Seco plant freihändigen Millionen-Auftrag

12. April 2013 um 13:03
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Das Seco plant eine freihändige Vergabe eines IT-Auftrags an CSC für knapp 30 Millionen Franken, um das Auszahlungssystem der Arbeitslosenkassen zu erneuern. Die Finanzkontrolle schaltet sich ein. Nun liegt der Ball wieder beim Seco.

Das Seco plant eine freihändige Vergabe eines IT-Auftrags an CSC für knapp 30 Millionen Franken, um das Auszahlungssystem der Arbeitslosenkassen zu erneuern. Die Finanzkontrolle schaltet sich ein. Nun liegt der Ball wieder beim Seco.
Informatikprojekte der Bundesverwaltung stehen seit geraumer Zeit im Fokus der Öffentlichkeit. Nicht erst seit dem Scheitern des umfangreichen Software-Projekts "Insieme" bei der Eidgenössischen Steuerverwaltung ist klar, dass nicht immer alles mit rechten Dingen zu- und hergeht. So wurde die Eidgenössische Finanzkontrolle vor einem Jahr hellhörig, als sie erfuhr, dass das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) einen Auftrag für mehrere Millionen Franken freihändig - also ohne Ausschreibung - vergeben wollte.
Komplexes System der Arbeitslosenkassen
Im Fokus steht das Informatiksystem Asal (Auszahlungssystem der Arbeitslosenkassen), das für Auszahlungen bei den 35 Arbeitslosenkassen verwendet wird. Nach über 18 Jahren Betriebszeit hat die Software das Ende des technologischen Lebenszyklus mittlerweile erreicht. Inside-it.ch weiss: Hersteller der Software, die auf Cobol basiert, ist der US-amerikanische IT-Riese CSC. CSC hat die Wartung mittlerweile jedoch eingestellt. Deshalb entschied sich das Seco vor einem Jahr für eine Erneuerung des Systems. Es soll modernisiert und auf Java umgeschrieben werden.
Das Seco war gestützt auf ein extern erstelltes Rechtsgutachten der Meinung, dass nur CSC für die Erneuerung in Frage kommt, denn das Beratungshaus kenne das System seit mittlerweile fast 20 Jahren. Für die Erneuerung des Systems existiert eine Offerte von CSC Schweiz in der Höhe von knapp 30 Millionen Franken, wie inside-it.ch erfahren hat. Das neue System sollte 2015 bereitstehen. Konkurrenzofferten wurden nicht eingeholt. Doch hier schaltete sich die Finanzaufsicht ein. Sie empfahl, die Frage der freihändigen Vergabe dem Kompetenzzentrum für Beschaffungen des Bundesamtes für Bauten und Logistik zu unterbreiten.
Entscheid noch offen
Inzwischen hat dieses festgestellt: Man kann, man muss aber nicht ausschreiben. Der Chef der Arbeitslosenversicherung, Dominique Babey (Foto), erklärt gegenüber inside-it.ch, dass es bei dieser allfälligen freihändigen Vergabe darum gehe, die bestehende, komplexe Anwendung so umzuschreiben (auf Java), damit man nach erfolgreicher Migration für die Weiterentwicklung und Wartung ein offenes Ausschreibungsverfahren durchführen könne. Heute sei man mit der Software weit weg von "state of the art". Der Hersteller soll das System nun umschreiben und dokumentieren, damit einerseits die hohe Qualität der Anwendung gesichert und andererseits die Weiterentwicklung und Wartung ausgeschrieben werden könne.
Ein definitiver Entscheid seitens Seco, ob der Auftrag nun wirklich freihändig vergeben wird, wurde noch nicht getroffen. Er soll voraussichtlich vor den Sommerferien erfolgen, heisst es auf Anfrage. Dass es sich beim Hersteller um CSC handelt und die Offerte ein Volumen von rund 30 Millionen Franken hat, wollte Babey weder bestätigen noch dementieren.
Informationssystem Avam wieder problemlos
Das Auszahlungssystem Asal ist übrigens über eine Schnittstelle mit dem Informationssystem Avam verbunden. Hier gab es vor einigen Jahren massive Probleme. Seither laufe Avam aber einwandfrei, so Babey. (Maurizio Minetti)

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