

Swisscom baut bis zu 700 Stellen ab
4. Februar 2016 um 08:49
Im "schlimmsten Fall" bis zu 700 Kündigungen. Reaktion der Gewerkschaften zurückhaltend.
Im "schlimmsten Fall" bis zu 700 Kündigungen. Reaktion der Gewerkschaften zurückhaltend.
Um zu sparen, greift Swisscom zu einem grösseren Stellenabbau. Es würden mehrere hundert Stellen vor allem in den "unterstützenden Bereichen" gestrichen, teilte der Telekomkonzern heute in einem Communiqué mit.
Auf der anderen Seite würden im laufenden Jahr in Wachstumsbereichen in der Schweiz bis zu 500 Arbeitsplätze geschaffen. Für die betroffen Mitarbeiter stehe ein gut ausgebauter Sozialplan bereit. "Swisscom geht davon aus, dass im laufenden Jahr rund 700 Mitarbeiter als Folge der Reduktionen vor allem bei unterstützenden Bereichen den Sozialplan beanspruchen werden."
"Im schlimmsten Fall gibt es 700 Kündigungen", sagte Swisscom-Finanzchef Mario Rossi am Donnerstag am Rande der Bilanzmedienkonferenz im Gespräch mit der Nachrichtenagentur sda. "Wir werden alles tun, dass es nicht 700 Leute werden", sagte Swisscom-Chef Urs Schaeppi vor den Medien: "Wir werden die natürliche Fluktuation und Wiedereinstellungen nutzen. Von dem her sollte es ein einigermassen verträglicher Prozess sein."
Die Kosten für den Sozialplan beliefen sich auf 70 Millionen Franken. Insgesamt rechnet Swisscom per Ende Jahr mit einem leicht tieferen Stellenbestand in der Schweiz als im Vorjahr. Insgesamt hatte die Swisscom hierzulande per 31. Dezember 2015 einen Bestand von knapp 19'000 Vollzeitstellen. Das sind 3,8 Prozent mehr als im Vorjahr.
Weniger Call-Center, mehr Outsourcing
Swisscom will unter anderem die Zahl der Call-Center von 14 auf 8 reduzieren. Die Mitarbeiter der Standorte Zürich, Bern, Basel, Genf, Luzern und Rapperswil würden auf die verbleibenden acht Standorte Lausanne, Neuenburg, Biel, Olten, Sion, St. Gallen, Chur und Bellinzona konzentriert werden. Gleichzeitig will der Telco mehr Call-Center-Dienstleistungen auslagern. Man wolle die Zusammenarbeit mit Call-Center-Partnerunternehmen in der Schweiz ausweiten. Tätigkeiten, die "nicht zum Kerngeschäft gehören und deren Inhalte weniger komplex" seien, würden künftig verstärkt von den Partnern übernommen. Swisscom verspricht aber, die Call-Center-Dienstleistungen weiterhin von der Schweiz aus zu betreiben.
"Für den grössten Teil der Mitarbeitenden ist der Wechsel an einen neuen Standort aufgrund des Arbeitsweges zumutbar", hat Swisscom für sich selbst entschieden. Das Personal an den Standorten Olten, St. Gallen und Biel soll teilweise um mehr als die Hälfte zunehmen.
Gewerkschaften zurückhaltend kritisch
Die Reaktion der Gewerkschaften auf die Swisscom-Pläne sind recht zurückhaltend. Die Gewerkschaft Syndicom redet von einem “harten Schlag”. Syndicom fordert Swisscom auf, die Betroffenen in den Aufbaubereichen weiter zu beschäftigen. Für Mitarbeitende, die trotz Umschulungs- und Weiterbildungsmassnahmen nicht mehr weiterbeschäftigt werden könnten, fordert Syndicom eine grosszügige Anwendung des Sozialplans. Für den Auskunftsdienst 1811 (vormals 111) und seine langjährigen Mitarbeitenden solle eine zukünftige Betriebsform garantieren, dass möglichst viele Stellen dauerhaft erhalten blieben.
Der Personalverband Transfair bedauert die Schliessung der Call-Center und verspricht, den Prozess "aktiv zu begleiten". Dabei gehe es Swisscom nicht darum, einer technologischen Entwicklung vorzugreifen, und erst recht nicht darum, den Kundendienst zu verbessern. Das einzige Ziel dieser Schliessungen sei eine Kosteneinsparung.
Gleichzeitig zeigt Transfair auch Verständnis für den Umbau (und widerspricht sich dabei selbst ein bisschen, vor allem bezüglich Kundendienst). Man könne nämlich verstehen, dass Swisscom "eine offensive Strategie entwickelt, die auf Kundenorientierung, Innovation und Operational Excellence beruht, um die Konkurrenzfähigkeit des Unternehmens langfristig zu sichern." Swisscom sei der zunehmenden und unvermeidlichen Digitalisierung der Wirtschaft und der immer stärker werdenden Präsenz der internationalen Konkurrenz auf dem Markt ausgesetzt. Daher sei eine starke Stellung des Hauptakteurs in diesem Sektor von grosser Wichtigkeit für den Erhalt von hochwertigen Arbeitsplätzen in der Schweiz. (hjm/sda)
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