

Vor den Schranken des Gerichts
11. Mai 2007 um 16:41
Und hier noch unser Freitagabend-Kommentar
Und hier noch unser Freitagabend-Kommentar
Ehrlich gesagt: Ein bisschen erschrocken bin ich schon, als uns im Januar die Vorladung des Zürcher Bezirksgerichts ins Haus flatterte. Ich war mir zwar ziemlich sicher, dass meine Geschichte über den Streit zwischen Ramco und seinem Ex-Kunden Kardex "wasserdicht" ist, sprich auch vor Gericht bestehen würde. Wir waren uns in der Redaktion entsprechend auch sofort einig, nicht klein beizugeben.
Trotzdem birgt ein Verfahren vor dem Einzelrichter - es ging "nur" darum, ob wir den Artikel aus dem Archiv entfernen müssen oder nicht - seine Tücken. Man kann auf einen Richter oder eine Richterin stossen, der oder die in Mediendingen unerfahren ist. Gegen dessen Entscheid muss man dann vor Bezirksgericht klagen - eine kostspielige Sache. Zudem kann es bei Klagen wegen Verstoss gegen das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb schnell um viel Geld gehen. Ramco muss sich bewusst gewesen sein, wen man da vor Gericht zerrt: Dass unsere Firma ein Aktienkapital von gerade mal 100'000 Fränkli hat, kann man unter "Impressum" nachlesen. Die Schlussfolgerung, dass wir Gerichts- und Anwaltskosten von - sagen wir mal - 50'000 Franken (was dann ein gutes Zehntel unseres Umsatzes wäre) nicht einfach so verkraften könnten - das wird man sich in Basel schon überlegt haben... Nun: Wir hätten eine Spendenkampagne lanciert.
Eigentor
Tatsächlich ging es um viel Geld: So behauptete Ramco vor Gericht, wir hätten einen Schaden vor 1,25 Millionen Franken verursacht. Diese Behauptung erwies sich dann aber als gewaltiges Eigentor. Obwohl die Ramco-Vertretung bei der Frage nach dem Streitwert, der als Grundlage für die Berechnung der Gerichtskosten dient, plötzlich nur noch von 100'000 Franken sprach, legte sich der Richter nach einem sanften Hinweis unserer Anwältin dann eben auf die 1,25 Millionen fest. Und da wir in allen Punkten gewannen, wurde der Spass für Ramco ziemlich teuer. Das Verfahren bezüglich des Streitwerts und der Gerichtskosten läuft noch...
Warum, um Himmels willen?
Weiterhin völlig unklar sind uns die Beweggründe von Ramco, uns in die Auseinandersetzungen mit Kardex zu verwickeln. Denn, dass der Schuss hintenraus gehen würde, hätte jeder PR-Spezialist dem indisch-baslerischen Konzern voraussagen können. Wenn man eine Geschichte möglichst unter dem Deckel halten will, so klage man besser nicht gegen Medien. Denn auch wenn wir verloren hätten, hätten wir schon nur der Ehrlichkeit halber über den Prozess berichten müssen und hätten deshalb nolens volens die Kardex-Geschichte wieder aufgewärmt. Und dann ist da noch die Sache mit der Pressefreiheit, mit der man ja auch nicht einfach so herumspielen sollte.
Wir rätseln weiter... (Christoph Hugenschmidt)
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