Schweizer Telekom-Markt wird aufgemischt

18. Dezember 2014 um 12:09
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Swisscom-Aktie taucht nach Orange-Verkauf. Von Orange-Eigner Xavier Niel wird erwartet, dass er einen neuen Preiskampf auslöst.

Swisscom-Aktie taucht nach Orange-Verkauf. Von Orange-Eigner Xavier Niel wird erwartet, dass er einen neuen Preiskampf auslöst.
Der Aktienkurs von Swisscom hat am Donnerstag markant nachgegeben. Auslöser ist der Besitzerwechsel von Orange Schweiz. Händler rechnen mit einem verschärften Preiskampf im Schweizer Mobilfunkgeschäft.
Die Frage sei, ob nun der Konkurrenzkampf über die Preise intensiviert werde. Das könnte den Schweizer Branchenprimus Marktanteile kosten, erklärten Händler. Zudem werde befürchtet, dass eine gesteigerte Konkurrenz auf die Margen drücken könnte.
Die Swisscom-Aktie notierte am Mittag 5,6 Prozent schwächer auf 534,50 Franken. Die ersten Marktreaktionen hatten den Telekomtitel bis auf 526,50 Franken gedrückt.
Angst vor Preisdruck
Händler Laurent Bakhtiari vom Broker IG betonte, dass Xaviel Niel in Frankreich die Telekomlandschaft bereits umgekrempelt habe. Jedes Mal, wenn er mit seinem Anbieter Free ein neues Produkt auf den Markt gebracht habe, seien die Preise der Konkurrenz in den Keller getrieben worden.
Derzeit hat Swisscom eine sehr starke Stellung auf dem Schweizer Markt. Daher dürfte der Eigentümerwechsel bei Orange Schweiz eine ziemlich schlechte Nachricht für den Blauen Riesen sein. Es sei mit hoher Sicherheit anzunehmen, dass Xavier Niel "einen ähnlichen Schock auf dem Schweizer Markt auslösen werde wie in Frankreich".
Händler Andreas Lipkow vom Vermögensverwalter Kliegel & Hafner hob noch hervor, dass der Konsolidierungsdruck in der Branche extrem hoch sei. "Derzeit werden die Karten bei den grossen Playern der Branche neu gemischt."
Ralf Beyer, Telekom-Experte beim Vergleichsdienst Comparis, weist allerdings darauf hin, dass es selbst mit tiefen Preisen in der Schweiz eher schwierig ist, den Marktanteil signifikant zu erhöhen. "Der Schweizer Markt ist extrem träge. Es ist nicht zu erwarten, dass Swisscom jetzt zittern muss: Weil nur wenige Kunden den Anbieter wechseln." Er glaubt, dass Orange mit einer solchen Massnahme lediglich seinen eigenen Umsatz und Gewinn schmälern würde.
In diesem Jahr hat Orange mit Problemen beim Kundendienst für Ärger bei den Konsumenten gesorgt. Ob sich daran mit dem neuen Besitzer etwas ändert, sei schwer zu sagen, sagt Beyeler. Er sieht viel Verbesserungspotenzial: "Die Kunden wollen wieder ernst genommen werden. Orange fällt derzeit vor allem durch kundenunfreundliche Angebote auf." Er schlägt vor: "Zum Beispiel sollten Kunden mit kurzfristigen Verträgen nicht weiter gegenüber Kunden mit langfristigen Verträgen benachteiligt werden. Zudem sollte die Firma auch ihre kundenunfreundliche Abrechnungsweise bei Optionen überdenken."
Swisscom: Es ist zu früh für eine Beurteilung
Aktuell ist der Schweizer Telekommarkt ziemlich festgefahren. Swisscom dominiert den Mobilfunk mit einem Marktanteil von rund 60 Prozent, während die beiden kleineren Orange und Sunrise sich je um die 20 Prozent herumbalgen. Swisscom äusserte sich heute zum Verkauf von Orange folgendermassen: "Es ist zu früh für eine Beurteilung. Es herrscht schon heute ein starker Wettbewerb, mit drei unabhängigen Anbietern auch im Mobilfunkmarkt."
Angesichts der verkrusteten Verhältnisse hatte France Télécom hierzulande das Handtuch geworfen, nachdem die Wettbewerbskommission (Weko) im April 2010 die Fusion von Orange und Sunrise verboten hatte, die einen potenteren Herausforderer für den "Blauen Riesen" geformt hätte.
Dass Apax Orange Schweiz nicht dauerhaft behalten wollte, war schon damals bei der Übernahme klar. Üblicherweise veräussern Beteiligungsgesellschaften die Unternehmen in ihrem Besitz nach einigen Jahren wieder. Sunrise, heute im Besitz der Beteiligungsgesellschaft CVC, dürfte ebenfalls bald den Besitzer wechseln oder an die Börse gehen. (sda/mim)

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