Nach 2005 und 2009 unternimmt Hewlett-Packard einen dritten Versuch, die PC- und die Drucker-Abteilung zusammenzulegen. Für Channelpartner muss das nichts Schlechtes bedeuten.
Ende Dezember des vergangenen Jahres begann sich die neue HP-Chefin Meg Whitman mit der Frage zu beschäftigen, ob es klug wäre, die PC- und die Druckersparte des IT-Konzerns zusammenzuführen. Drei Monate später
steht der Entschluss fest: Hewlett-Packard will die Imaging and Printing Group (IPG) und die Personal Systems Group (PSG) zur neuen Printing and Personal Systems Group vereinen.
Hewlett-Packard ist in der Schweiz einer der grössten IT-Arbeitgeber. Von der Spartenfusion dürften wohl rund 150 bis 160 Leute betroffen sein, wovon zwei Drittel in der grösseren PC-Sparte unter der Leitung von Marcel Borgo arbeiten. In der Druckersparte ist Daniel Tschudi am Ruder, der 2008 die Rolle von Arnold Marty übernahm. Letzterer ist mittlerweile für das Druckergeschäft mehrerer europäischer Länder verantwortlich und damit einer der "höchsten" Schweizer innerhalb des HP-Konzerns. Es wird interessant sein zu beobachten, in welcher Position diese bislang erfolgreichen Manager nach der Reorganisation stehen werden.
Was den Schweizer IT-Channel betrifft, muss die angekündigte Zusammenlegung der beiden Sparten nicht unbedingt etwas Schlechtes bedeuten. Im PC-Geschäft hat HP ab 2007 dank Rationalisierung einen Höhenflug gestartet, der heute noch andauert - trotz Tabletboom. Der damalige Hauptrivale Dell musste sich geschlagen geben und fing sogar an, nach dem Vorbild von HP einen Channel aufzubauen. Die Gewinnmarge bei HP-Computern ist heute mit knapp 6 Prozent zwar tief, aber höher als auch schon.
Die Drucker-Division schafft es vor allem dank Toner, Tinte und Papier auf eine Marge von zuletzt immerhin 15,4 Prozent. Hier herrscht aber nach Meinung von Channel-Insidern im Vergleich zum PC-Business noch mehr Rationalisierungspotenzial. Gelingt es HP, die Printing-Lieferkette nach dem Vorbild der PC-Sparte agiler zu machen, dürfen höhere Margen und effizientere Abläufe erwartet werden.
Risiken und Nebenwirkungen
Es bleibt allerdings fraglich, ob eine Fusion der beiden Sparten der richtige Weg ist. PSG und IPG haben nicht nur unterschiedliche Geschäftsmodelle, sondern auch verschiedene "Firmenkulturen". Diese zusammenzuführen, dürfte keine einfache Aufgabe sein. Meg Whitman versprach bei ihrem Stellenantritt Ende 2011 mehr Stabilität und keine überraschenden Kurswechsel: "No more surprises". Es sollte Ruhe einkehren nach dem chaotischen Sommer 2011 unter ihrem Vorgänger Leo Apotheker. Die Herausforderung liegt nun darin, die Reorganisation zu schaffen, ohne Chaos zu verursachen oder Ressourcen und Innovationsgeist zu verlieren. (Maurizio Minetti)
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