Nun ist auch Intel in "Vista-capable"-Affäre verwickelt

3. März 2008 um 10:25
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Die Sammelklage gegen Microsoft wegen der angeblich irreführenden Die Sammelklage gegen Microsoft wegen der angeblich irreführenden Kennzeichnung "Vista capable", bringt täglich mehr Interna ans Tageslicht. Nun scheint auch Intel involviert.

Die Sammelklage gegen Microsoft wegen der angeblich irreführenden Kennzeichnung "Vista capable", bringt täglich mehr Interna ans Tageslicht. Nun scheint auch Intel involviert.
Nachdem ein Gericht in Washington Ende Februar eine Sammelklage gegen Microsoft zugelassen, kann auf 13 PDF-Seiten nachvollzogen werden, wie der Entscheidungsprozess in Redmond wahrgenommen wurde.
Demnach gab es Ende Januar 2006 vor allem zwei Wünsche seitens der OEMs und PC-Hersteller bezüglich der Einführung von Windows Vista und dem Label als "Vista capable". Zum einen verlangten sie eine längere Vorlaufzeit (lead time) für das Vista-capable-Programm und vor allem eine breitete Basis der verfügbaren Systeme. Nach den ursprünglich vorgesehenen Anforderungen hätten lediglich vier Prozent aller neuen PCs und Notebooks mit dem begehrten Sticker dekoriert werden können. Das lag vor allem an den Grafikanforderungen von Vista. Funktionen, wie "Aero" und "Glass" benötigen zwingend die Unterstützung des Windows Display Driver Models (WDDM). Intels i945-Chipsatz war aber der erste, der dieses Treibermodell unterstützte. Die überwiegende Zahl der Rechner wurde damals allerdings mit dem Vorläufer i915 ausgeliefert. Diesen als Vista "incapable" dastehen zu lassen, hätte nach Ansicht aller Beteiligten zu erheblichen Umsatzeinbrüchen von Intel und den PC-Herstellern geführt. Noch während der Planungsphase, so scheint aus den E-Mails hervor zu gehen, hat Intel dann einseitig seine Kunden über die bevorstehende Änderungen bei den Anforderungen für "Vista capable" informiert. Microsoft fand sich damit plötzlich in einer Zwickmühle wieder, hatte man doch HP zugesichert, dieses auf keinen Fall zu tun, worauf HP in höherwertige Grafikkomponenten für seine System investierte.
Schlussendlich wurde der Anforderung (requirement) WDDM für "Vista capable" gestrichen und durch eine Empfehlung (recomendation) ersetzt. Lediglich Geräte mit dem Premium-Siegel entsprachen demnach den ursprünglichen Vorgaben. Und plötzlich waren fast alle Rechner mit i915-Chipsatz "Vista capable", die gewünschte breite Installationsbasis hergestellt und Intels Quartalszahlen, wie John Kalkman schreibt, gerettet. Auch wenn Intel sich umgehend dagegen verwehrte, das ein ihnen unbekannter Mitarbeiter von Microsfot irgendetwas über interne Wirtschaftszahlen wissen könne, fällt es nicht schwer, sich auszurechnen, was es für Intels Umsätze und Preise bedeutet hätte, wäre der alte Chipsatz i915 als "Vista untauglich" dagestanden.
Ebenso offensichtlich ist, dass man bei Microsoft recht gut wusste, was die Senkung der Anforderungen an das "Vista-capable"-Labe bedeutet und nicht wirklich glücklich damit war. Oder wie es Mike Nash in der Korrespondenz ausdrückt: „Ich habe mir an dem Intel 915 Chipsatzproblem persönlich die Finger verbrannt mit einem Laptop (den ich mit meinen eigenen Dollars bezahlt habe). Werden wir das von vielen Kunden zu hören bekommen? Ich weiss, das ich meinen Laptop (einen Sony TX770P) wegen seines Vista-Logos gewählt habe und war ziemlich enttäuscht, dass er nicht nur Glass nicht darstellen konnte, sondern für mich noch wichtiger, Movie Maker darauf nicht läuft (ich denke das wurde bereits angesprochen). Ich habe jetzt eine 2100 Dollar teure E-Mail-Maschine.“ Was braucht die Verteidigung mehr, wenn nicht einmal Microsoft-Mitarbeiter aus den Vista-Logos schlau wurden? (Thomas Mironiuk)

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