

St. Gallen schreibt nun seine VRSG-Lösung neu aus
17. Dezember 2018 um 15:19
Der Kompromiss im Beschaffungsstreit trägt erste Früchte.
Der Kompromiss im Beschaffungsstreit trägt erste Früchte.
Die Stadt St.Gallen hat mit einer öffentlichen Ausschreibung die Evaluation eines neuen ERP-Systems gestartet. Nötig geworden ist die Ausschreibung aufgrund des im Beschaffungsstreit zwischen Abacus und Abraxas, beziehungsweise der vormaligen VRSG, erreichten Kompromisses. Darin hatten sich die vier grössten Gemeinden im Kanton St. Gallen – St. Gallen, Rapperswil-Jona, Wil und Gossau – verpflichtet, die Finanzapplikationen sowie die Personalanwendungen bis zum Ende des ersten Quartals 2019 öffentlich auszuschreiben. Die Stadt hält somit die Frist ein.
Laut der Ausschreibung wird ein Anbieter gesucht, der die bisherige VRSG-Lösung bis 2022 ablöst, wie Hans Vetsch, Leiter der städtischen Informatikdienste (IDS) auf Anfrage bestätigt. Der Vertrag gilt auch für die sich anschliessenden vier Jahre bis 2026 und kann verlängert werden. Wie zu erwarten war, adressiert das Projekt die Fachbereiche Finanzen und Personal, die Integration aller dieser Module untereinander sowie die Anbindung von Drittsystemen.
Da die Ausschreibung bis spätestens Ende März 2019 zu erfolgen hatte, sei sie nicht über die neue Beschaffungsplattform von St. Gallen abgewickelt worden, erklärt Vetsch. Abgesehen von diesem Zeitdruck habe die zur Beschaffung im ganzen Kanton gerade erst gegründete Organisation "eGovernment St.Gallen digital" noch nicht den Betrieb aufgenommen und verfüge auch noch nicht über das nötige Personal.
Zurückhaltend fallen die Reaktionen bei Abacus und Abraxas aus. Beiden Unternehmen liegen die Unterlagen noch nicht vor. Martin Riedener von der Abacus-Geschäftsleitung zeigt sich jedoch zufrieden. Nun sei erreicht, was man schon seit Jahren fordert: "Endlich findet der nötige Wettbewerb statt", so Riedener. Abacus wird also sicher mitbieten.
Zu erwarten ist dasselbe auch von Abraxas. Pressesprecher Markus Kaufmann stellt jedenfalls fest, dass es unternehmerischer Alltag sei, sich bei einer Ausschreibung zu bewähren. Das gelte umso mehr, wenn man – wie in diesem Fall – langjähriger Geschäftspartner sei. Über die Konsequenzen, die der mögliche Verlust dieses relativ grossen ERP-Auftrags zur Folge haben könnte, äussert sich Kaufmann jedoch nicht.
Die Ausschreibung selbst versucht unter anderem mit einer ungewöhnlich hohen Kaution von 6'000 Franken unqualifizierte Teilnehmer vom Submissionsprozess fern zu halten, wie Vetsch bestätigt. Schon wenige Stunden nach der Publikation auf Simap seien bereits wieder Zugriffe von angeblichen Beratern verzeichnet worden.
Die Ausschreibung selbst fordert von den Anbietern, in der Schweiz Projekte vergleichbarer Grössenordnung als Referenzen angeben zu können. Sie müssen zudem Erfahrungen in der öffentlich-rechtlichen Finanzverwaltung und mit dem neuen "Harmonisierten Rechnungsmodell" HRM2 mitbringen, und sie dürfen nicht so klein sein, dass sie ausschliesslich vom Auftrag der Stadt St.Gallen abhängig sind. (vri)
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