Jetzt kommt Axpo WZ-Systems beim Zoll zum Zuge

14. September 2021 um 09:14
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Die Erneuerung eines wichtigen Polycom-Teils geht nun an das ehemals unterlegene Unternehmen, welches das Projekt vors Gericht zog und blockierte.

Die lange Geschichte der Instandhaltung und Erneuerung des Schweizer Sicherheitsfunknetzes Polycom ist um ein Kapitel reicher. Soeben ist auf Simap unter dem harmlos klingenden Beschaffungstitel "Polycom – Erneuerung Backbone" ein rund 16,4 Millionen Franken schwerer Auftrag ausgerechnet an die Firma vergeben worden, die das Mitte 2017 erstmals ausgeschriebene Projekt lange blockiert hatte.
Denn bei der ersten Vergabe dieses Auftrags hatte die Eidgenössischen Zollverwaltung (EZV) noch 4 Angebote zu prüfen und entschied sich im Frühjahr 2018 für Swisscom. Damals lag das Auftragsvolumen übrigens bei knapp 14,7 Millionen Franken.
Jene Auftragsvergabe wollte das unterlegene Unternehmen Axpo WZ-Systems nicht akzeptieren. Es reichte  zunächst im Mai 2018 Beschwerde vor dem Bundesverwaltungsgericht ein, zog diese aber im November 2019 wieder zurück.
Doch der Reihe nach, worum geht es? Laut dem jetzt erfolgten Zuschlag soll Axpo WZ-Systems Richtfunksysteme an diversen Standorten der EZV und der Kantone erneuern, die das Ende ihrer Lebensdauer erreicht haben. Laut EZV geht es um "das Engineering sowie die Lieferung, Installation und Inbetriebnahme von Ausrüstungen" inklusive der Entsorgung beziehungsweise dem "Rückschub intakter Einheiten".

Axpo blockierte Erneuerung zunächst

Erfreulich dürfte sein, dass sich mit der jetzt erfolgten Auftragsvergabe eine Situation beenden liess, die 3 Jahre lang die Umsetzung des Projekts verhindert hatte. Aufmerken lässt dabei allerdings, dass sich jetzt mit Axpo das Unternehmen den Auftrag gesichert hat, welches ihn lange blockierte.
Laut dem Bundesverwaltungsgericht hatte Axpo in seiner Beschwerde 2018 gegen den Zuschlag an Swisscom zusätzlich auch die Erteilung des Zuschlags an sich selbst beantragt. So sei es am 18. Juni 2018 dazu gekommen, dass sich Axpo mit einer zusätzlichen Beschwerde auch gegen den Abbruch des Verfahrens zwecks Neuausschreibung wehrte. Ein halbes Jahr später sei dann am 23. Januar 2019 mit einer Zwischenverfügung die Vereinigung der Verfahren erfolgt und knapp ein Jahr später, am 20. November 2019, ist laut dem Gericht dann der Rückzug der Beschwerde gegen den Zuschlag und gegen den Abbruch erfolgt.

Grund für Kehrtwende ist unklar

Warum das so war, sagt im Moment niemand. Das dürfte auch daran liegen, dass derzeit noch die Beschwerdefrist läuft und 3 Unternehmen sich um den Auftrag beworben haben. Bei der EZV bestätigt man immerhin, dass es sich bei dem nun erfolgten Zuschlag um den einstigen Swisscom-Auftrag handelt. Mehr ist nicht zu erfahren, auch Stefan Kunz, CMO von Axpo WZ-Systems, will die Situation nicht kommentieren.
Klar ist allerdings, dass bei definitiver Auftragsvergabe die beiden Konkurrenten eng zusammenarbeiten müssen. Denn die EZV betont auf Simap den bestehenden Swisscom-Vertrag zum Unterhalt des Polycom-Gesamtsystems: "Vom Zuschlagsempfänger der vorliegenden Ausschreibung" wird erwartet, heisst es dort, "dass er seine eigenen Wartungs- und Supportleistungen stets mit denjenigen der Unterhaltspartnerin koordiniert und diese nach Bedarf fachlich unterstützt".
Dieser fast 82 Millionen Franken schwere Unterhaltsvertrag wurde einen Monat nach dem Rückzug der Axpo-Beschwerde  Ende Dezember 2019 an Swisscom vergeben.

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