Prantl behauptet: Apple ist Vorbild für jeden Unternehmer

25. August 2014 um 09:42
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Ist Apples erfolgreiche Strategie auf andere Unternehmen übertragbar? Inside-channels.ch-Kolumnist Urs Prantl ist überzeugt davon.

Ich gebe es zu, ich bin ein Apple-Fan. Ich liebe die Geräte, ihre Einfachheit und ihr Design und ich nutze die "iWelt", um mir das Leben einfach und bequem zu machen. Die neue Freundin meines Sohnes "betrat" gerade kürzlich mit ihrem Samsung-Smartphone unsere Familie. Sie wird es nicht einfach haben. Nun aber zum objektiven – sorry: argumentativen und wesentlichen – Teil meines Beitrages.
Seit Jahren beobachte ich die Berichterstattung über Apple. Mal ist Apple top, ein anderes Mal wird Apples Vormachtstellung im Smartphone- oder Tablet-Markt das baldige Ende vorausgesagt. Aktuell stehen die Zeichen eher auf "top". Just in diesen Tagen las man einmal mehr, dass Apple noch nie so viele Macs verkauft hat wie in der letzten Zeit (auch wenn mindestens einmal monatlich irgendwo ein "Experte" prophezeit, jetzt sei dann Schluss mit der Erfolgssträhne). Zusätzlich steht die Präsentation neuer Geräte im September vor der Tür und die Gerüchteküche bei iPhone und Smart Watch brodelt gewaltig. Kommt hinzu, dass Samsung als grösster Mitbewerber von Apple in Sachen mobiler Geräte schwächelt beziehungsweise mit "massivem Gewinneinbruch" zu kämpfen hat, wie es kürzlich in der Presse hiess.
Mittlerweile finde ich dieses ständige Auf und Ab – zur Hauptsache von der Presse aus nachvollziehbaren Gründen breit geschlagen wie beispielsweise ein Beitrag im 'Tagi' von Ende August illustrativ zeigt – gelinde gesagt ermüdend. Denn an der absolut gigantischen Profitabilität des Apple-Geschäfts und dem damit verbundenen phänomenalen Erfolg wird sich so schnell nichts ändern, dafür gibt es handfeste Gründe. Der fulminante, seit Jahren andauernde und immer noch zunehmende, also dauerhafte finanzielle Erfolg von Apple ist eine Folge richtiger, konsequent und langfristig umgesetzter Strategie und guten Managements. Und daraus lässt sich für jeden (IT-)Unternehmer einiges lernen.
Strategie: Apple konzentriert sich seit Jahren auf den Kundennutzen und stellt die Bedürfnisse der Kunden kompromisslos in den Vordergrund. Die Geschlossenheit des Apple-Systems (Hardware, OSX und iOS und die Dienste iTunes und iCloud) hat primär zum Ziel, herausragenden Kundennutzen zu stiften und es den Anwendern so einfach wie möglich zu machen, komplexe IT-Produkte und Dienstleistungen ohne Spezialkenntnisse produktiv zu verwenden. Ich meine, die Geschlossenheit des Systems ist sogar notwendige Voraussetzung dafür, überragenden Kundennutzen zu schaffen, vor allem wenn man den Massenmarkt im Auge hat (das hat mittlerweile auch Microsoft mit seinem Surface gemerkt). Dass damit ein Quasimonopol entstanden sein soll (wie so oft beklagt wird), ist absurd. Niemand wird dazu verpflichtet, Apple-Produkte zu kaufen oder zu benutzen. Nach wie vor ist die Konkurrenz in allen von Apple "beherrschten" Geschäftsfeldern riesig (Google, Microsoft, Facebook, Amazon, Samsung, um nur einige zu nennen). Die Dominanz von Apple sowohl beim iPhone wie auch beim iPad hat eben nichts mit Monopol zu tun, sondern schlicht und einfach damit, dass die Produkte zusammen mit der ganzen "iWelt" von den Leuten heiss geliebt werden. Oder anders ausgedrückt: Apple hat kein Nachfrageproblem, sondern schon seit Jahren das Problem, diese zu befriedigen. Und damit ein echtes Luxusproblem, von dem – sind wir ehrlich – die meisten Unternehmer bloss träumen können. Bei Apple können wir live lernen, wie dieses Problem nachhaltig gelöst werden kann.
