"If you want to create and capture lasting value, look to build a monopoly", schreibt Peter Thiel, Mitbegründer von Paypal und Palantir und erfolgreicher Silicon-Valley-Investor, in seinem Buch "Zero to One: Notes on Startups, or How to Build the Future". Wer also bleibenden und nachhaltigen Wert für sein Unternehmen schaffen möchte, und wer will das schon nicht, der sollte sich mit dem Aufbau eines Monopols beschäftigen.
Was auf den ersten Blick ungehörig, wenn nicht sogar wettbewerbswidrig klingt, ist auf den zweiten Blick die einzig richtige Strategie. Auch wenn sich die Motive von Peter Thiel in Bezug auf seine Feststellung von den meinen als gedankliche Hilfestellung für hiesige IT-Unternehmer unterscheiden, im Kern geht es um die gleiche Sache. Thiel denkt natürlich um Kategorien grösser als die meisten IT-Unternehmer hierzulande. Ihm geht es primär um eine extrem schnelle Besetzung eines neuen Marktes, bevor es ein anderer tut und damit um die Erreichung einer kritischen Grösse, die vor allem bei Internet-Plattformen über Leben und Tod entscheidet. In einem vielbeachteten Online-Essay zum erwähnten Buch auf dem Portal des
Wall Street Journal werden seine Gedankengänge und Schlussfolgerungen ausführlich dargestellt und kommentiert.
Wir assoziieren ein Monopol stets mit etwas sehr Grossem und damit auch mit einem grossen Markt und grossen Unternehmen (viele hundert Millionen wenn nicht gar Milliarden Umsätze). Selbstverständlich kann aber eine Monopolsituation auch im Kleinen entstehen und für den einzigen Anbieter ähnlich positive Effekte haben. Kommt hinzu, dass diese Mini-Monopole von aussen meist nicht als solche erkannt werden und damit auch keine Gefahr laufen, verboten zu werden.
Wenn ich nun überzeugt bin, dass der Aufbau eines Monopols die einzig richtige Strategie zur Schaffung nachhaltigen Unternehmenswerts ist, dann fusst diese Behauptung auf zwei Überlegungen:
Bevor Unternehmenswert geschaffen werden kann, muss zuerst Wert für die Kunden kreiert werden. Klingt banal, ist aber für viele Unternehmen immer noch eine gedankliche Herkulesaufgabe. Viel zu stark sind sie in erster Linie am eigenen Wohl interessiert und rennen aus den verschiedensten Gründen den Aufträgen, Abschlüssen und dem Umsatz hinterher. In der Praxis sind diese Firmen daran zu erkennen, dass sie den falschen Zielen folgen, sich oftmals in ihrem Geschäftsgebaren verkrampfen und sich trotz KMU-Grösse mehr mit Budgets und Zahlencontrolling beschäftigen als mit ihren Kunden und ihren Mitarbeitern. Wer sich also nicht bereits strategisch fest verankert einer klaren Kundennutzenorientierung als selbstverständliches Primärziel verschrieben hat, für den wird der Aufbau eines (auch nur kleinen) Monopols ohnehin jenseits seiner Möglichkeiten liegen. Glücklicherweise, würde ich sogar sagen.
Zweitens, und diese Feststellung ist absolut zentral, bedeutet Monopol nichts anderes, als dass ich der einzige Anbieter für ein konkretes Wertangebot bin. Hier genügt es vollkommen, wenn meine Wunschkundengruppe das so sieht und aktiv danach handelt, also kauft. Das heisst dann für die Praxis, dass eine Alleinstellungsstrategie gesucht und gefunden, beziehungsweise entwickelt werden muss. Ich weiss, die Betriebswirtschaftslehre versucht uns im Gegensatz dazu seit jeher einzureden, dass Wettbewerb unvermeidbar und somit ein Naturgesetz sei. Dementsprechend hat sich auch der Grossteil der Managementliteratur danach ausgerichtet und gibt vor allem Tipps, wie man die Konkurrenz besiegen könne (sogenannte Wettbewerbsstrategien). Wach im Gedächtnis habe ich dazu das Gejammere eines Unternehmers, der sich darüber echauffierte, dass sein Produkt so viel besser sei als das der übermächtigen Konkurrentin (konkret Swisscom) und, dass er nun schon seit vielen Jahren dagegen ankämpfe und das auch weiterhin zu tun gedenke. Ich sagte mir damals innerlich "du bist ein armes Schwein", denn das Naturgesetz lautet anders: Es überlebt, wer sich am besten an die Veränderungen seiner Umwelt anpassen kann und weder der stärkere noch der intelligentere. Eine fundamentale Erkenntnis, die wir Charles Darwin verdanken, und die sich – das wurde bereits x-fach bewiesen – auch auf soziale Systeme wie Unternehmen analog übertragen lässt.
Langer Rede, kurzer Sinn: Monopole in der Form einer sichtbaren und wertstiftenden Differenzierung von der Konkurrenz sind das wahrscheinlich beste Mittel (ich würde sogar sagen das einzige Mittel), um langfristigen und nachhaltigen Unternehmenswert für KMU zu kreieren. Da dies insbesondere bei den kleinen Monopolen meist mit der Erschliessung und Bedienung eines Nischenmarktes einhergeht, ist dies auch von hohem Nutzen für ihre Kunden. Sie bekommen bessere und passendere Lösungen als vorher. Damit wird eine echte Win-win-Situation geschaffen.
In diesem Sinne ist Wettbewerb also klar "for Losers". Sind das in der Praxis doch diejenigen Unternehmen, denen eine nutzenstiftende und für ihre Kunden sichtbare Differenzierung von ihren Mitbewerbern (noch) nicht gelingt. Oft haben sie bei Ausschreibungen und Sales-Pitches eine Zwei auf dem Rücken. Oder um es mit den Worten des grossen deutschen Einzelhandelsunternehmers Götz Werner zu sagen: "Konkurrenz belebt das Geschäft, keine noch mehr". Beide Gedankengänge zielen auf die gleiche Notwendigkeit: Klare Differenzierung und Schaffung von strategisch fest verankerten USPs, die auf echten Kernkompetenzen basieren und damit einzigartigen Kundennutzen stiften. Alles andere ist reine Energieverschwendung.
Urs Prantl (52) arbeitete über 20 Jahre als Softwareunternehmer in der Branche. Seit Ende 2011 unterstützt er IT- und Softwarefirmen bei ihrer strategischen Ausrichtung mit Hilfe einer Alleinstellungspositionierung. Er äussert als Kolumnist für inside-channels.ch seine persönliche Meinung.