

Rechenzentren fressen fast 4% des Schweizer Stroms
13. April 2021 um 15:18RZ benötigen immer mehr Energie. Eine Studie zeigt nun: Mit den richtigen Massnahmen könnte fast die Hälfte eingespart werden.
Mit dem Wachstum der Datenmengen nimmt auch der Strombedarf für die IT-Infrastruktur zu. Im Jahr 2019 haben die Rechenzentren und Serverräume in der Schweiz rund 2,1 Milliarden Kilowattstunden (KWh) Strom verbraucht. Dies zeigt eine neue Studie der Hochschule Luzern. Das entspreche rund einem Viertel der Jahresproduktion des Kernkraftwerks Gösgen im Kanton Solothurn, wie das Bundesamt für Energie (BFE), Auftraggeber der Studie, festhält.
Letztmals wurde der Stromverbrauch der hiesigen Rechenzentren für das Jahr 2013 erhoben. Damals lag er laut BFE bei rund 1,7 Milliarden Kilowattstunden beziehungsweise 1,7 Terawattstunden (TWh) und entsprach etwa 2,8% des gesamten Stromverbrauchs der Schweiz. Die neue Studie zeigt nun für das Jahr 2019 einen Stromverbrauch der RZ und Serverräume von 2,1 TWh, was bereits 3,6% des Gesamtstromverbrauchs ausmacht.
Stromverbrauch und Effizienzpotential in Gigawattstunden. Grafik: BFE
Fast die Hälfte des Energieverbrauchs der RZ könne mit Effizienzmassnahmen gespart werden, wie das BFE festhält. Fast eine Milliarde Kilowattstunden, etwa 46% könnte man demnach sparen. Auf Seiten der Infrastruktur bieten sich von Free-Cooling bis zur Einhausung von Serverracks diverse Möglichkeiten, bei der IT könnte man dank Flash-Speicher oder auch durch Virtualisierung Potenzial ausschöpfen.
Das BFE stellt hier den RZ-Dienstleistern deutlich bessere Noten aus als den Betreibern von unternehmensinternen Rechenzentren und Serverräumen. Die Dienstleister hätten in den vergangenen Jahren den PUE-Wert – die Energieeffizienz – deutlich verbessert. Die Studienautoren halten aber auch fest, dass dieser Wert für firmeninterne Anlagen nach wie vor sehr schwierig zu beurteilen sei.
Vor allem wegen den Massnahmen der RZ-Dienstleister ist laut der Studie der Energieverbrauch in den letzten 6 Jahren nicht noch weiter angewachsen, obwohl diverse grosse Rechenzentren in Betrieb genommen wurden. Weitere Gründe sind die Auslagerung von Firmen-Workloads zu den effizienteren Dienstleistern wie auch die Daten-Auslagerung vor allem von Privatanwendern zu ausländischen Cloud-Anbietern. Diese haben sich aber mittlerweile auch hierzulande niedergelassen oder planen zumindest RZ in der Schweiz.
Die Studienautoren befürchten darum einen weiteren Anstieg des Energiebedarfs. Verstärkt wird dies durch die Digitalisierung sowie dem Trend zu Cloud-Angeboten. Vor allem rechenintensive Aufgaben im Bereich Big Data, Internet der Dinge oder Industrie 4.0 würden ins Gewicht fallen. Wenn man das genannte Potential von 46% ausschöpfe, könne zumindest der Anstieg des Stromverbrauchs gedämpft werden, hofft das BFE und listet einige Massnahmen auf:
- Bereitstellung von Information und Beratung für Unternehmen mit internen Rechenzentren.
- Unterstützung der Kantone und Gemeinden durch den Bund, beispielweise bei der Erteilung von Baubewilligungen oder bei der Umsetzung des Grossverbraucherartikels.
- Bereitstellung von Informationen sowie Aus- und Weiterbildungsangebote für Planer, Investoren und Betreiber von neuen und bestehenden Rechenzentren.
- Unterstützung von freiwilligen Ansätzen wie beispielsweise das Effizienzlabel der Swiss Datacenter Efficiency Association (SDEA) oder durch das Förderprogramm für Energieeffizienz in Rechenzentren und Serverräumen PUEDA+ von ProKilowatt.
- Für die Dekarbonisierung des Gebäudebereichs sollte bei der Planung von thermischen Netzen die Abwärme von Rechenzentren berücksichtigt werden.
- Weitere freiwillige Massnahmen und auch normative Grundlagen sollten in Zusammenarbeit mit der Branche erarbeitet und umgesetzt werden, beispielsweise mit dem Schweizerischen Ingenieur- und Architektenverein SIA und der SDEA. Mittelfristig könnten solche Grundlagen auch in Neubauvorschriften einfliessen.
Die Studie "Rechenzentren in der Schweiz - Stromverbrauch und Effizienzpotenzial" (PDF) wurde von TEP Energy und der Hochschule Luzern im Auftrag des BFE durchgeführt. Die Befunde beruhen auf eine Online-Erhebung bei RZ-Dienstleistern, Betreibern von unternehmensinternen Serverräumen sowie KMUs. Der Energieverbrauch wurde hochgerechnet, der Unsicherheitsbereich liegt bei 1,85 bis 2,37 TWh.
Loading
Killt ChatGPT 300 Millionen Arbeitsplätze?
Eine Analyse von Goldman Sachs sorgt für Aufregung: KI soll zu Verwerfungen auf dem Arbeitsmarkt führen. Es ist nur die neuste in einer ganzen Reihe von Dystopien.
Bundesrat soll bei E-Health der Tätschmeister sein
Bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens soll der Staat die Hauptrolle spielen. Zu diesem Schluss kommt eine Studie von Digitalswitzerland.
Google soll Daten von ChatGPT benutzt haben
Google hat mit den Daten aus ChatGPT seinen eigenen Chatbot trainiert. Der Tech-Riese bestreitet die Vorwürfe.
Steht Temenos vor Verkauf?
Im aktuellen Jahresbericht putzt sich der Schweizer Bankensoftware-Hersteller heraus – es gibt Übernahmegerüchte, unter anderem wird SAP genannt.