Mit einem klaren Bekenntnis zum Channel stellte sich heute der neue Chef von HP-Schweiz, Marcel Borgo, erstmals der Presse.
Obwohl seit Sommer 2012 das Geschäft mit Servern sowie PCs regelrecht eingebrochen ist und sich auch im Weihnachtsgeschäft kaum erholt hat - die Drucker-Sparte hatte etwas weniger stark gelitten - will Hewlett Packard (HP) hierzulande dennoch in etwa den Jahresumsatz des Vorjahres von knapp zwei Milliarden Franken erreicht haben. Dies sagte der
neue HP-Schweiz-Chef Marcel Borgo heute Morgen an einem Medienanlass in Dübendorf. Borgo, seit rund 40 Tagen an der Spitze von HP-Schweiz, betonte, dass man auch 2012 in den meisten Marktsegmenten für Hardware (Server, Storage, Desktop, Notebook, Workstations und Druck - nicht aber bei dem für HP neuen Bereich Netzwerk) die Position als Marktleader halten konnte.
Weil der amerikanische Konzern bekanntlich keine Länderzahlen ausweist, muss man sich mit der Information begnügen, dass der Gesamtumsatz von 127,4 Milliarden Dollar (2011) auf 120,4 Milliarden Dollar (2012)
um rund 5 Prozent gesunken ist.
Borgo warnte davor, den (kurzfristigen) Blick auf die diesmal nicht so guten Zahlen allzu wichtig zu nehmen. Entscheidend sei vielmehr das Feedback aus der Industrie. "Hier sehen uns die Analysten langfristig gut aufgestellt", sagte Borgo, "und wir werden auch in Zukunft profitabel arbeiten und uns Wachstum nicht kaufen". Vielmehr werde HP weiterhin die vier zentrale strategische Schwerpunkte pushen: Cloud, Security, Big Data und Mobility.
Eine Cloud für Röntgenbilder
Als erste Neuheit 2013 in Sachen Cloud stellte HP Schweiz die "Swiss Radiology Cloud" vor. Damit sollen künftig die Spitäler ihre immer mehr Speicher fressenden Röntgenbilder via Internet aus dem HP-Rechenzentrum in Bern beziehen können. Statt dass Spitäler eigene Storage-Infrastrukturen aufbauen müssten, übernimmt ein Cloud-Service die Aufgabe. Dies vereinfacht insbesondere auch den Datenaustausch mit anderen Spitälern oder Ärzten auch über die nationale Grenze hinweg. Im zweiten Quartal 2013 sollen die ersten Kunden den Service nutzen können. Derzeit sind noch keinen Angaben zu den Preisen gemacht worden.
Ein neuer Anlauf für IBIS3G
Für HP zahlt sich der Service auch deshalb aus, weil das von RTC betrieben Rechenzentrum endlich stärker ausgelastet wird. Ursprünglich sollten von hier aus Banken mit der Software "IBIS3G" bedient werden. Allerdings hatte sich deren Entwicklung verzögert, so dass Konkurrenten wie Finnova, Avaloq und Co. inzwischen weitgehend den Markt unter sich aufgeteilt haben. Einen prestigeträchtigen Kunden, die PostFinance,
konnte HP nicht überzeugen das RZ bisher nicht richtig auslasten. Borgo will das aber nicht nur mit der Radiologie-Cloud ändern, sondern mit IBIS3G noch einmal einen neuen Anlauf nehmen: "Wir haben soeben als erste ein Tool für die Abgeltungssteuer realisiert", die Entwicklung der Software sei damit so weit wie möglich abgeschlossen und man werden "nun die Aquisition von Kunden verstärkt angehen".
Superschneller Tintenstrahldrucker für Firmen
Auch in Sachen Druck zeigte HP heute in der Schweiz erstmals einen schnellen, Business-tauglichen A4-Tintendrucker. Die neuen X-Series-Geräte nehmen den gerade im letzten Jahr sich rasant verstärkenden Trend zum Inkjet-Verfahren fürs Geschäftsumfeld auf. Die Drucker liefern bis zu 70 (!) Seiten pro Minute, verbrauchen viel weniger Strom als vergleichbare Laser-Drucker und die Tinte ist wisch- und wasserfest - wie die HP-Spezialisten eindrücklich demonstrierten. Deshalb werde man sich aber nicht aus dem Laser-Geschäft verabschieden, hiess es bei der Präsentation.
"Konstanz, Einschätzbarkeit und ein klares Bekenntnis zur Zusammenarbeit"
Mit Borgo hat nach sechs erfolgreichen Jahren Hauke Stars ein Urgestein der Schweizer IT-Branche das Ruder bei HP-Schweiz übernommen. Borgo arbeitet bereits seit 1989 in dem Gebäude der hiesigen HP-Zentrale in Dübendorf. Der Channel und speziell die Business-Partner, so Borgo, erwarten in der nach wie vor wirtschaftlich schwierigen Zeit "Konstanz, Einschätzbarkeit und ein klares Bekenntnis zur Zusammenarbeit". Dafür stehe er ein, was er auch an der Kickoff-Veranstaltung 2013, zu der sich HP gerade drei Tage lang in der Lenk mit 50 ausgewählten Partnern getroffen hat, klar gemacht habe. Zugute käme ihm dabei, dass er im Verlauf seiner langen Karriere "wohl jeden Partner schon einmal persönlich getroffen" hat, und es helfe sicher, dass er Schweizer sei. Die Stärkung des Channels und der Partner
ist auch auf Konzernebene in letzter Zeit immer wieder thematisiert worden. Ein besonderes Anliegen, und Borgo hat es heute mehrfach hervorgehoben, ist ihm die Talentförderung insbesondere junger Mitarbeiter: "Wir brauchen neue, wir brauchen junge Ideen", so der frisch gekürte CEO.
Doch in Sachen Wettbewerbsfähigkeit und somit Innovation, ist HP Schweiz vom Mutterhaus abhängig. Die Konzernspitze habe diesbezüglich klar signalisiert, dass man das verfügbare Geld - der Cashflow lag Ende 2012 bei rund 10 Milliarden Dollar - insbesondere für Neuentwicklungen verwenden werde: "HP wird Innovationen künftig nicht mehr zukaufen, sondern selber entwickeln", so Borgo. (Volker Richert)