Nach EU-Strafe: Google kündigt neues Lizenzmodell für Android an

17. Oktober 2018 um 09:03
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Google ändert nach der EU-Rekordstrafe wegen unfairem Wettbewerb sein Geschäftsmodell für das Betriebssystem Android.

Google ändert nach der EU-Rekordstrafe wegen unfairem Wettbewerb sein Geschäftsmodell für das Betriebssystem Android. Der Konzern lässt Smartphone-Hersteller erstmals für die Google-Apps in Europa bezahlen. Bisher konnten diese beispielsweise Google Maps oder den Play Store kostenlos auf ihren Geräten vorinstallieren, – waren dafür aber an Bedingungen gebunden, die aus Sicht der EU-Kommission den Wettbewerb verzerrten.
Google machte keine Angaben zur Höhe der Lizenzgebühren. Insofern ist auch schwer einzuschätzen, ob das Modell die Preise für Android-Smartphones steigen lassen wird, oder die Hersteller selbst in diesem extrem umkämpften Markt die höheren Kosten auffangen.
Laut dem Konzern habe man sich für ein kostenpflichtiges Lizenzprogramm entschieden, um die weitere Finanzierung von Android sicherzustellen. Das Betriebssystem selbst werden die Hardware-Hersteller weiterhin kostenlos bekommen, betonte Google.
Android-Forks nun möglich
Der Konzern präsentierte auch weitere Massnahmen, die den Brüsseler Vorwurf eines unfairen Wettbewerbs bei Android ausräumen sollen. Unter anderem werden Hersteller künftig auch Geräte mit Google-Apps anbieten können, ohne Google-Suche oder Chrome installieren zu müssen. Google wird beides unabhängig von Apps lizensieren. Das war eine zentrale Forderung der EU-Wettbewerbshüter.
Sie sahen in der Zwangsbündelung aller Google-Apps einen Versuch, die Dominanz des Konzerns bei der Internetsuche auf dem PC auf Smartphones auszuweiten.
Als weiteres ändert Google die Kompatibilitätsvereinbarung mit Herstellern mobiler Geräte. Künftig erlaubt es Google Android-Partnern, zum einen Devices mit vorinstallierten Google-Apps zu verkaufen und zum anderen Geräte mit Android-Forks anzubieten.
Bisher mussten sie sich verpflichten, keine Android-Forks (eigene Versionen) zu verkaufen, wenn sie Apps auf den Geräten haben wollten. Auch darin sah die EU-Kommission unfairen Wettbewerb. So habe vor einigen Jahren Amazon sein eigenes Android-System FireOS mehreren Herstellern angeboten. Diese seien zwar interessiert gewesen, aber verzichteten dennoch, weil sie danach keine Geräte mit Google-Diensten mehr hätten anbieten können.
Umgekehrt gibt es nun ein Incentive für Hardware-Hersteller, Android-Geräte ohne Google-Apps oder den Play Store auf den Markt zu bringen. Android-Geräte haben einen Marktanteil von mehr als 80 Prozent bei Smartphones.
Das neue Geschäftsmodell gilt aber nur für Europa.
EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager hatte den Konzern im Juli mit einer Rekordstrafe von 4,34 Milliarden Euro belegt. Android-Chef Hiroshi Lockheimer betonte in einem Blogeintrag, dass Google nach wie vor anderer Meinung sei und die Strafmassnahmen der Kommission deswegen anfechte. Während der letzte Woche eingereichte Widerspruch jahrelang durch die Gerichtsinstanzen gehen kann, muss Google die Forderungen der EU-Kommission nach einer Änderung des Geschäftsmodells schon jetzt umsetzen. (mag/sda)

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