

SAP will mit "Rise" in neue Cloud-Liga aufsteigen
28. Januar 2021 um 15:04Der Konzern will viel mehr tun, um Kunden in die Cloud zu bugsieren. Und viel mehr helfen. Die ersten Kunden reagieren vorsichtig positiv.
SAP-CEO Christian Klein, kündigte an einem Kickoff-Event an, dass der Konzern seine Anstrengungen verdopple, um Kunden in die Cloud zu bringen. Ein neuer Abo-Service soll Kunden dabei helfen mehr Nutzen aus der Umstellung zu ziehen.
Der Service heisst "Rise with SAP" ("Aufsteigen mit SAP") und soll gleichzeitig auch den Aufstieg der Walldorfer ins Cloud-Business beflügeln.
Rise werde jedem Kunden einen Weg zum intelligenten Unternehmen bieten, unabhängig von Ausgangspunkt oder Komplexität der Systeme, verspricht SAP. Das Programm beinhalte einen Verantwortlichen für Service-Level-Agreement, Betrieb und Support.
SAP bietet mit S/4Hana zwar einen eigenen Cloud-Service an, aber die Kunden migrieren ihre Anwendungen nur langsam, insbesondere weil ihre IT-Systeme im Laufe der Zeit immer komplexer geworden sind.
Die einflussreiche Deutschsprachige SAP-Anwendervereinigung (DSAG) bestätigt die Probleme. "SAP ist gemeinsam mit Partnern gefordert, Wege aufzuzeigen, wie sie hochgradig angepasste Systeme und Prozesse in S/4Hana-Cloud-Umgebungen überführen wollen, und darüber zu informieren, welche Unterstützung auf Kundenseite hierzu erforderlich ist. Gleiches gilt für die Transformation komplexer Eigenentwicklungen und Drittsystemintegrationen, die, so wie sie gebaut wurden, nicht 'Cloud-kompatibel' sind, de facto aber in vielen Kundensystemen existieren und fachlich weiterhin erforderlich sind. Diese Umstellung ist keine technische Migration, sondern eine Transformation, die die inhaltliche Auseinandersetzung mit fachlichen Anforderungen und einen ganzheitlichen Blick auf die Systemlandschaft erforderlich macht", so Steffen Pietsch, DSAG-Technologievorstand, in einer Stellungnahme.
Eine aktuelle Umfrage der DSAG beleuchtet, wie weit die Schweizer Anwender sind, beziehungsweise eben nicht sind.
Eine Transformation, nicht nur Migration
"Transformation" ist aus Anwendersicht das entscheidende Wort und das will SAP mit "Rise" ebenfalls so verstanden haben. "Der ganzheitliche Ansatz wird Unternehmen dabei helfen, ihr Geschäft wirklich zu transformieren, und geht über eine technische Migration in die Cloud hinaus, um eine kontinuierliche Transformation zu ermöglichen," so die Ankündigung.
Dabei würden SAP-Tools und -Services die gesamte technische Reise unterstützen, ergänzt durch Angebote aus dem Ökosystem. "Dazu gehören automatisierte Services, die den Übergang zu modularen und standardisierten Lösungslandschaften für eine schnellere Nutzung von Innovationen in der Cloud erleichtern, sowie die Unterstützung durch technische Architekten, um eine reibungslose Migration und eine hohe Akzeptanz zu ermöglichen", verspricht der Konzern.
"Cloud" meint nun auch nicht mehr SAP-Hosting beziehungsweise SAP-RZs, Walldorf akzeptiert mit "Rise", dass Hyperscaler bis anhin überlegen sind und Kunden deren Angebote auch nutzen wollen, dies soll einfach möglich werden.
Zudem sei die Ergänzung, Erweiterung und Integration mit SAP-, Partner- und Drittanbieterlösungen unter Verwendung desselben Datenmodells und derselben Plattformdienste wie SAP-Anwendungen möglich. Low-Code- und No-Code-Services werden ebenso versprochen.
"Greifen Sie auf mehr als 2'200 APIs zu, um die Integration mit On-Premise-, Cloud- und Nicht-SAP-Systemen zu gewährleisten", ruft SAP die Kunden zum Vorwärtsmachen auf.
"Am Ende zählt für Kunden die Total-Cost-of-Ownership-Betrachtung"
Aber wie werden diese reagieren? Die ersten Reaktionen sind vorsichtig positiv: Die DSAG begrüsst "Rise" ausdrücklich als einen weiteren Schritt in die richtige Richtung und Pietsch sagt: "Wenn dieser Übergang gelingt, ist das Zielbild attraktiv. Vor allem dann, wenn es sich um eine 'echte' Cloud-Landschaft und kein Hosting handelt. Am Ende zählt die betriebswirtschaftliche Total-Cost-of-Ownership-Betrachtung aus Kundensicht. Derzeit liegen jedoch noch zu wenige Informationen vor, um die Tragfähigkeit des Rise-Modells bewerten zu können."
Ganz soweit wie die Hyperscaler, bei denen man sich die Cloud zusammenklickt, ist SAP weder technologisch, noch in Sachen Kostentransparenz - eine viel beklagte Herausforderung. Entsprechend macht Thomas Henzler, DSAG-Fachvorstand Lizenzen & Wartung Druck: "Da sich die Kunden noch stärker in die Hände von SAP begeben, braucht es einen transparenten Prozess über die kompletten Inhalte des Angebots. Dies fängt bei einem transparenten Übergang der On-Premise-Lizenzen in eine Cloud-Subscription an und geht über einheitliche, transparente und schlanke Cloud-Verträge ohne versteckte Kosten bis hin zu einem möglichen Exit-Konzept aus der Cloud."
Schwingt da Angst vor dem Gang in die SAP-Cloud mit? Risikoabwägung? Besonnenheit? Kostenüberlegungen?
Wo ist die Exit-Möglichkeit?
Von allem wohl etwas. Sicher ist, die SAP-Anwendervereinigung will eine konkrete Exit-Möglichkeit erhalten: "Da er (der Kunde) faktisch keine Lizenzen mehr besitzt, sondern nur noch ein Mietverhältnis eingeht, sind die Folgen im Falle einer Kündigung der Cloud-Dienste Stand heute noch ungewiss. Sollte sich aus irgendwelchen Gründen die Cloud als die falsche Entscheidung erweisen, müssen auch die möglichen Wege zurück in die On-Premise-Welt klar vorgezeichnet sein. Hier sehe ich als DSAG-Vertreter noch grossen Bedarf an transparenten Prozessen für den Schritt von der Kauflizenz in die Subscription und gegebenenfalls zurück."
"Wir wissen, was in einem Unternehmen funktioniert und was nicht", sagte SAP-CEO Klein am Kick-off den Medien. "'Rise with SAP' darf keine Einbahnstrasse sein", mahnt derweil Anwender-Vertreter Henzler.
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