Swisscom verlangt 10 Prozent weniger pro Anschluss und 40 Prozent weniger für das Datenvolumen.
Swisscom senkt rückwirkend auf den 1. Januar die Preise, die anderen Providern für den Wiederverkauf von DSL-Anschlüssen verrechnet werden. Der Monatspreis pro Anschluss sinkt 10 Prozent, ein 3’500/300 kBit/s-ADSL-Anschluss soll die Provider zum Beispiel noch 28 Franken pro Monat kosten. Der zusätzlich für das Datenvolumen verechnete Preis wird um 40 Prozent gesenkt.
Etwas billiger soll auch das bisher im Pilotbetreib gestestete Wholesale-Angebot für "nackte DSL-Leitungen" (nur Internetanschluss, ohne daran gekoppelten Festnetzanschluss) werden. Das kommerzielle Angebot wird am 1. April 2008 gestartet. Die von der Swisscom festgelegten Preise betragen nun 49 Franken monatlich für 20’000/1'000 kBit/s- und 5’000/1'000 KBit/s-Anschlüsse sowie 46 Franken für einen 3’500/300 kBit/s-Anschluss. (Auf der Basis von "Naked DSL" können Provider ihren Kunden Bündel aus Internet plus VoIP - oder Mobiltelefonie anbieten, ohne dass sie noch eine monatliche Gebühr für den normalen Festnetz-Telefonanschluss zahlen müssen.)
Swisscom versucht anscheinend, bei dieser Gelegenheit unter den Unternehmen, die DSL-Internet anbieten, ein gewisses gemeinsames "Wir gegen die anderen"-Gefühl (die Kabelnetzbetraiber) zu schaffen. So will die Swisscom die anderen Provider stärker in den politisch brisanten Preisfindungsprozess für entbündelte Anschlüsse einbeziehen und hat das Bundesamt für Kommunikation (Bakom) ersucht, die Teilnehmer im Entbündelungsgeschäft zu einem Runden Tisch unter der Leitung der Regulierungsbehörde einzuladen. Damit wolle man "die Umsetzung der Entbündelung unterstützen und erreichen, dass über die umstrittenen Parameter ein gemeinsames Verständnis aller Beteiligten entsteht." Und zur Wholesale-Preissenkung erklärt Swisscom, dass man damit "erneut die Position der über 20 Internet Service Provider, die wie Swisscom im Wettbewerb mit den Kabelnetzbetreibern stehen" stärke.
Zumindest einer dieser ISPs, nämlich sunrise, zeigt sich allerdings ziemlich unbeeindruckt von der Swisscom'schen Grossherzigkeit. Die Preissenkung der Swisscom erfolge "aufgrund des drohenden Entscheids der Wettbewerbskommission wegen Missbrauchs der marktbeherrschenden Stellung" sowie des öffentlichen Drucks.
Die Swisscom mache ausserdem damit zwar einen "ersten Schritt in die richtige Richtung". Aber die Preissenkung, die insgesamt gemäss sunrise rund 4 Franken pro Anschluss ausmacht, sei zu gering: " Der Wiederverkauf von ADSL bleibt nach wie vor ein Verlustgeschäft für Sunrise und die anderen Anbieter. Auch der jetzige Preisschritt reicht nicht, um ADSL den Endkunden profitabel anbieten zu können." Sunrise halte deswegen seine diesbezügliche Klage bei der Wettbewerbskommission aufrecht. (Hans Jörg Maron)