HP-Totalumbau könnte Kunden widerspenstig machen

13. September 2011 um 15:49
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Der von Léo Apotheker verordnete Umbau senkt bei knapp der Hälfte der Kunden die Kauflust. Betroffen sind PCs und – Software und Services!

Der von Léo Apotheker verordnete Umbau senkt bei knapp der Hälfte der Kunden die Kauflust. Betroffen sind PCs und – Software und Services!
Die 640 IT-Professionals aus US-Unternehmen, die an einer Umfrage von 'InformationWeek' teilnahmen, mögen HP bisher eigentlich sehr: Die Hälfte erklärte, dass sie meist sehr zufrieden mit HP-Produkten und Services seien, knapp ein Viertel "lieben" sie sogar. Knapp ein Viertel meinte, dass sie manchmal gut, manchmal schlecht seien, nur vier Prozent findet sie meist nicht so toll wie Konkurrenzprodukte. Dementsprechend haben auch 98 Prozent der Teilnehmer zumindest einige HP-Produkte im Einsatz.
Die vom CEO Léo Apotheker vor rund einem Monat verkündete Absicht, HPs Fokus in Zukunft hauptsächlich auf Software und Services zu verlegen und die PC-Abteilung möglicherweise abzustossen oder abzuspalten, macht aber einen grossen Teil der Kunden misstrauisch. Uneingeschränkt positiv äussert sich dazu nur 5 Prozent. Eine Mehrheit von 52 Prozent glaubt, dass es schon gut herauskommen werde, will aber noch abwarten, wie sich die neue Strategie auf die Produkte auswirkt. Immerhin ein Drittel bewertet die Änderungen aber schon jetzt negativ und glaubt, dass man in Zukunft wahrscheinlich weniger HP-Sachen kaufen werde. Und sechs Prozent will gar keine HP-Produkte mehr.
Erklärungsbedarf
Noch interessanter sind die Aussagen, die sich auf einzelne Produktebereiche beziehen. Das HP-Managment bemüht sich seit der ursprünglichen Ankündigung, dass das PC-Geschäft abgestossen werden könnte, zwar lautstark um Schadensbegrenzung und betont immer wieder, dass sich ja für die PC-Abteilung eigentlich gar nichts ändern soll. Bei den 'InformationWeek'-Lesern scheint die Botschaft aber nicht angekommen zu sein. Mehr als zwei Drittel finden HP-PCs nun weniger attraktiv, als bisher.
Noch weniger gefallen dürfte den HP-Verantwortlichen aber, dass nach der Ankündigung auch der Glaube an HP-Software und –Services - also genau die Breiche, die ausgebaut werden sollen - nicht etwa gestiegen sondern tendenziell sogar gesunken ist. Drei Viertel der Teilnehmer zeigen sich von der Ankündigung unbeeindruckt, aber nur je fünf Prozent finden diese Produktebereiche nun attraktiver, während je rund 20 Prozent sie weniger attraktiv finden.
Und worin sollte HP in der Zukunft vor allem investieren? Auch hier raten die Umfrageteilnehmer so ziemlich das Gegenteil von dem, was die HP-Oberen planen. Am häufigsten benannt werden Printer und Server, gleich dahinter kommen schon die klassischen PCs, gefolgt von Storage, Netzwerkprodukten und Mobilgeräten. Erst hinter all dem "Blech" folgen die verschiedenen Software- und Servicebereiche. Da kommt also wohl noch einiges an Erklärungsbedarf auf HP zu.
Eine für den Erfolg der HP-Strategie entscheidende Angabe, nämlich wie sich Sentiments und Ressentiments auf verschiedene Kundengrössen aufteilen, fehlt aber in den Zahlen von 'InformationWeek'. Wenn halt nur Grosskunden HPs Strategiewechsel goutieren, dürfte das Apotheker schon durchaus zufriedenstellen. Schliesslich geht es ihm letztendlich nicht darum, Kunden zu begeistern – das ist Mittel zum Zweck – sondern darum, die Marge zu erhöhen. (Hans Jörg Maron)

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