

Schweizer Fintech-Markt wird reifer
5. März 2020 um 13:50Etablierte Finanzinstitute zögern laut einer Studie mit "Change-the-Bank"-Aktivitäten. Gleichzeitig bringen sich Challenger-Banken in Stellung.
Das vergangene Jahr sei ein gutes Jahr für Fintechs gewesen. Der Fintech-Markt habe zwar an Wachstumsgeschwindigkeit eingebüsst, dafür aber sei die Branche reifer geworden, schreibt die Hochschule Luzern zu den Ergebnissen der diesjährigen "IFZ Fintech-Studie". Ein Muster zeichne sich ab: Tech-Firmen beginnen den Finanzunternehmen den Rang abzulaufen.
In der Studie werden 382 Fintech-Firmen gelistet, die ihren Sitz in der Schweiz haben; 2017 waren es 220. Obwohl die etablierten Finanzinstitute immer noch die Mehrheit des Marktanteils in der Schweiz halten, bieten die zunehmende Nachfrage nach Digitalisierung und die sich ändernden Kundenbedürfnisse den Fintechs gute Möglichkeiten, in den Markt einzutreten. Die Fintechs hätten oft den Vorteil, dass sie kleiner sind und als agiler angesehen werden als grosse, etablierte Finanzinstitute und sich daher schneller auf Kundenbedürfnisse einstellen könnten. Es zeige sich ausserdem, dass Fintechs bezogen auf die Betriebskosten einen Vorteil gegenüber den grossen Banken hätten. Als weiteren Vorteil nennt die Studie die Tatsache, dass Fintechs ihre Geschäftsmodelle von Anfang rund um eine neue Technologie aufbauen, während etablierte Institute sich wandeln müssen.
Etablierte Banken sind zurückhaltend
Die Banken, so die Autoren, scheinen sich des Nachteils bewusst zu sein, der durch ihr geringes Mass an Flexibilität entstehe. Insbesondere im Vergleich mit europäischen Banken würden die Schweizer über ein hohes Mass an Wissen in Bezug auf die Digitalisierung zeigen. Nicht aufgeholt aber hätten sie was die eigentliche Umsetzung angehe. Es zeige sich, dass Schweizer Banken trotz ihrer digitalen Reife Schwierigkeiten hätten, gute Ergebnisse in Bezug auf die Benutzererfahrung zu erzielen.
Die Ergebnisse der Studie würden darauf hinweisen, dass die Schweizer Banken bei "Change-the-Bank"-Aktivitäten zurückhaltend seien, heisst es in einer Mitteilung zur Studie. Die Banken würden der Implementierung von Fintech-Lösungen eine tiefe Priorität zuweisen. Gleichzeitig tauchten aktuell die ersten Challenger-Banken im Markt auf. Diese würden die Verbreitung von technologischer Innovation in der Finanzbranche fördern. Zusammen mit den wachsenden Angeboten von Tech- und Fintech-Firmen, könnte der Innovationsdruck auf traditionelle Finanzdienstleister in der Zukunft weiter erhöhen.
Somit überrasche es nicht, dass die Kooperation mit einem Fintech zur Strategie von Banken gehöre, heisst es weiter. Als Beispiel wird die Hypothekarbank Lenzburg genannt, die für ein Kryptowährungsangebot eine Partnerschaft mit Tokensuisse eingegangen ist.
Aber, so die Autoren beschwichtigend: trotz aller Vorteile wie Benutzerfreundlichkeit oder Kostensenkung würden viele Fintechs mit der Herausforderung kämpfen, Kunden zu finden. So habe beispielsweise die Distributed-Ledger-Technologie (Blockchain) ihre Bedeutung für den Finanzsektor noch nicht zeigen können. In der Finanzindustrie habe sich bisher noch keine solche Anwendung breitflächig durchsetzen können.
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