G-Netzes aus
14. Juli 2020 um 15:50Der Ausschluss dürfte einige Milliarden kosten. Marktforscher haben die potentiellen Schäden für Europa berechnet.
Der chinesische Technologiekonzern Huawei soll nun endgültig nicht am Ausbau des 5G-Mobilfunknetzes in Grossbritannien beteiligt werden. Das teilte der zuständige britische Minister Oliver Dowden im Parlament in London mit.
Der Kauf von Huawei-5G-Komponenten für Netzwerkanbieter in Grossbritannien soll demnach ab Ende dieses Jahres komplett verboten sein. Bereits verbaute Teile sollen bis 2027 entfernt werden, so Dowden. Noch Anfang des Jahres hatte die Regierung von Premierminister Boris Johnson eine Beteiligung Huaweis zumindest teilweise erlaubt – ausserhalb des besonders sensiblen Kernnetzes.
Grund für den Schritt sind nach Angaben der Regierung neben Sicherheitsbedenken auch die Folgen der kürzlich verhängten US-Sanktionen gegen Huawei. Washington versucht seit Monaten, Druck auf seine Partner auszuüben, Huawei vom Ausbau seiner 5G-Netze auszuschliessen. Grossbritannien hofft auf ein lukratives Handelsabkommen mit den USA nach dem Austritt aus der Europäischen Union. Ein Streit um Huawei hätte die Verhandlungen erheblich belasten können.
Doch auch mit China hofften die Briten nach dem Brexit auf ein erhöhtes Handelsvolumen. Allerdings sind die Beziehungen mit Peking derzeit durch den Streit um das von China eingeführte Sicherheitsgesetz in der ehemaligen britischen Kronkolonie Hongkong ohnehin erheblich angespannt.
Der Bann könnte Milliarden Kosten
Chinas Botschafter in London, Liu Xiaoming, bezeichnete den Ausschluss von Huawei als enttäuschend und falsch. "Es ist fragwürdig geworden, ob Grossbritannien ein offenes, faires und nicht diskriminierendes Geschäftsumfeld für Unternehmen aus anderen Ländern bieten kann", so der Diplomat per Twitter.
Auch Huawei in Grossbritannien zeigte sich enttäuscht vom Ausschluss. Die Entscheidung drohe, das Land "auf die digitale Schleichspur zu führen, Mobilfunkdienste teurer zu machen und die digitale Ungerechtigkeit zu vertiefen, so das Unternehmen. "Unsere Zukunft in Grossbritannien ist leider politisiert worden, es geht um US-Handelspolitik, nicht um Sicherheit", hiess es in der Huawei-Mitteilung.
Erwartet wird, dass der Ausbau des 5G-Netzes in Grossbritannien durch die Kehrtwende nun um bis zu drei Jahre zurückgeworfen wird und um Milliarden teurer wird. Für 31 europäische Länder hat der Marktforscher Oxford Economics im Auftrag von Huawei ausgerechnet, dass sich die zusätzlichen Kosten pro Jahr auf insgesamt fast 3 Milliarden Euro belaufen.
Die Marktforscher rechnen zudem damit, dass der Gesamtverlust des Bruttoinlandprodukts (BIP) für Europa bis 2035 etwa 40 Milliarden Euro betragen könnte. Für die Schweiz extrapoliert die Studie BIP-Einbussen zwischen 400 Millionen und 4,3 Milliarden Euro aufgrund eines zu erwartenden geringeren Wirtschaftswachstums und einem damit verbundenen langsameren technologischen Wachstum – falls Huawei ausgeschlossen würde.
Update (15.7.2020): Der Artikel wurde um die Aussage von Liu Xiaoming ergänzt.
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