Der Anteil der Arbeitskosten an den Gesamtkosten für IT-Infrastrukturen nimmt rapide zu. Daraus folgt ein Trend zur Auslagerung des Infrastrukturmanagements nach Übersee, sagt McKinsey (Indien).
In der neuesten Ausgabe des Online-Magazins 'McKinsey Quarterly' sagen Vivek Pandit und Rajesh Srinivasaraghavan einen starken Trend zur Auslagerung der Überwachung von Infrastrukturen nach Übersee voraus. Die beiden Berater von McKinsey Indien berufen sich einerseits auf eine Umfrage unter 141 CIOs von multinationalen Unternehmen und analysieren andererseits den Anteil der Arbeitskosten an den Gesamtkosen von IT-Infrastruktur (Netzwerk, PCs, Helpdesks, Server, Mainframes, Speicher).
Die befragten Grossunternehmen lassen heute erst einen relativ geringen Teil ihrer Infrastruktur von Übersee aus überwachen und betreuen, wollen dies allerdings in nächster Zeit ändern. So betreiben heute ein Viertel der befragten CIOs Helpdesks in Übersee, 45 % wollen dies aber künftig tun. 22 % lassen ihr Netzwerk offshore überwachen, 41 % haben aber diesbezügliche Pläne. Am auffallendsten ist der Trend aber beim Management von Server- und Speicher-Infrastrukturen. 18 % lassen ihre Server heute offshore betreuen, 45 % wollen dies in Zukunft tun. 41 % der Befragten planen zudem, auch das Storage-Management auszulagern, praktiziert wird dies heute aber erst von 13 %.
Anteil der Arbeitskosten am Infrastruktur-Mangement hat sich verdoppelt
Der Grund dafür, dass sich Grossfirmen mehr und mehr überlegen, die Überwachung und Verwaltung der Informatik-Infrastrukturen in Tieflohnländer auszulagern, liegt auf der Hand. Angesichts von stark gesunkenen Preisen für Hardware - so ist etwa der Durchschnittspreis für einen Wintel-Server seit 1995 um 60 Prozent gefallen - steigt der Anteil der Arbeitskosten an den Gesamtkosten. Im Jahr 2000 machten Arbeitskosten erst 30 % der Gesamtkosten für IT-Infrastrukturen aus. 2010 - so die Schätzung von McKinsey - wird sich dieser Anteil auf 62 % mehr als verdoppelt haben.
Damit wächst natürlich die Verlockung, die Arbeit dorthin zu verlegen, wo sie billig ist. Ein weiterer Grund wird nicht genannt: Die Software-Lösungen für die Fernverwaltung von Infrastrukturen wurde in den letzten Jahren stark verbessert.
Die Gefahren
Doch McKinsey warnt aber auch vor den Gefahren, die die Auslagerung des Infrastruktur-Managements mit sich bringt. Der Prozess der Verlagerung selbst, kann zu Unterbrüchen führen und bedingt selbst grosse Investitionen in die Standardisierung der Infrastruktur.
Die indischen Autoren des Artikels erwähnen interessanterweise ein weiteres, für Schweizer Grossfirmen wohl sehr bedeutendes, Hindernis für die Auslagerung des Infrastruktur-Managements nicht: mögliche politische Instabilitäten. Was ist, wenn beispielsweise innere Unruhen die Systemmanager im weit entfernten Indien daran hindern, an ihre Arbeitsplätze zu gelangen? (Christoph Hugenschmidt)