Schützenhilfe für Comparex im Kampf gegen "Millionengrab" Bison

15. Juni 2010 um 14:07
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    PC-Ware will Comparex Schweiz mit Hilfe der Partnerunternehmen uniQservice, Nexgen, EveryWare, UMB und 3f wieder aufbauen. Derweil bestätigt Grosskunde Fenaco den geplanten Wechsel zu Bison IT Services.

    PC-Ware will Comparex Schweiz mit Hilfe der Partnerunternehmen uniQservice, Nexgen, EveryWare, UMB und 3f wieder aufbauen. Derweil bestätigt Grosskunde Fenaco den geplanten Wechsel zu Bison IT Services.
    Der deutsche IT-Konzern PC-Ware informierte heute in Zürich über die seit April laufende Auseinandersetzung mit der Schweizer Bison-Gruppe. Zur Erinnerung: Mitte April statt – es kam auch zu üblen Drohungen gegen PC-Ware-Manager.
    Bis in sechs Monaten wieder 100 Angestellte
    Gleich zu Beginn der Veranstaltung stellte PC-Ware-Chef Klaus Elsbacher heute klar, dass der Grosskunde Fenaco noch keine Verträge mit Comparex Schweiz gekündigt habe. Dies dürfte jedoch nur eine Frage der Zeit sein. Gegenüber inside-channels.ch liess Fenaco heute verlauten: "Der Wechsel zu Bison IT Services wird sukzessive über alle Geschäftsfelder gemäss jeweiliger Vertragssituation stattfinden." Comparex Schweiz verliert somit "sukzessive" – aber sicher – einen Drittel des Umsatzes. Elsbacher warf heute Bison-Chef Rudolf Fehlmann vor, aktiv Kunden abzuwerben. Man habe entsprechende Hinweise erhalten, so Elsbacher. Im Bezug auf das laufende Strafverfahren dürfte diese Aussage brisant sein.
    PC-Ware beziehungsweise Comparex will trotzdem in der Schweiz aktiv bleiben und an allen bisherigen Standorten präsent sein, sagte Peter Jung, der seit dem Weggang des frühere Comparex-Schweiz-Chefs Oliver Schalch die Geschäftsführung des Surseer IT-Dienstleisters übernommen hat. Das Unternehmen ist nun daran, die Abgänge zu ersetzen. Um die 50 Bewerbungen liegen vor und man geht davon aus, dass Comparex Schweiz bis in 6 oder 8 Monaten bereits wieder um die 100 Angestellte haben wird. Gleichzeitig haben ehemalige Mitarbeitende bis Ende Juni die Möglichkeit, zurückzukehren. Knapp zehn Personen haben dieses Angebot bisher angenommen. Nach einer Übergangsphase soll auch wieder ein neuer – Schweizer – Chef die Leitung von Comparex Schweiz übernehmen. Seit kurzem ist der IBM-Veteran Peter W. Nikisch als COO an Bord.
    In der Zwischenzeit bemüht sich Comparex, keine weiteren Kunden an Bison IT Services zu verlieren. Deshalb wurden mehrere Partnerfirmen eingeschaltet, die in einer Übergangszeit dabei helfen sollen, die bestehenden Kunden in den Bereichen Infrastruktur, Rechenzentren und Kassenlösungen zu betreuen. Vorgestellt wurden heute die Partnerfirmen uniQservice und Nexgen (Retail- und POS-Services), EveryWare (ISP, Datacenter, Hosting) sowie die beiden Infrastrukturpartner UMB und 3f.
    "Millionengrab" Bison
    Die Comparex-Leute sprachen in Zürich erneut von "Diebstahl" seitens Bison. Den Agrarkonzern Fenaco, der 49 Prozent der Bison-Anteile besitzt, bezichtigte man der "kalten Enteignung". Der Comparex Schweiz sei aufgrund dieses "Überfalls" ein Schaden im hohen zweistelligen Millionenbereich entstanden. Eine Schadensersatzklage wird vorbereitet.
    In der Mitteilung ist – passend zur WM – die Rede von einem "Schweizer Foul" oder von einem "schweizerisch-österreichischen IT-Krieg". Bison sei ein "Millionengrab", sagte Elsbacher, der damit den Umstand ansprach, dass Bison seit Jahren vom Mutterkonzern Fenaco finanziell unterstützt wird: Das Bison-Abenteuer hat die Fenaco gemäss den im Geschäftsbericht erwähnten Rückstellungen bereits Darlehen von über 210 Millionen Franken gekostet, davon alleine 30 Millionen Franken im Geschäftsjahr 2009, die zum grossen Teil bereits abgeschrieben werden mussten.
    Bison-Chef Rudolf Fehlmann und Bison-IT-Services-Chef Oliver Schalch werden nicht müde, zu betonen, dass die Belegschaft eine tief greifende Restrukturierung befürchtete und deshalb geschlossen kündigte. Comparex hat aber stets bestritten, dass eine grosse Kündigungswelle vorgesehen war. Gemäss Elsbacher können Fehlmann und Schalch kein einziges Dokument vorweisen, das auf eine grosse Restrukturierung in der Schweiz hindeutet. Bis vor der Revolte im April habe man auch nie Signale aus der Schweiz erhalten, dass etwas nicht in Ordnung sein könnte.
    Elsbacher sagte heute auch, dass die Schweizer Niederlassung unter der Leitung von Oliver Schalch im September 2009 in die Verlustzone kam. Die damalige PC-Ware Systems Schweiz habe noch im Januar rote Zahlen geschrieben – mit einem negativen Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr. Im Ende März 2010 abgeschlossenen Geschäftsjahr resultierte nun offenbar doch noch ein kleiner Gewinn, doch im Herbst 2009 sei man überrascht gewesen vom schlechten Ausblick der Schweizer Niederlassung, so Elsbacher. Bis heute wisse man nicht, was die Ursache für die plötzliche Verschlechterung der Performance gewesen sei. (Maurizio Minetti)

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