Im Hintertreffen: Google setzt im Rennen der Hyperscaler voll auf Multicloud

15. Oktober 2021 um 15:12
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An der Hausmesse Google Cloud Next hatte der Konzern einige Neuerungen im Köcher. Aufschlussreich waren vor allem zwei strategische Entscheidungen.

Diese Woche ist die Google Cloud Next über die Bühne gegangen, die dreitägige Hauskonferenz, an der der Techkonzern seine Cloud in ein gutes Licht rückt. Auffällig: Es ging neben den omnipräsenten Themen Security und Datensicherheit, immer wieder um offene Infrastruktur und Collaboration-Technologien. Also darum, dass Kunden von Google Cloud ihre Workloads und Daten flexibel verteilen können – auch über die beiden grossen Konkurrenten von Google im Cloudgeschäft: AWS und Microsoft Azure. 
Google ist mit seinem Cloudgeschäft im Wettstreit weit hinter den beiden zurückgeblieben: Amazons Cloudtochter hat letztes Jahr laut Gartner mit Infrastruktur-Services 26,2 Milliarden Dollar umgesetzt, Microsofts Azure rund 13,7 Milliarden. Da nehmen sich die 3,4 Milliarden von Google Cloud klein aus, auch wenn das Geschäft um 66% gewachsen ist. Der Cloudmarkt gilt aber auch für den Suchmaschinen-Riesen als Zukunftsgeschäft.
Dieses soll nun offenbar stärker über den Multicloud-Ansatz erschlossen werden, also die Kombination verschiedener Anbieter. Aufschlussreich war dafür etwas die Ankündigung eines Data-Warehouse-Dienstes, der auf verschiedene Clouds zugreifen kann. Damit könnte Google für sein Geschäft mit KI und Analytics für seine Kunden auch an Daten in AWS und Azure gelangen.
Für die Spezialität KI und Analytics, die der Konzern in seinem gigantischen Geschäft mit Suchmaschinen entwickelt und perfektioniert hat, hat er auch Lösungen für eine verteilte Cloud vorgestellt. Die Daten sollen damit näher an den Kunden und die Ränder des Netzwerks, um in Echtzeit verarbeitet werden zu können. Mit Outpost und Azure Stack ist dieser Ansatz des Edge Computings von der grossen Konkurrenz bekannt, aber Google wird im Analytics-Bereich sicher mitzureden haben.

Kundenwünsche: Multicloud drängt sich den Hyperscalern auf

Edge Computing und Multicloud lauten die grossen Stichworte also. Auch mit zweiterem steht Google natürlich nicht allein da: AWS hatte es erst vor ziemlich genau einem Jahr aufgegeben, den Ansatz im Marketing-Material zu verbieten. An der Reinvent im Dezember verkündete AWS-Chef Andy Jassy dann einige Öffnungsschritte. Bei Azure war man schon früher dran. Es dürfte interessant sein, was die beiden Konzerne dieses Jahr an ihren Hauskonferenzen verkünden.
Die zwei Themen sind schon länger in der Diskussion, nun gewinnen sie aber nochmals an Gewicht. Multicloud drängt sich den Hyperscalern auch auf: Zwar hört man derzeit häufig davon, dass in hybriden Umgebungen, auch On-Premises wichtig bleiben wird. Aber der Zug in die Cloud ist ungebrochen und dort wollen die Kunden gerne flexibel entscheiden und Services verschiedener Anbieter beziehen. Eine Studie vom letzten Frühling zeigte: Fast zwei Drittel der globalen IT-Führungskräfte wollen mehr IT-Funktionen in die Cloud verlagern, über die Hälfte wollte dabei auf eine Multicloud-Architektur umsteigen, 17% war dies bereits gelungen.

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