IT-Beschaffung: Kanton Zug wehrt sich gegen Vorwürfe

11. Februar 2014 um 15:52
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Die Finanzdirektion des Kantons Zug wehrt sich in einer sehr ausführlichen "Richtigstellung" gegen Vorwürfe in Zusammenhang mit dem freihändig vergebenen Auftrag zur Erneuerung der Finanzsoftware.

Die Finanzdirektion des Kantons Zug wehrt sich in einer sehr ausführlichen "Richtigstellung" gegen Vorwürfe in Zusammenhang mit dem freihändig vergebenen Auftrag zur Erneuerung der Finanzsoftware.
Am dritten Februar berichteten wir Nun wehrt sich die Finanzdirektion des Kantons Zug mit einer ausführlichen "Richtigstellung" gegen den (so nicht ausgesprochenen) Vorwurf, die Erneuerung der auf Microsoft NAV basierenden Finanzsoftware komme den Kanton teurer zu stehen, als die Beschaffung etwa von Abacus gekostet hätte. Wir publizieren die "Richtigstellung" der Finanzdirektion hier in voller Länge unverändert. (Christoph Hugenschmidt)
Richtigstellung: Releasewechsel Microsoft Dynamics NAV
Der Bericht «Zwielichtige IT-Ausschreibungen» auf Seite 39 der Zeitung «Schweiz am Sonntag» in der Ausgabe Nr. 6 vom 9. Februar 2014 und Berichte auf «inside-it.ch» vom 3. und 10. Februar 2014 enthalten verschiedene falsche Darstellungen über den Releasewechsel der Finanzsoftware Microsoft Dynamics NAV auf newsystem public (nsp).
Entgegen den Ausführungen in den vorerwähnten Berichten erfolgte die Beschaffung nicht in einem fragwürdigen Prozess, sondern im Rahmen eines ordentlichen Submissionsverfahrens, vorliegend dem sogenannten freihändigen Verfahren. Die Vergabe erfolgte gestützt auf § 9 Abs. 1 Bst. f und § 40 Abs. 1 Bst. d der Submissionsverordnung (BGS 721.53) mit Regierungsratsbeschluss vom 10. Dezember 2013 juristisch korrekt. Alle elf Gemeinden sind mit der Vergabe einverstanden. Gestützt auf den Beschluss des Regierungsrates erging am 10. Dezember 2013 eine Zuschlagsverfügung mit Rechtsmittelbelehrung an die Firma IT&T. Die Publikation des Zuschlags auf simap.ch und im kantonalen Amtsblatt erfolgte am 31. Januar 2014.
Der Regierungsrat des Kantons Zug beruft sich in seinem Vergabeentscheid nicht auf die öffentliche Ausschreibung des Vereins SSGI aus dem Jahre 2009.
Dass die Behörden im Kanton Zug wegschauen und nicht kostenbewusst handeln würden, entspricht nicht der Wahrheit. Gleiches gilt für die Aussage, dass das gleiche Angebot bei Abacus fast eine Million Franken weniger gekostet hätte. Die Firma Abacus ist aufgrund mangelnder Detailkenntnisse nicht in der Lage, eine seriöse Kostenschätzung abzugeben. Der Releasewechsel beinhaltet u. a. folgende Details:
- Die Finanzsoftware der kantonalen Verwaltung inkl. der elf Einwohnergemeinden des Kantons Zug.
- Sämtliche Lizenzen, Wartung, Support, Migration und Schulung.
- In der Software integriert ist ein Baukostenabrechnungstool, ein Modul für die Kosten- und Leistungsrechnung sowie eine Anlagenbuchhaltung.
- Die Schnittstellenanpassungen und die Anpassungen an diverse Fachapplikationen.
Zu den Projektkosten:
Sie teilen sich wie folgt auf: Einmalige Investitionsausgaben für Dienstleistungen der Lieferantin im Jahr 2014
- Projektarbeiten, Datenübernahme, Schulungen Fr. 520'000.– inkl. MWST
- Erweiterungen der Funktionen Kosten-/Leistungsrechnung Fr. 60'000.– inkl. MWST.
Jährliche Betriebskosten von Fr. 335'000.–:
- Für die Lizenzen, die Pflege und den 3rd Level Support, inkl. Optimierung der Standardlösung (Weiterentwicklung) sowie Anpassungen an gesetzliche Änderungen (Bund).
- Für die Vertragsdauer vom 1. Januar 2015 bis 31. Dezember 2022 total 2'680'000.– Franken inkl. MWST (8 Jahre x Fr. 335'000.–).
Über 80 % der Gesamtkosten betreffen somit die Betriebskosten. Nur ein kleiner Teil betrifft den Releasewechsel. Die Gesamtkosten werden im Verhältnis 60 / 40 auf Kanton und Gemein-den verteilt.
Umfang des Projektes:
Das Projekt umfasst die Realisierung für Kanton und Gemeinden. Zurzeit sind rund 1'150 User auf Microsoft Dynamics NAV registriert (inkl. Gemeinden). Das Update umfasst folgende Module und Dienstleistungen:
- Finanz- und Rechnungswesen inkl. HRM2-Funktionalitäten: Fibu, Debi, Kredi, IR, MWST, Finanzplanung, Registrierkasse, KLR, Anlagebuchhaltung, Gebührenfakturierung etc.
- Schnittstellen zu Fachanwendungen: Debitoren, Kreditoren, Finanzbuchhaltung, Zeiterfassung.
- Standardschnittstelle für die Integration vorhandener oder zukünftiger Lösungen auf Ebene Bund, Kantone und Gemeinden.
- Migrationsdienstleistungen und Schulungen: Inkl. Übernahme und Integration der verbleibenden Non-Standard-Funktionen, Schulung vor Ort in max. 10er-Gruppen.
Zu Abacus:
Weiter kann zur Kenntnis genommen werden, dass Abacus gemäss Offertöffnungsprotokoll vom 10. Februar 2003 via OBT Treuhand drei Varianten zwischen 2,7 Mio. Franken und 3,2 Mio. Franken offeriert hat. Die Aussagen von Abacus im Zeitungsartikel widersprechen diesen Zahlen.
Fazit:
- Die Vergabe erfolgte korrekt gemäss den Vorgaben des Submissionsrechts.
- Die publizierten Gesamtkosten von Fr. 3'260'000.– setzen sich zusammen aus den einmaligen Kosten des Releasewechsels von Fr. 520'000.–, den Erweiterungen der Funktionen der Kosten-/Leistungsrechnung von Fr. 60'000.– sowie den jährlichen Betriebskosten von Fr. 335'000.– während acht Jahren. Dieser Preis ist gerechtfertigt.
- Damit ist die allerneueste Lösung (Microsoft Dynamics NAV 2013), und nicht eine Lösung die vor vier Jahren evaluiert wurde, im Einsatz.
- Alle Benutzer können auf einer bewährten, ihnen bekannten Lösung während den nächsten acht Jahren weiterarbeiten.

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