Selbstverständlich sind es noch zahlreiche weitere Aspekte, die die Apple-Strategie so erfolgreich machen. Klarer Fokus, kleines Produkteportfolio, Kontinuität und Durchhaltewillen über Jahrzehnte hinweg oder Durchgängigkeit des ganzen Systems, um nur einige wenige zu nennen.
Management und Führungsstil: Will ein (IT-)Unternehmen überdurchschnittlich erfolgreich sein und Aussergewöhnliches erschaffen, dann braucht es starke und konsequente Führungspersönlichkeiten mit einer klaren Vision. Wir nennen diese dann respektvoll Unternehmer. Eine solche Person war Steve Jobs mit Sicherheit. Er war mit Herzblut bei seiner Firma, seinen Produkten und bei seinen Kunden. Dasselbe lässt sich heute von Tim Cook und seinem Team auch sagen. Und was noch viel wichtiger ist: Die Führung von Apple hat sich seit dem Wiedereintritt von Steve Jobs im Jahre 1997 nicht mehr primär um Finanzen gesorgt, sondern nur noch um die Frage, wie können wir die besten Produkte und das beste "iWelt"-System auf diesem Planeten bauen und damit herausragenden Kundennutzen schaffen? Die über einhundert Milliarden Cash auf dem Bankkonto von Apple sind bloss die unvermeidbare Folge daraus und waren nie das primäre Ziel.
Ich bin daher überzeugt, Apple dient der ganzen Technologie-Branche als lebendes Musterbeispiel, wie sich Unternehmen strategisch auf ihre Kunden ausrichten und mit hoher Konsequenz langfristig zum Erfolg geführt werden können. Und zwar zu einem dauerhaften Erfolg. Kern dieser nachhaltig erfolgreichen Strategie ist die Herausarbeitung und Realisation von verteidigungsfähigen Wettbewerbsvorteilen auf der Basis der Kernkompetenzen von Apple. Und das ist dem Unternehmen in eindrücklicher Weise gelungen und gelingt ihm nach wie vor, wie die aktuellen Resultate gut drei Jahre nach Steve Jobs Tod illustrativ zeigen.
Vergessen Sie also alle "Experten", die Apple leichtsinnig mit seinen rein finanzgetriebenen Konkurrenten in einen Topf werfen und lesen Sie besser die Biographie über Steve Jobs. Dort finden sich alle "Geheimnisse" Schwarz auf Weiss. Wem das Buch zu dick ist, kann eine Essenz davon auch im Harvard Business Manager nachlesen.
Microsoft hatte übrigens in der Vergangenheit mit Windows eine ähnliche Situation geschaffen. Sie waren mit ihrem Betriebssystem so erfolgreich, dass ihr Marktanteil klar monopolistischen Charakter aufwies (was er natürlich auch heute noch tut, nur interessiert das niemanden mehr). Der Unterschied zu Apple war und ist allerdings, dass Apple-Kunden ihre Produkte lieben (und oft sogar verehren), wohingegen Windows-Kunden ihr Betriebssystem bestenfalls als "OK" bezeichnen. (Urs Prantl)
Urs Prantl (51) arbeitete über 20 Jahre als Softwareunternehmer in der Branche. Seit Ende 2011 unterstützt er IT- und Softwarefirmen bei ihrer strategischen Ausrichtung mit Hilfe einer Alleinstellungspositionierung. Er äussert als Kolumnist für inside-channels.ch seine persönliche Meinung.

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