

Schweizer Distributoren denken an Porto-Erhöhung (+ 1 Kommentar)
29. Juni 2007 um 09:37
Die Porto-Kosten steigen wieder. Grund: Die leistungsabhängige Schwerverkehrsabgabe wird wieder erhöht. Die Frage ist, wer letztlich die Kosten zu tragen hat.
Die Porto-Kosten steigen wieder. Grund: Die leistungsabhängige Schwerverkehrsabgabe wird wieder erhöht. Die Frage ist, wer letztlich die Kosten zu tragen hat.
Seit einer Woche ist klar: Die Erhöhung der leistungsabhängigen Schwerverkehrsabgabe (LSVA) kommt. Der gewichtete Mittelwert der LSVA wird ab 1. Januar 2008 für einen 40-Tonnen-Lastwagen auf einer Referenzstrecke von 300 Kilometern von Basel nach Chiasso 325 Franken statt bisher 292.50 Franken betragen. Die LSVA-Erhöhung um 11 Prozent ärgerte verständlicherweise den Schweizerischen Nutzfahrzeugverband Astag. Ärgern werden sich bald auch alle Reseller, Fachhändler und VARs in der Schweiz. Denn Schweizer Distributoren werden auch dieses Mal die Porto-Kosten erhöhen müssen.
Hans-Peter Weiss, Managing Director des Littauer Distributors Actebis, erinnert daran, dass es sich bei dieser neuen Erhöhung um die zweite, bereits mit der LSVA-Einführung per 1. Januar 2001 bekanntgegebene, fix terminierte, jedoch betraglich noch nicht definierte Anpassung handelt, die "deshalb wohl niemanden ganz unerwartet treffen dürfte". So überrascht es auch nicht, dass Actebis die Praxis weiterführen wird, die bei der letzten LSVA-Erhöhung per 1. Januar 2005 eingeführt wurde: Die LSVA-Kosten werden getrennt von den Portokosten als separate Position für jede physische Warenlieferung in Rechnung gestellt. "Mit wenigen, ausschliesslich sehr grossen Kunden hat Actebis von diesem Grundsatz abweichende Lösungen vereinbart, welche zum Beispiel die pauschale Verrechnung der Versandkosten und somit auch der LSVA vorsehen", so Weiss.
Actebis plant also ohne zu zögern, die neuen LSVA-Kosten 1:1 den Resellern weiterzuverrechnen. Was noch vor einigen Jahren für Diskussionen gesorgt hätte, ist teilweise bereits seit der letzten LSVA-Erhöhung gängige Praxis. Die Distributoren können es sich nicht mehr erlauben, solche Kosten selber zu schlucken. Die Margen werden schliesslich nicht grösser – vor allem für Distributoren nicht: "Die angespannte Preis- und Margensituation lässt keine weiteren Belastungen zu – eine Weiterverrechnung ist somit kaum zu vermeiden", sagt Peter Bühler vom Verbrauchsmaterial-Disti Ecomedia.
Abwarten
Viele Distis wollen noch zuwarten mit konkreten Aussagen, denn der Bundesrat hat auch noch ein Wörtchen mitzureden. Zudem prüft der Astag nach eigenen Angaben rechtliche Schritte, da die Erhöhung gegen Artikel 7 des Schwerverkehrsabgabegesetzes verstosse. So räumt auch Bühler von Ecomedia ein, dass es noch "zu früh ist, dazu abschliessend Stellung zu nehmen." Auch Joe Feierabend, Managing Director des Broadliners Ingram Micro, sagt: "Sobald wir mehr wissen, werden wir unsere Strategie festlegen."
Luzia Krieger, Marketing Communications Manager bei Littlebit, will neue Verhandlungen mit den Spediteuren abwarten. So auch Manfred Steinhardt, Chef von Tech Data: "Wir rechnen mit einer LSVA-Erhöhung. Ob wir Anpassungen vornehmen müssen, hängt von der Erhöhung unserer Servicepartner ab." Ähnlich sieht es Magirus-Chef Beat Bitzi: "Es wurde noch keine Entscheidung getroffen, wir gehen aber davon aus, dass wir uns den Mitbewerbern anschliessen und auch moderat erhöhen werden."
