Schweizer Bauern: Ohne Internet keine Subventionen

22. Dezember 2010 um 16:13
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Bern, Solothurn und Freiburg testen Internetportal für Direktzahlungsanträge

Bern, Solothurn und Freiburg testen Internetportal für Direktzahlungsanträge.
Ab kommendem Herbst brauchen alle Landwirte in den Kantonen Bern, Solothurn und Freiburg einen Zugang zum Internet. Denn künftig müssen sie die Formulare elektronisch ausfüllen, wenn sie Direktzahlungen wollen. Laut einem Artikel der 'Berner Zeitung' (BZ) werden nach einem ersten Pilotprojekt mit 200 Bauern in diesem Jahr ab Frühling 2011 weitere 1000 Bauern in die Geheimnisse des digitalen Büros eingeführt. Ab kommendem Herbst steht das papierlose Büro dann allen Landwirten offen.
Hinter diesen Anstrengungen steht die Initiative E-Government-Schweiz, die unter der Federführung des Informatikstrategieorgans Bund (ISB) gemeinsam mit den Kantonen und Gemeinden zum Ziel hat, dass Wirtschaft und Bevölkerung die wichtigen Geschäfte mit den Behörden elektronisch abwickeln. Statt Papierformulare zu benutzen, soll künftig möglichst der Internetschalter verwendet werden.
Ein Portal für alle landwirtschaftlichen Systeme
Da die Landwirtschaft nach wie vor noch relativ viel Papier insbesondere im Zusammenhang mit Direktzahlungen produziert, geht der Bund hier nun voran. Zunächst steht ab dem 3.Januar 2011 mit agate.ch nur noch eine einzige Internetadresse zur Verfügung, mit der die Bauern auf sämtliche in der Schweiz die Landwirtschaft betreffenden Systeme und Datenbanken zugreifen können. Login mit Agate-Nummer und Passwort sollen dafür ausreichen.
Die drei Kantone Bern, Solothurn und Freiburg bauen zudem gemeinsam das Kompetenzzentrum Gelan-Informatik (Gesamtlösung EDV Landwirtschaft) aus. Künftig werden in diesen Kantonen sämtliche Angaben zur Berechnung der Direktzahlungen nicht mehr auf Papier, sondern nur noch elektronisch angenommen.
Sukzessive Einführung
Die Projektverantwortlichen schätzen laut 'BZ', dass heute nur noch etwa 20 Prozent der Höfe weder über PC noch über Internetanschluss verfügen. Mit einem Informationsblatt soll nun auch diese Gruppe noch zum Einstieg in die schöne, neue IT-Welt veranlasst werden: "Der Preis für ein brauchbares Gerät ist vergleichbar mit der Investition in eine gute Motorsäge", schreibt man bei Gelan und ergänzt: Der Umgang mit dem PC entspreche dem mit der Motorsäge, sei aber "wesentlich ungefährlicher".
Noch sei kein Aufschrei der Entrüstung zu melden, resümiert die 'BZ', doch das könnte damit zusammenhängen, dass vielen Bauern noch gar nicht recht bewusst sei, was auf sie zukomme. Immerhin freuen sich jetzt schon diejenigen, die bisher noch die umfangreichen Erhebungsbögen zur Berechnung Direktzahlungen zu bearbeiten haben, um sie zur Weiterverarbeitung in den Berner Amtsstuben zu schicken.
Eine Überforderung der PC-erfahrenen Landwirte durch die elektronische Abwicklung erwarten die Verantwortlichen nicht. Nur wer noch ganz ahnungslos ist, dürfte schnell einmal an Grenzen stossen. Die Kantone wollen allerdings behutsam vorgehen. Der "internetbasierte Agrarvollzug" soll schrittweise kommen. Nach einem Pilotversuch mit den 200 PC-erfahrene Bauern in diesem Herbst, soll im Frühling 2011 ein zweiter Test mit weiteren 1000 Landwirten starten. Wenn die Erfahrungen mit dem Internetportal, das Gelan-Informatik gegenwärtig ausbaut, positiv ausfallen, müssen im Herbst 2011 sämtliche Berner, Freiburger und Solothurner Landwirte ihre Erhebungen übers Internet machen.
Die Nagelprobe steht im Frühjahr 2012 an
Die Herbsterfassung werde aber noch einfach ausfallen, heisst es, weil es dann nur um das Anmelden der Direktzahlungen für 2012 geht und um die Angabe, bei welchen speziellen Tierprogrammen man mitmachen möchte. Anspruchsvoller werde die Erhebung im Frühling 2012, denn dann will der Kanton sehr viel mehr wissen. Bleibt also abzuwarten, wie sich die Situation dann darstellt.
Dass die Schweizer Bauern keineswegs irgendwelchen hinterwäldlerischen Klischees entsprechen, lässt sich heute schon daran ablesen, dass sich bereits rund fünf Prozent oder 3200 der gut 60'000 landwirtschaftlichen Betriebe zum Kauf einer Suisse-ID bewegen liessen - Schweizweit werden bis Ende Jahr rund 20'000 Suisse-ID im Einsatz sein. (vri)

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