In der Entwickler-Bleiche von Microsoft

20. November 2012 um 13:01
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An der Microsoft-Technologiekonferenz Tech Days gab es keine sensationellen Ankündigungen, sondern solide Hintergrundinformation für Software-Entwickler und IT-Fachleute.

An der Microsoft-Technologiekonferenz Tech Days gab es keine sensationellen Ankündigungen, sondern solide Hintergrundinformation für Software-Entwickler und IT-Fachleute.
Bereits zum neunten Mal veranstaltet Microsoft Schweiz gestern Montag und heute die Microsoft Tech Days Basel, die fast schon traditionelle Konferenz für technologieorientierte Nutzer der Produkte des Redmonder IT-Riesen. Neu war dieses Jahr die Aufteilung in zwei separate Tage für Entwickler und andere IT-Professionals im Stil der Shape-Konferenz, die bereits im Frühling über die Bühne ging. Die Tech Days zogen heuer rund 1200 Teilnehmer an, davon etwas mehr als die Hälfte am Entwickler- und etwas weniger am IT-Pro-Tag. Besonders erwähnenswert fand Christof Zogg, Director Developer & Platform Group bei Microsoft Schweiz, an seiner Eröffnungs-Keynote zudem die Anwesenheit von 80 Studenten.
Tech-Update zu bereits Bekanntem
Wirklich sensationell Neues hatte Microsoft nicht zu vermelden. Über Windows 8 sollten Programmierer, die für die Microsoft-Plattformen entwickeln, schon Bescheid wissen. Auch die Neuerungen bei SharePoint, Azure und Office samt Office365 sowie bei Windows Server 2012 sind schon länger angekündigt und zum Grossteil verfügbar. Das Gleiche gilt für Windows Phone 8 – die neue Version des Smartphone-OS, mit der Microsoft diverse Kritikpunkte, die bei Windows Phone 7 zu Tage traten, eliminiert hat.
So boten die Tech Days denn auch in erster Linie eine gute Gelegenheit, das bisher vielleicht erst ansatzweise vorhandene Wissen zu den neuen Produkten zu vertiefen. Sessions wie "Advanced Windows 8 HTML/JavaScript" oder "Tips and Tricks for developing Windows Store Apps using XAML and C#" illustrierten anhand von Code-Beispielen, wie man Neuerungen der Windows-8-Oberfläche wie beispielsweise die Charms Bar und Contracts nutzbringend in die eigenen Anwendungen integriert. Näheres zum Trend-Programmiermodell MVVM (Model View ViewModel), eine für neue Technologien wie HTML5 und WPF aktualisierte Variante der bekannten MVC-Architektur, gab es in der Session "Bringing MVVM to the Web – Einführung in Single Page Applications" zu hören. Und auch die feineren konzeptuellen Unterschiede zwischen herkömmlichen Desktop-Anwendungen und neuen Windows-Store-Apps kamen zur Sprache, dies vor allem in einer eigenen Session mit dem Titel "Von der Desktop-Anwendung zur Windows 8 App". Über alles gesehen trat das Ziel der Veranstaltung klar heraus: Die Entwicklergemeinde soll einmal mehr auf die "neue Ära" eingeschworen werden, in die Microsoft laut eigener Aussage eingetreten ist.
Mehr Cloud von Microsoft
Mehrere Vorträge befassten sich mit den zusätzlichen Möglichkeiten von Microsofts Cloud-Plattform Windows Azure, die im Juni angekündigt wurden und seither nach und nach verfügbar werden, aus Entwicklersicht. Dazu gehören etwa Webhosting für Websites und Webanwendungen auf Basis von ASP.NET, PHP und Node.js, virtuelle Maschinen zur Selbstverwaltung, Media Services wie Streaming und Encoding sowie Mobile Services: Hier geht es um Back-end-Funktionen wie Datenbanken, User-Authentifizierung und Push-Benachrichtigungen, die Entwickler in ihren Mobilanwendungen einsetzen können.
Interessant an der Einführungs-Session "Windows Azure – die Juni 2012-Release": Eine kurze Frage des Referenten ergab, dass nur rund die Hälfte der Teilnehmer Windows Azure überhaupt kannten und erst ein verschwindender Bruchteil schon mit Azure-Services gearbeitet hat. Konkurrent Amazon dürfte da schon einiges mehr an Bekanntheit geniessen.
Geld machen mit Apps
Schon an der Shape-Konferenz gab es eine Session mit dem Titel "Apponomics". Diese wurde an den Tech Days wiederholt, mit einigen Ergänzungen versehen und auf den neuesten Stand gebracht. Nach wie vor ist Microsoft in Person von Christoph Zogg der Ansicht, das mit dem App-Markt habe eben erst begonnen, und die schiere Übermacht der bisherigen Windows-User würde auch Windows-basierten Tablet- und Smartphone-Apps eine überaus goldene Zukunft bescheren. Gleichzeitig merkte Zogg an, der "Long Tail" von selten oder nie verkauften Produkten sei bei Apps wohl noch länger als im Musikbusiness, wo ja ebenfalls einige Abräumer wie Lady Gaga einer Unzahl unbekannter Bands gegenüberstehe, die ihr Demotape allenfalls fünf Kollegen verschenken könnten. Und: zwei Drittel aller App-Projekte würden nicht einmal die Entwicklungskosten wieder einspielen.
Da der Windows-App-Markt aber ja erst am Starten sei, sei die Gelegenheit für die erfolgreiche App-Vermarktung gerade jetzt noch besonders günstig. Damit die Apps nach der aufwendigen Entwicklung auch wirklich beim Publikum ankommen, gab Windows-8-Guru Sascha Corti verschiedene Tipps, angefangen bei der Vermeidung von technischen Fehlern beim Einreichen einer App zum Windows Store bis zur Erkenntnis, dass Apps mit Gratis-Testversion viel öfter heruntergeladen werden als solche, die von Anfang an kostenpflichtig sind. Und auch Gratis-Apps mit In-App-Kaufmöglichkeit von Ergänzungen und Erweiterungen erreichten viel mehr Publikum und würden ein Mehrfaches an Umsatz generieren als Kauf-Apps. Illustriert wurde dies alles mit konkreten Code-Beispielen – die Apponomics-Session bot diesmal deutlich mehr Praxisbezug als ihr Gegenstück anlässlich der Shape-Konferenz. (Urs Binder)
Bildlegende:
Wie immer äusserst witzig und charmant: Principle Architect Evangelist Ronnie Saurenmann erklärt der Entwicklergemeinde Windows 8. © Microsoft.

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