

Software-Debakel: Uni Bern nimmt Stellung
13. November 2013 um 15:34
Das Kernsystem Lehre (KSL) der Universität Bern steht wegen Ausfällen in der Kritik. Jetzt nimmt die Uni ausführlich Stellung.
Das Kernsystem Lehre (KSL) der Universität Bern steht wegen Ausfällen in der Kritik. Jetzt nimmt die Uni ausführlich Stellung.
Wie gestern berichtet zahlreiche Fehler enthalte. Jetzt nimmt die Universität Bern schriftlich zu den Fragen von inside-it.ch Stellung.
Tom Dahmen, Geschäftsführer des KSL-Lieferanten QLEO KSL in Aachen, hat mitgeteilt, dass der in der 'BZ' erschienene Text diverse sachliche Fehler enthalte. Können Sie einige nennen und richtig stellen?
Uni Bern:
Aussage BZ: "Die Software integriert und verwaltet sämtliche studienrelevanten Daten und Prozesse von der Immatrikulation bis zum Abschlusszeugnis."
Richtigstellung: Die Immatrikulation ist kein Bestandteil des KSL, es gibt lediglich eine Schnittstelle, welche die Immatrikulationsdaten übermittelt.
Aussage BZ: "Doch jetzt verweigerte ihm das KSL den Antrag auf den Bachelorabschluss."
Richtigstellung: Anträge auf Abschlüsse werden im Dekanat bearbeitet und nicht vom System gemacht.
Aussage BZ: "Er hatte im Studium mehr Punkte als nötig gesammelt – das konnte das Programm nicht verarbeiten."
Richtigstellung: Man kann nicht einfach mehr Punkte an sein Studium anrechnen lassen, das ist Teil der Vorgaben durch die Studienprogramme. Zusätzliche Punkte müssen gegebenenfalls als "freiwillige Zusatzleistungen" ausgewiesen werden.
Aussage BZ: "150'00 Studierende" (inzwischen von der BZ-Redaktion leider noch immer falsch auf "15'00 Studierenden" korrigiert – A.d. Redaktion)
Richtigstellung: Zirka 15'000
Aussage BZ: "Ansonsten ist Moretti überzeugt, dass die Vorgehensweise der Uni richtig war. So ganz sicher war sich das Leitungsgremium dann aber offensichtlich doch nicht: "Zwei Tage vor dem Start" so der Vizerektor, "haben wir nochmal überprüft, ob die Umstellung durchgeführt werden kann.""
Richtigstellung: Es entspricht normalem professionellen Vorgehen, dass vor dem Start eines derartigen Projektes eine Gesamteinschätzung vorgenommen wird. Es gehört zur Sorgfaltspflicht, dass man die Situation regelmässig überprüft und auch kurz vor der Einführung noch einmal beurteilt.
Aussage BZ: "Das neue Verwaltungssystem spuckt Fehler um Fehler aus: falsche Fächerkombinationen, falsch deklarierte Kurse, falsche oder fehlende Noten, gesperrte Veranstaltungen..."
Richtigstellung: Dies sind Probleme, die im Zusammenhang mit der Datenmigration und der neuen Schnittstelle zwischen Immatrikulation und KSL entstanden sind. Die Schwierigkeiten sind bedauerlich, aber eine Phase der Abstimmung und Datenbereinigung konnte kaum vermieden werden. Diese Anfangsschwierigkeiten bedeuten aber nicht, dass KSL "nicht funktioniert"!
Stimmt es, dass KSL seit der Einführung im September mit "tausenden" von Reklamation konfrontiert war?
Uni Bern:
Es gab rund 3000 Supportanfragen bei der zentralen Stelle. Weitere Personen meldeten sich direkt bei den Dekanaten. Wie viele Personen sich an mehrere Stellen gewendet haben und damit doppelt zählen, ist schwer abschätzbar. Die Anfragen sind generell eher als Supportanfragen, denn als Reklamationen zu interpretieren.
Stimmt es, dass Support-Anfragen nur noch per Mail eingereicht werden können und die Telefonhotline aufgegeben worden ist?
Uni Bern:
Bereits der Support des Vorgängersystems wurde für Studierende immer per Mail betrieben. Es ist effizienter, die zahlreichen Anfragen mit vorformulierten Antworten abzuarbeiten, als am Telefon lange Erklärungen abgeben zu müssen.
Kommt hinzu, dass viele Fälle zuerst analysiert werden müssen, wenn es sich um Fragen zum individuellen Studienprofil handelt. Eine Antwort per Mail wird zudem eher der Reihenfolge der Anfrage gerecht.
Hat die Universität mit KSL-Problemen zu kämpfen oder handelt es sich nur um "Kinderkrankheiten" beziehungsweise die "Einführungsphase"?
Uni Bern:
Das Zitat "Kinderkrankheiten" stammt aus einem internen Artikel zur Einführungsphase eines anderen Informatikprojekts (Veranstaltungsmodul / Raumverwaltung) - es bezog sich damit nicht auf die aktuelle Umstellung KSL. Die 'Berner Zeitung' hat das Zitat auf einen anderen Inhalt und damit falsch bezogen.
Wir sind überzeugt, dass der grösste Teil der aktuellen Schwierigkeiten durch die Bereinigung der Daten behoben werden können. Anschliessend soll auch die Benutzerfreundlichkeit weiter gesteigert werden. Die dafür nötigen Eingriffe werden bereits mit den Benutzerinnen und Benutzern erhoben. Die für den Betrieb nötigen Funktionen sind aber vorhanden.
Stimmt es, dass einzelne Eingabefelder so eng definiert waren, dass korrekte Angaben, die darüber hinausgingen nicht möglich waren?
Uni Bern:
Gewisse Felder müssen eingeschränkt werden, wenn ihr Inhalt Auswirkungen auf eine Funktion hat. Mit Bemerkungsfeldern waren wir sparsam, stellt sich doch die Frage, ob es der Übersichtlichkeit dient, überall Bemerkungsfelder einzubauen.
In der BZ heisst es, dass System aus Aachen sei unausgereift. Was sagen Sie dazu?
Uni Bern:
Das System wurde ausführlich getestet und wo nötig angepasst. In einem Testumfeld ist es allerdings kaum möglich, potentielle "Defizite" zu bemerken, die im Betrieb dann vielleicht stören.
Ist es tatsächlich zu den in der BZ erwähnten Kostenüberschreitungen gekommen?
Uni Bern:
Die Aussage der 'Berner Zeitung' ist falsch. Für die Umsetzung des Projekts KSL wurde am 26.08.2009 eine Ausgabenbewilligung von CHF 1'730'000 erteilt. Das Projekt wird innerhalb dieses Kostenvoranschlages ohne Nachkredit abgeschlossen werden können. (vri)
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