Es vergeht kaum eine Woche, in der nicht eine Bank, eine Versicherung oder ein Telco ankündigt, seinen Kunden neu einen Robo-Advisor, Chatbot oder ähnliches bieten zu können. Glaubt man aber einer Umfrage von Legg Mason, interessieren sich Schweizer aber kaum für diese neuen Angebote. Im internationalen Vergleich, so der Vermögensverwalter, seien Schweizer sehr vorsichtig mit dem Einsatz von neuen Technologien, wenn es um ihre Finanzen gehe. "Für viele ist die persönliche Beratung aktuell noch unersetzlich", sagt Christian Zeller, Head Central Europe bei Legg Mason.
90 Prozent der 900 befragten Schweizer seien dem softwarebasierten Kundenberater gegenüber kritisch eingestellt. Aber immerhin 25 Prozent seien der Meinung, dass Apps und andere Technologien die Notwendigkeit, mit einem Experten zu sprechen, hinfällig machen. Eine klare Mehrheit gab dennoch an, dass ein personalisierter Kundenservice nie durch Technologie ersetzt werden könne. Bei den unter 35-Jährigen sagten dies 65 Prozent.
Auch wenn es um die Beschaffung von Informationen zu Investitionen gehe, setzten Schweizer eher auf persönliche Gespräche mit einem Berater und den Austausch mit Bekannten. Nur 14 Prozent hätten angegeben, digitale Mittel wie Suchmaschinen dafür zu nutzen, schreibt Legg Marson weiter.
Relativ breit im Einsatz scheinen mittlerweile aber digitale Lösungen zu sein, um Zahlungen auszuführen und die eigenen Kontoinformationen abzurufen. Immerhin 65 Prozent der Befragten würden eine Banking-App nutzen und knapp die Hälfte habe angegeben, darüber auch Zahlungen auszuführen. Die unter 35-Jährigen aber benützen sie mit 52 Prozent signifikant stärker als die über 53-Jährigen mit 34 Prozent.
Die Schweizer Bankkunden scheinen den traditionellen Finanzinstitiutionen auch treu bleiben zu wollen, wie aus der Befragung hervorgeht. Etwa zwei Drittel würden nicht davon ausgehen, dass Fintechs die traditionellen Banken und Vermögensverwalter vom Markt verdrängen werden. Nur sieben Prozent hätten angegeben, dass Fintechs die Geschäftsmodelle von traditionellen Instituten überflüssig machen werde. 30 Prozent allerdings seien der Ansicht, dass die neuen Anbieter bestehende Dienstleister unter Druck setzen werden.
Die Befragung im Auftrag von Legg Mason wurde Anfang diesen Jahres von Cicero Research in 17 Ländern durchgeführt, darunter neben der Schweiz in weiteren europäische Ländern, den USA und in Südamerika. (kjo)