Zwar haben die Spediteure noch keine Preiserhöhungen kommuniziert, doch das dürfte bloss eine Frage der Zeit sein. Astag-Sprecher Beat Keiser sagt: "Wenn der Kostenblock LSVA steigt, müssen auch die Transporteure ihre Preise anheben, anders geht das nicht."
Kosten an die Endkunden?
Marc Schnyder, Chef des grössten Schweizer Distributors Also, verhandelt derzeit noch mit den Transportpartnern: "Wir erwarten einen definitiven Entscheid frühestens Mitte September." Doch schon jetzt ist für Schnyder klar, dass in Zukunft grundsätzlich die folgende Maxime gelten soll: "Drittkosten wie LSVA, Mehrwertsteuer und Swico-Gebühren sollen vollumfänglich vom Endkonsumenten getragen werden." Dies sei übrigens auch in allen anderen Industrien der Fall.
Die LSVA-Kosten den Endkonsumenten weiterzugeben – davor scheuen sich die meisten Reseller. Doch ein Umdenken hat vielleicht angesichts der stets angespannten Margen-Situation bereits stattgefunden. Im November 2004, kurz vor der zweiten LSVA-Erhöhung, sagte Ingram-Chef Feierabend, der Handel werde umdenken müssen und lernen, zusätzliche Kosten bis an die Endkunden weiterzugeben. Doch wenn die Distributoren die Kosten teilweise auf sich nehmen, darf man sich nicht wundern, wenn auch Reseller sich zum Wohle der guten Kundenbeziehung "opfern". Jemand muss die Kosten schliesslich tragen. Dem Endkunden die LSVA-Kosten 1:1 weiter zu verrechnen, muss zur Routine werden, wenn Distributoren und Reseller in diesem umkämpften Geschäft weiter bestehen wollen.
Methoden, um Portokosten zu sparen
Es gibt allerdings schon Methoden, die Portokosten tief zu halten. Wem es gelingt, den durchschnittlichen Umsatz pro Bestellung zu erhöhen, kann Logistikkosten senken. Tom Brunner, Managing Director von Wyscha Computer, sagt: "Es ist uns während der letzten 18 Monate gelungen, den durchschnittlichen Umsatz pro Bestellung von 800 Franken auf knapp 1900 Franken mit mehr als zwanzig Artikeln zu erhöhen." Doch die erneute LSVA-Erhöhung macht auch Wyscha einen Strich durch die Rechnung: "Im Zusammenhang mit der weiter steigenden LSVA überlegen wir uns ernsthaft, volle Transparenz für den Kunden zu schaffen und ab 2008 die effektiv anfallenden Transportkosten 1:1 weiter zu verrechnen."
Roland Brack, Gründer von Brack Electronics sowie seit einem Jahr Chef des Distributors Alltron, setzt auf Sammel-Sendungen: "Hierbei werden einmal oder mehrmals wöchentlich alle offenen Aufträge eines Kunden zusammengeführt, ausgelöst und in einer Lieferung versandt." Die Idee ist nicht neu: Also hat sie schon vor fünf Jahren eingeführt. Doch Reseller wissen, dass Endkunden oft nicht lange auf ihre Ware warten wollen. Die Umstände werden aber dazu beitragen, dass sich Endkunden in Zukunft zunehmend fragen müssen, ob sie nicht lieber etwas warten sollen – und dafür die LSVA-Zusatzkosten umgehen können. (Maurizio Minetti)
Kommentar von Joachim Wiedemann / Wiedemann Elektronik:
Nun austragen werden diese Portokosten wohl die kleineren Reseller. Entweder sie verlieren durch Sammelbestellungen hohe Lagerabschreibungskosten, oder die Discounter machen das Geschäft, weil hohe Lieferbereitschaft vorliegt.
Der Grund für die Preiserhöhungen ist doch nur, dass die Politik und die Logistik zu träge ist, endlich den regulären Warenverkehr auf die Schiene zu bringen und es einfacher ist, dem Endkunden das aufzubürden.
Aber mit dieser Einstellung, wird der Schienentransport nie ausgebaut, nicht günstiger und attraktiver werden und der Endkunde zahlt am Schluss die Zeche, die's halt kostet.
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