

Seco-ICT-Bericht sieht keine Anzeichen für "echten" Informatikermangel
26. Juni 2014 um 12:10
Über 3000 arbeitslose Informatiker und stagnierende Löhne sprechen dagegen, heisst es im neusten Seco-Bericht zur Schweizer E-Economy.
Über 3000 arbeitslose Informatiker und stagnierende Löhne sprechen dagegen, heisst es im neusten Seco-Bericht zur Schweizer E-Economy.
Das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco ) hat seinen neusten Bericht zur Lage der "E-Economy" in der Schweiz veröffentlicht. Der vom Institut für Wirtschaftsstudien Basel (IWSB) erstellte Bericht beschäftigt sich mit verschiedensten Aspekten des ICT-Einsatzes und der ICT-Branche in der Schweiz, von der Infrastruktur über die ICT-Nutzung der Haushalte bis zum E-Government.
Sprengstoff enthält allerdings vor allem die darin geäusserte Meinung zum ICT-Fachkräftemangel: Den "notorischen Klagen betreffend ICT-Fachkräftemangel" solle "mit Skepsis begegnet werden". Die Zahl der Fachkräfte sei zwar zweifellos knapp, aber diese Knappheit liege in einem normalen Rahmen. Ein "echter" Fachkräftemangel, der die Entwicklung der E-Economy in der Schweiz behindern könnte, sei dagegen gegenwärtig nicht auszumachen., heisst es im Bericht.
Keine Lohnexzesse sichtbar
Diese These stützt sich auf zwei Hauptindizien: Die Entwicklung der Löhne und der Zahl der arbeitslos gemeldeten Informatiker. Letztere ist, wie das Seco bereits im Januar bekannt gab, im Verlauf des letzten Jahres um rund 10 Prozent auf deutlich über 3000 gestiegen.
Die Löhne der ICT-Fachkräfte hätten sich zudem in den letzten Jahren kaum anders entwickelt, als das allgemeine Lohnniveau, so der Bericht. Echter Mangel müsste mit überdurchschnittlichen Lohnsteigerungen verbunden sein, glaubt das IWSB.
Im Bericht werden zwar gegensätzliche Meinungen zum Thema Fachkräftemangel aufgeführt, das IWSB scheint aber am ehesten den Argumenten eines im Bericht zitierten IT-Headhunters zu glauben, der erklärt, dass in der Schweiz zur Zeit maximal 500 Informatiker fehlen würden. Kandidaten werden den Vermittlern laut diesem Headhunter keineswegs "aus den Händen gerissen“. Zwar würden die Unternehmen viele Stellen ausschreiben, aber nur wenige Personen auch tatsächlich einstellen. Sie würden Fachkräfte suchen, die es gar nicht gebe – z.Bsp. Senior ICT-Spezialisten, die zugleich noch Architekten seien, fliessend Französisch sprechen und natürlich bezahlbar seien. Erfüllen die Bewerber diese Kriterien nicht, werde einfach weitergesucht. Die Firmen seien zu wenig bereit, neuen Kräften eine Chance zu geben.
Auch eine Verlagerung des Fachkräftemangels von Anwenderunternehmen auf die ICT-Branche selbst, zum Beispiel durch Outsourcing, Cloud Computing und ähnliche Trends, wird im Bericht bezweifelt: "Auch eine derartige Problemverschiebung hätte doch zur Folge haben müssen, dass die Löhne der externen Fachkräfte und die Kosten von Outsourcing-Lösungen sowie im Sinne des Prinzips der Opportunitätskosten auch die Löhne interner ICT-Spezialisten und die Kosten interner ICT-Lösungen massiv angestiegen wären." Dies habe aber nicht stattgefunden.
Achtung Masseneinwanderungsinitiative
Allerdings sieht das IWSB die Gefahr, dass die Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative die Situation verschärfen könnte. Vermutlich sei es in den letzten Jahren vor allem deshalb "nicht zu Mangelerscheinungen und Lohnexzessen gekommen, weil viele ICT-Stellen durch zugewanderte ausländische Fachkräfte besetzt werden konnten." Deshalb müsse man den anlaufenden Vorarbeiten zum Vollzug der Masseneinwanderungsinitiative "grösste Aufmerksamkeit" schenken. Je nachdem, wie dieser ausfällt, könnte in Zukunft doch noch ein "echter" Mangel entstehen. (Hans Jörg Maron)
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