Wir lieben eingeschriebene Briefe. Wenn der Pöstler klingelt, einem den Brief überreicht und das Gerät aus der Urzeit des Mobile Computings hinhält, mit dem man vielleicht einen indischen Elefanten erschlagen aber sicher nicht unterschreiben kann. Dann beäugt man neugierig den Absender des Eingeschriebenen - ein Anwaltsbüro? Ein Gericht? Eine Gemeindeverwaltung? Der Vermieter? - öffnet mit pochendem Herzen den Brief und beäugt ganz schnell Briefkopf und Betreff.
Und da steht: "O. der Schweizer Informatik - unrichtige Verwendung der Zeichenfolge 'O.'" Natürlich steht da nicht "O." sondern - Pfuipfuipfui - wir dürfen es eben nicht schreiben, weil die "Academy of Motion Picture Arts and Sciences, 8949 Wilshire Boulevard, Beverly Hills, Kalifornien, USA" der armen SwissICT unter Androhung diverser "nötigen Schritte, inklusive Geltendmachung von Schadenersatz" verboten hat, das "O"-Wort für den Swiss ICT Award oder sonst irgendwie und irgendwann zu verwenden. Ausserdem dürfen auch alle anderen, zum Beispiel wir, das "O"-Wort in kalifornischem Besitz nicht verwenden und müssen es aus allen früheren Artikeln use-gümmele.
Ok, das haben wir verstanden. Wer will schon so eine kalifornische Anti-"O."-Wort-Raptor-Drohne auf dem Deckel?
Doch wie sollen wir den Swiss ICT Award denn nun nennen? Züritüütsch ("Schwyzer IT-Öski")?, Trendi-Aargauerisch ("Schwizer IT-Geri")?, Luzernerisch ("ICT-KKL-Palme")?, verbandsmeierisch ("SwissICT-Swiss-ICT-Award-2014")?, bürokratisch ("Eidgenössische Auszeichnung für Ausgezeichnete Leistungen in der Elektronischen Datenverbarbeitung und verwandten Disziplinen des Einsatzes von Rechenmaschinen")? oder neudeutsch-consulterisch ("Swiss Excellence Award in Information Technology and Process Improvement - SEAITPI")?
Am besten wäre es, Swiss ICT würden nicht nur den Swiss ICT Award sondern auch den "Swiss ICT Award Benennungs-Award" verleihen, der demjenigen Heftli verliehen wird, das einen Titel für die Berichterstattung über die Verleihung Swiss ICT Awards findet, in dem weder das "O"-Wort noch der Begriff "Best of" vorkommen. Und auch keine Palmen, Löwen, Nobel-Irgendetwase, Grammys, Bambis, Leoparden, Leinwände, Himbeeren, Bären, Echos oder ESCs.
Wobei: Die ESC waren dieses Jahr gar nicht so schlecht und Conchita Wurst wäre mindestens so sexy wie die musikalischen Bereicherungen der Verleihung des Swiss ICT Awards der letzten Jahre. (Christoph Hugenschmidt)
(Interessenbindung: Wir sind Medienpartner des Swiss ICT Award und sorgen für das Bier danach. Versprochen!)