Der bisher auf die Telekom-Industrie spezialisierte Outsourcer steigt zur neuen Nummer vier unter den indischen IT-Dienstleistern auf.
An der von der indischen Regierung organisierten Versteigerung eines Mehrheitsanteils von Satyam hat Tech Mahindra das höchste Gebot abgegeben, wie gestern bekannt wurde. "TechMa" stach dabei Konkurrenten wie den Technologiekonzern Larsen & Toubro sowie die US-Investmentfirma W.L. Ross & Co. aus.
In der indischen ICT-Szene herrscht darüber eine gewisse Erleichterung, auch bei um das Image der indischen IT-Industrie besorgten Satyam-Konkurrenten, wie indischen Presseberichten zu entnehmen ist. Man ist froh, dass das Eingreifen der Regierung
nach dem grossen Finanzskandal bei Satyam damit wahrscheinlich zur Rettung des IT-Riesen geführt hat. Allgemein glauben Beobachter, dass Satyam mit der Übernahme durch den ähnlich gelagerten Konzern Tech Mahindra – Satyams "Ritter in glänzender Rüstung" – wie es die 'Times of India' ausdrückt - nun wieder auf einer festen Basis steht.
Tech Mahindra ist wie Satyam Consulter, Softwareentwickler und Outsourcer, ist aber auf Telekom-Anbieter als Kunden spezialisiert, während Satyam seine Kunden vor allem im Finanzsektor sowie in der herstellenden Industrie hat. Durch den Zusammenschluss entsteht ein wesentlich grösseres Unternehmen – die neue Nummer vier unter den indischen IT-Dientstleistern – ohne dass es unter den bisherigen Kunden Überlapppungen gibt.
Viel zu hoher Preis?
Ein Fragezeichen gibt es allerdings noch beim Preis. TechMa will vorerst rund 351 Millionen US-Dollar für 31 Prozent der Satyam-Aktien bezahlen und hat sich verpflichtet, in Kürze mindestens weitere 20 Prozent zum gleichen Preis pro Aktie zu kaufen. Der Gesamtwert von Satyam wird so auf rund 1,1 Milliarden Dollar beziffert. Ziemlich happig für eine Firma, die bis zu einer Milliarde US-Dollar Schulden haben könnte, findet zum Beispiel die 'Times of India'. Die Konkurrenten bei der Versteigerung haben auch viel weniger geboten: L&T rund 20 Prozent weniger, die Investmentfirma W.L. Ross & Co. fast dreimal weniger. (Man scheint übrigens in Indien einerseits zufrieden zu sein, dass der ausländische Investor nicht zum Zug kam und gleichzeitig etwas angesäuert, dass der den Wert von Satyam so tief einschätzte.)
Der Aufpreis könnte der Preis gewesen sein, den Tech Mahindra für das in Indien sicher prestigeträchtige Prädikat "Retter von Satyam" zu zahlen bereit ist. British Telecom ist der grösste Kunde von Tech Mahindra und hält selbst rund 30 Prozent der Anteile. Die Mehrheit gehört der Mahindra Gruppe, einem typischen indischen Mischkonzern, der unter anderem Traktoren und andere Nutzfahrzeige herstellt, im Finanz-, Immobilien- und Tourismussektor aktiv ist sowie eine Detailhandelskette führt. (Hans Jörg Maron)