2019 war kein gutes Jahr, um Geld für Blockchain-Projekte zu erhalten. Das gilt speziell für Enterprise-Lösungen, so Marktanalysten.
Der Gartner Hype Cycle propagiert, dass Blockchain-Technologien die "Talsohle der Desillusionierung" erreicht haben. Dasselbe deutet ein Blockchain-Report der Marktanalysten CB Insights an. Ein Indiz für die enttäuschten Hoffnungen: Die Firmenlenker erwähnten Blockchain in ihren Analysten-Calls 50% seltener als noch im Vorjahr und fokussierten auf andere Themen.
Und wenn weniger über eine Technologie gesprochen wird, dann wird auch weniger investiert, könnte man vermuten. Das bestätigen die Auswertungen des "Blockchain 2020": Zwar wurde 2019 fast ebenso häufig investiert wie im Hypejahr 2018 (-2%), aber viel niedrigere Summen: Gesamthaft wurde über 30% weniger in Blockchain-Firmen und -Projekte investiert, so der Report.
Und die Desillusionierung, beziehungsweise, die Risikoaversion habe alle Investorentypen ergriffen, vom Business Angel über den Hedge Funds bis hin zu Venture-Kapitalgebern (VC). Letzte sind nachwievor weitaus die aktivsten Investoren, insbesondere diejenigen, die ein Unicorn im Portfolio haben.
Woran glauben Investoren aktuell? An Enterprise-Blockchain-Lösungen (Software für Unternehmensprozesse) oder an "Crypto-Lösungen" (Verwaltung, Verwahrung, Handel von Crypto-Währungen)?
Laut den Analysten sind die Sieger klar die Crypto-Firmen: "Die Finanzierung von Crypto-Währungsfirmen hat die Finanzierung von Unternehmens-Blockchains in den Schatten gestellt". Das Image- und Vertrauensproblem von Enterprise-Blockchain-Anbieter wird umso deutlicher, wenn man einrechne, dass fast 50% aller Investitionen 2019 aus einem einzigen Deal stammen. Dem Investment über 200 Millionen US-Dollar in Ripple, einem Open-Source-Protokoll für ein Payment-Netzwerk, in der Series-C-Runde.
Grafik von CB Insights
Auch seien Hyperledger, R3 und Tradelens – von Firmenkonsortien getragene Projekte – bis anhin in einem Early-Stage-Stadium. Das Problem bei diesen Lösungen sei und bleibe ein simples: Entweder machen alle relevanten Stakeholder an einer gemeinsamen Enterprise-Blockchain mit, oder das Projekt bleibt ein schwächliches, nicht lebensfähiges Kind.
Auch Schweiz zieht noch immer Crypto-Kapital an
Nun setzen in der Schweiz ansässige Firmen ja primär auf Crypto-Markt-Lösungen. Sie haben laut CB Insights einen für die Landesgrösse beträchtlichen Anteil an Investitionskapital anziehen können. 5% der globalen Investitions-Dollar flossen demnach in die Schweiz. Nur noch UK könne in Europa mithalten (4%), während China (18%) und die USA (51%) von 2015 bis 2019 den Löwenanteil des Geldes angezogen hätten.
Aber die Anzahl von Deals verschiebe sich. Waren 2015 die USA und China die gelobten Länder, so ändere sich dies. So sinke insbesondere die Anzahl Deals in USA und China habe in den letzten Jahren den Abstand markant verringern können (31% beziehungsweise 22% in 2019). Die Situationen in der Schweiz, anderen Regionen und dem Rest der Welt werden im Report nicht speziell quantifiziert, aber die Grafik deutet zumindest eine stabile oder leicht steigende Anzahl von Deals an.
Was sich bei ebenso verschob, ist die Finanzierung. Die ICO-Finanzierung im Jahr 2019 kollabierte regelrecht, wesentlich mehr Geld stammte aus Equity-Funding.
"The Blockchain Report 2020" basiert laut CB Insights auf der Aggregation und Analyse von Terabytes von unterschiedlichen Daten und kann gegen Adressangabe online bestellt werden.
Wie es um die Zukunft von Blockchain-Technologien steht, muss aktuell offenbleiben. Gartner prognostizierte vor der Corona-Pandemie, dass Blockchain-Technologien noch 5 bis 10 Jahre davon entfernt seien, grösseren Einfluss zu erhalten. Bereits in zwei bis fünf Jahren soll die Technologie aber unter anderem für Digital Asset Exchanges, Loyalitäts-Programme und Smart Contracts reif sein, so die Auguren vor einigen Monaten.
Die Technologie bleibe 2020 ein Top-Trend und Public- und Permissioned-Blockchain-Lösungen würden aneinander "andocken", so die weiteren Gartner-Prophezeihungen.