Tech-Riesen: Milliardengewinne trotz Corona-Krise

31. Juli 2020 um 09:36
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Gestern gaben sich alle vier Chefs noch voller Sorgen.

In einer ungewöhnlichen Konstellation präsentierten vier Tech-Schwergewichte an einem Tag ihre Quartalszahlen. Alle übertrafen die Erwartungen – auch wenn Google den ersten Umsatzrückgang erlebte.
Das Geschäft der grossen Tech-Konzerne beweist damit enorme Widerstandskraft in der Corona-Krise, und in manchen Bereichen profitieren sie von einer Corona-bedingt gesteigerten Nachfrage.
Die vier Technologie-Giganten legten ihre Zahlen einen Tag nach einer Anhörung im US-Repräsentantenhaus vor, bei der Abgeordnete den Unternehmen einen Missbrauch von Marktdominanz vorwarfen und schärfere Regulierung in Aussicht stellten. 
Dabei betonten alle vier, dass die Zeiten hart und ihre Unternehmen gar nicht wirklich so gross seien und dass sie harte Konkurrenz hätten.
Amazon profitierte im vergangenen Quartal massiv vom Shopping-Boom im Internet, Apple überraschte mit einem Plus im iPhone-Geschäft. Bei Online-Werbung läuft es zwar weniger rosig: Google verzeichnete erstmals einen Umsatzrückgang und Facebook wuchs deutlich langsamer als gewohnt. Doch alle erzielten weiterhin Milliardengewinne und übertrafen die Markterwartungen.
Amazon hebt sich ganz klar als Gewinner der Krise von den anderen Tech-Schwergewichten ab. Im zweiten Quartal schoss der Umsatz im Jahresvergleich um 40% auf 88,9 Milliarden Dollar hoch, wie der weltgrösste Online-Händler mitteilte. Der Gewinn war mit 5,2 Milliarden Dollar etwa doppelt so hoch wie ein Jahr zuvor – und das, obwohl Amazon in dem Quartal vier Milliarden Dollar für Corona-Massnahmen wie Schutzausrüstung, Reinigung und Prämien ausgab.
Ein grosser Teil des Amazon-Gewinns stammt aus dem Cloud-Geschäft, das von der Pandemie gefördert wurde. Der Umsatz von AWS stieg im Jahresvergleich um 29% auf 10,8 Milliarden Dollar. Das Betriebsergebnis von AWS betrug 3,4 Milliarden Dollar.

Sinkende Werbeeinnahmen aber mehr Cloud-Einnahmen für Google

Der Google-Mutterkonzern Alphabet wurde unterdessen von höheren Kosten und sinkende Werbeeinnahmen belastet. Der Gewinn brach im Jahresvergleich von 9,95 Milliarden auf 6,96 Milliarden Dollar ein. Alphabets Geldmaschine – das Anzeigengeschäft von Google – erlitt in der Krise einen Dämpfer. Zum ersten Mal in der 22-jährigen Geschichte des Unternehmens gingen die Erlöse zurück, um 8% auf 29,9 Milliarden Dollar. Alphabet-Finanzchefin Ruth Porat betonte allerdings, das Anzeigengeschäft sei zum Ende des Quartals wieder auf Erholungskurs gewesen.
Googles Cloud-Geschäft florierte dagegen wie das von Amazon. Der Cloud-Umsatz von Google stieg um 43% auf 3,0 Milliarden Dollar.

Apple verkauft mehr iPhones

Bei Apple stieg der iPhone-Umsatz im Jahresvergleich um 1,7% auf 26,4 Milliarden Dollar. Analysten hatten lediglich mit Erlösen von 21 Milliarden Dollar gerechnet. Apple gelang es nach Berechnungen der Analysefirma IDC auch, den iPhone-Absatz um gut 11% zu steigern, während der Smartphone-Markt insgesamt um 16% absackte. Eine wichtige Rolle spielte dabei die Neuauflage des günstigeren Modells iPhone SE.
Apples Konzernumsatz stieg im vergangenen Quartal um 11% auf 59,7 Milliarden Dollar. Der Gewinn wuchs um 12% auf 11,25 Milliarden Dollar.

Boykott schadet Facebook nur wenig

Die Zahlen von Facebooks erwähnen wir hier hauptsächlich, weil auch Mark Zuckerbergs Unternehmen im Verdacht steht, seine Marktmacht zu missbrauchen. Das Geschäft von Facebook wuchs inmitten der Corona-Krise und eines Boykotts von Werbekunden aus Protest gegen Hassrede auf der Plattform deutlich langsamer als zuvor. Aber das Wachstum war trotzdem noch zweistellig. Im vergangenen Quartal stieg der Umsatz um 11% auf 18,8 Milliarden Dollar. In den ersten Juli-Wochen gab es ein ähnliches Wachstum.
Facebook verdient sein Geld fast ausschliesslich mit Werbung, und in der Corona-Krise schalten vor allem viele kleine Unternehmen weniger Anzeigen. Im Juli folgten zudem über 1000 Werbekunden, darunter Schwergewichte wie Coca-Cola und der Konsumgüterriese Unilever, dem Boykottaufruf von Bürgerrechtsgruppen und stoppten zeitweise Anzeigen beim weltgrössten Online-Netzwerk.

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