

Kontroverse um Schweizer Studie zum Breitbandmarkt
15. Oktober 2010, 14:17Eine Studie zum Breitbandmarkt Schweiz kommt zum Schluss, dass bereits in wenigen Jahren Kabelnetze durch Glasfasernetze ersetzt werden müssen. Swisscable ist allerdings ganz anderer Meinung.
Eine Studie zum Breitband-Markt Schweiz kommt zum Schluss, dass bereits in wenigen Jahren Kabelnetze durch Glasfasernetze ersetzt werden müssen. Swisscable ist allerdings ganz anderer Meinung.
Das ICT-Beratungsunternehmen sieber&partners hat zusammen mit Dätwyler Cables, EMC Electronic Media Communication (nicht zu verwechseln mit dem Storage-Hersteller), Ericsson, Keymile, Cablex und Drahtex eine Studie zum Schweizer Breitbandmarkt bei Kabelnetzunternehmen, Energieversorgungsunternehmen und Beratern durchgeführt. 109 Entscheidungsträger beantworteten im Zeitraum von Mai bis Juni 2010 einen Online-Fragebogen zu ihrer aktuellen Infrastruktur und ihrem Geschäftsmodell sowie zu ihren Handlungsabsichten und bereits initiierten Handlungen für das Jahr 2015.
Gemäss der Studie von sieber&partners sollten die Kabelnetzbetreiber ihre Netze in Richtung FTTH entwickeln. Laut dem in der Studie gezeichneten Szenario des zukünftigen Anstiegs der Bandbreiten müssten die HFC-Netze der Kabelnetzbetreiber in 11 bis 16 Jahren mit Glasfasernetzen abgelöst sein, um weiterhin konkurrenzfähige Angebote an die Endkunden liefern zu können (siehe Abbildung). Die Studie zeigt, dass die meisten Kabelnetzbetreiber eine langsame Migration ihrer Netze in Richtung Glasfasern wählen. In Anbetracht der prognostizierten Bandbreitenentwicklung sei dies eine adäquate Strategie, heisst es in der Mitteilung zur Studie.
Swisscable anderer Meinung
Zurzeit investieren Swisscom und diverse regionale Energieversorger grosse Summen in den Aufbau von Glasfaserinfrastrukturen bis zu den Endkunden (Fiber-to-the-Home, FTTH), während Kabelnetzbetreiber bei jeder Gelegenheit darauf hinweisen, dass Kabelnetze bereits heute zum grössten Teil aus Glasfasern bestehen und mit "relativ geringem Aufwand" an neue Bedürfnisse angepasst werden könnten. Die Ergebnisse der Studie werden dementsprechend vom Branchenverband der Schweizer Kabelnetzunternehmen kritisiert. Swisscable-Geschäftsführerin Claudia Bolla-Vincenz spricht gegenüber inside-it.ch von "gewissen Vorbehalten" und weist darauf hin, dass von den Studienverfassern nur eine Firma förderndes Mitglied bei Swisscable sei.
In der Studie wird erwähnt, dass die Befragten für das Jahr 2020 von einem Bandbreitenbedarf von 64 bis 320 Mbit/s und für das Jahr 2030 von 810 bis 4'000 Mbit/s ausgehen. "Diese Zahlen kann man getrost in die Welt setzen. Grundlagen gibt es dafür keine", so die Stellungnahme von Swisscable. Und falls es stimmen sollte, so Swisscable, sei es noch kein Argument gegen die Kabelnetze. Denn auf den Kabelnetzen könne theoretisch in der Grössenordnung bis 5'000 Mbit/s übertragen werden. Die physikalische Grenze im Koaxialkabel sei "noch lange nicht ausgereizt".
Die obige Abbildung müsse als fehlerhaft bezeichnet werden, schreibt Swisscable im Statement gegenüber inside-it.ch. In dieser werde die Leistungsgrenze von HFC mit 400 Mbit/s pro Sekunde angegeben. Das sei die heute bekannte Leistungsgrenze von DOCSIS 3.0 und nicht HFC. Die Leistungsgrenze von HFC liege, wie oben dargestellt, bei weitem höher. (Maurizio Minetti)
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