Neue Muskeln für IBMs Mainframes

28. August 2012 um 12:39
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Mehr Analyse-Power, mehr Sicherheit, kein Doppelboden mehr notwendig: IBMs lebendes Fossil erlebt seine neuste Inkarnation.

Mehr Analyse-Power, mehr Sicherheit, kein Doppelboden mehr notwendig: IBMs lebendes Fossil erlebt seine neuste Inkarnation.
IBMs Mainframes feiern schon bald ihren 50. Geburtstag, ein wahrhaft gesegnetes Alter für ein Computersystem in der schnellebigen IT-Branche. Die Wurzeln der Mainframes reichen zurück bis zur Einführung des "System/360" im Jahr 1964. Seither halten sie sich hartnäckig in den Rechenzentren von Grossunternehmen, wo sie trotz ihres happigen Preises aufgrund ihrer enormen Zuverlässigkeit und hohen Leistung – und weil es nicht so einfach ist, überkommene Mainframe-Applikationen auf andere Infrastruktur zu transferieren - für besonders wichtige, business-kritische Aufgaben eingesetzt werden.
Heute hat IBM die Lancierung des "zEnterprise EC12 Mainframe System" angekündigt, der neusten Generation seiner Grossrechner. Im Vergleich zum vor zwei Jahren eingeführten Vorgänger zEnterprise 196 sind die neuen Mainframes wie bei neuer Hardware eigentlich selbstverständlich leistungsfähiger. Laut IBM bringen die mit 5,5 GHz getakteten CPUs ein Viertel mehr Leistung pro Prozessorkern. Die maximale Systemleistung erhöht sich um 50 Prozent.
Analyse und Selbstanalyse
Stärker in den Vordergrund gerückt wird aber von IBM die erhöhte Leistung für gewisse Spezialaufgaben, insbesondere im Bereich Business-Analytics, sowie einige neue Features. Für Aufgaben im Analytikbereich bringe das neuste System bis zu 30 Prozent mehr Leistung, so IBM. Zudem wurde es mit einem neuen Feature zur Überwachung des eigenen Systemverhaltens ausgestattet. "zAware" analysiert interne Systembotschaften und ermögliche so eine "annähernde Echtzeit-Sicht" auf den Systembetrieb. Dadurch sollen in der Entstehung begriffene Engpässe oder Probleme frühzeitig erkannt werden können.
Auch für RZs ohne Doppelboden
Der zEC12 ist gemäss "Big Blue" der erste Highend-Mainframe, der auch mit einer Overhead-Strom- und -Verkabelungsmöglichkeit ausgerüstet wurde. Damit muss man die neuen Mainframes nicht mehr obligatorisch von unten verkabeln, und kann sie auch in Rechenzentren ohne Doppelboden einsetzen. IBM erklärt dies vor allem als Verkaufsargument für neue Märkte, die neue Möglichkeit könnte aber auch für bestehden Kunden von Interesse sein, wenn der Um- oder Neubau von Rechenzentren ansteht.
Flash
Mit dem zEC12 unterstützt IBM auch erstmals den Einsatz von Flash-basierten Solid-State-Disks um die Leistung datenintensiver Anwendungen oder Workloads zu erhöhen. Die "Flash Express"-Technologie soll unter anderem helfen, extreme Lastspitzen zu bewältigen, wie sie beispielsweise bei Kunden im Finanzbereich oder im Onlinehandel auftreten können.
Neue "Rucksäcke"
Mit der letzten System z-Generation hat IBM die von Kunden manchmal "Rucksäcke" genannten "BladeCenter Extension (zBX)"-Server eingeführt, in denen Applikationen auf Power- oder x86-Bladeservern betrieben und gleichzeitig eng in ein Mainframe-System integriert werden können. Für den Betrieb mit den neuen Mainframes gibt es auch eine neue zBX-Generation. Wie beim Vorgänger gibt es auch für das aktuelle zBX Modell 003 laut IBM Spezialprozessoren für spezifische Workloads, beispielsweise die DataPower Integration Appliance XI50 sowie andere IBM BladeCenter-Server.
Die bisherigen Verkaufszahlen für zBX-Zusatzserver lesen sich allerdings eher bescheiden. Bis zum zweiten Quartal 2012 wurden laut IBM weltweit rund 140 zBX-Einheiten mit insgesamt etwas mehr als 1000 Bladeservern ausgeliefert.
Mehr Sicherheit
IBM hat insgesamt rund eine Milliarde Dollar in die Entwicklung der neuen Mainframe-Generation gesteckt. Involviert waren weltweit 18 IBM-Forschungszentren, darunter auch dasjenige in Rüschlikon. Dort wurde ein neuer kryptographischer Co-Prozessor (Crypto Express4S) entwickelt. Der Co-Prozessor kann laut IBM unter anderem für die Unterstützung von digitalen Signaturen konfiguriert werden, was wiederum bei Anwendungen im Bereich der intelligenten Pässe und anderen E-Government-Applikationen wichtig sein kann.
Sehnsüchtiger Blick in die Wolken
Die Sicherheitsfeatures der Mainframes sind auch ein Argument, wenn IBM die neuste Generation seiner Mainframes als besonders geeignet für private Cloud-Umgebungen propagiert. Eine Art Servervirtualisierung gab es auf den Mainframes im Prinzip schon lange bevor der Ausdruck im Bereich der Standardserver geprägt wurde. Auf einem zEC12, erklärt IBM, könnte man tausende von Linux-Maschinen auf einem System konsolidieren und so beim Strom- und Flächenbedarf sowie Software- und Managementkosten Einsparungen erzielen. Als eines der sichersten Systeme überhaupt könne ein Mainframe zudem die Sicherheits- und Compliance-Anforderungen verschiedener Branchen abdecken.
IBM versucht allerdings seit einigen Jahren fast alle seine Serversysteme, von Standardservern. Der Erfolg war bisher eher bescheiden. (Hans Jörg Maron)

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