Symantec erntet den Zorn der Kirche

4. August 2006 um 12:03
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Sakrileg: Kirchensoftware als Spyware eingestuft.

Sakrileg: Kirchensoftware als Spyware eingestuft.
Mit einem Konflikt der besonderen Art sieht sich derzeit Symantec in Großbritannien konfrontiert. Nach einem Update der Sicherheitssoftware im vergangenen Juli identifizierte diese einen Teil der anglikanischen Kirchensoftware "Visual Liturgy" als Spyware. Nach der Eliminierung des betroffenen Files wurde die zur liturgischen Gestaltung von Gottesdiensten eingesetzte Spezialsoftware für die ahnungslosen Anwender aber unbrauchbar. Bis zu 4.500 Kirchen im ganzen Land sollen von dem Irrtum betroffen sein.
Church House Publishing (CHP), der offizielle Verlag der Church of England und Distributor der betroffenen Software, hat danach heftige Kritik an Symantec geübt. Zum einen existiere das Programm mit dem betreffenden File seit mehreren Jahren und habe noch nie Probleme bereitet. Zum anderen wurde vor allem aber auch die mangelnde Bereitschaft Symantecs kritisiert, sich des Problems rasch anzunehmen und für eine Behebung des fehlerhaften Checks zu sorgen.
"Symantec hat uns nach Auftreten des Problems am 10. Juli mitgeteilt, sich innerhalb von vier Wochen um die Sache zu kümmern - ein Zeitraum der uns inakzeptabel erschien", so Thomas Allain-Chapman, Head of Publishing bei CHP, auf Anfrage von 'pressetext'. Auf weitere Interventionen sei bis heute nicht reagiert worden, so Allain-Chapman.
Symantec hat indes auf die öffentlichen Vorwürfe reagiert und bekräftigt, bereits einen Tag später den Kirchenvertretern versichert zu haben, dass die fehlerhafte Funktion per Auto-Update bereits wieder aus der Welt geschafft worden sei. Zu gute halten muss man symantec 8und anderen Herstellern von Antispyware-Programmen), dass sie sich mit einer global gesehen fast unermesslichen Zahl von wenig verbreiteten Programmen oder Einzelanfertigungen auseinandersetzen müssen, die im Einzelfall versehentlich in einem Filter hängen bleiben können.
Trotzdem moniert Allain-Chapman: "Wir haben jedenfalls keine E-Mail bekommen. Natürlich besteht die geringe Möglichkeit, dass die Benachrichtigung im Spamfilter gelandet ist. Wir haben allerdings mehrfach interveniert und trotzdem nie eine Reaktion bekommen."
Visual Liturgy erfreut sich in Großbritannien steigender Beliebtheit unter Vikaren und Theologen. Sie enthält die autorisierte Liturgie der Church of England in elektronischer Form und wird vor allem für die Auswahl von Textstellen für Gottesdienste verwendet. Die Software wurde von der CHP im Jahr 1997 lanciert und steht derzeit bereits bei Programmversion 4. Allain-Chapman zufolge wird die Software von rund 30 Prozent aller Gemeinden eingesetzt. "Man würde eigentlich davon ausgehen, dass vor allem jüngere Vikare und Geistliche davon Gebrauch machen. Unsere demographischen Untersuchungen zeigen allerdings, dass der durchschnittliche Anwender zwischen 50 und 55 Jahre alt ist." (pte)

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