

Was bringt das Internet der Schweiz finanziell?
24. Oktober 2013 um 13:52
Eine schwierige Schätzung. Econlab hat sie versucht.
Eine schwierige Schätzung. Econlab hat sie versucht.
ICTswitzerland, Google und Econlab haben heute Morgen der Presse eine Studie zur ökonomischen Bedeutung des Internets vorgestellt. Die Studie wurde vom Beratungs- und Marktforschungsinstitut Econlab im Auftrag des ICT-Dachverbands ICTswitzerland durchgeführt.
Wie aber soll man die tatsächliche wirtschaftliche Bedeutung des Internets messen? Das dürfte etwa so schwierig sein, wie die Bedeutung von Putzmitteln oder Klopapier abzuschätzen. Einfach die Umsätze von Internetunternehmen zusammenzurechnen, würde weit danebentreffen. Das Internet ist heutzutage eine Schlüsseltechnologie, ohne die grosse Teile der Wirtschaft nicht mehr operieren könnte. 99 Prozent der Schweizer Unternehmen haben einen Internet-Anschluss, 90 Prozent eine Website. Das Internet ist damit in einer ähnlichen Klasse wie andere "generische" Technologien, die überall verwendet werden, zum Beispiel auch Elektrizität oder fliessendes Wasser.
Econlab hat sich für seine Studie rein auf messbare und auch auffindbare Daten zur Wertschöpfung konzentriert, bei der das Internet "eine zentrale Rolle" spielt. (In der Studie wird meist der Ausdruck "vom Internet induziert" verwendet.) Dabei wurde, wie der Econlab-Gründer Nils Braun erklärte, der sogenannte "Verwendungsansatz" gewählt. Dies sei der gleiche Ansatz, der auch in allen internationalen Studien zu diesem Thema zur Anwendung komme. Der Verwendungsansatz zeigt, so wird in der Studie erläutert, auf welche Weise das generierte Bruttoinlandprodukt (BIP) wieder ausgegeben wurde. Dabei wird nach den vier Kategorien privater Konsum, Staatskonsum, Investitionen und Nettoexport unterteilt.
32,2 Milliarden Franken
Econ lab kommt mit dieser konservativen Vorgehensweise auf eine Internet-induzierte Wertschöpfung von 32,2 Milliarden Franken im Jahr 2010, beziehungsweise 5,6 Prozent des BIP. Der Bereich Konsum generierte 10 Milliarden Franken an internet-induziertem BIP, der Staatskonsum 7,2 Milliarden Franken und der Investitionsbereich 20,7 Milliarden Franken. Der Nettoexport von minus 5,7 Milliarden Franken - die Schweiz hat im Bereich Internetdienstleistungen einen klaren Importüberschuss - reduziert die Gesamtsumme wieder auf die erwähnten 32,2 Milliarden Franken.
Die grösste Unsicherheit, so Braun, gab es bei der Abschätzung des E-Commerce-Konsums. Für die Studie wurden amtliche Zahlen verwendet. Es gebe aber auch deutlich höhere Schätzungen. Hätte man beispielsweise die Zahlen einer Studie der Uni St. Gallen verwendet, wäre das Volumen im Bereich Konsum um 4,5 Milliarden Franken höher ausgefallen. Aber auch wenn man höhere Schätzungen verwende, sei der E-Commerce-Anteil hierzulande im Vergleich zu anderen Ländern aber noch relativ klein. Hier gebe es also noch ein grosses Nachholpotential.
Im Vergleich mit anderen westeuropäischen Ländern wäre der Internet-induziert BIP-Anteil auch mit den zurückhaltend bezifferten 5,6 Prozent in der Schweiz relativ hoch. Noch etwas höher geschätzt wird er in Schweden, Grossbritannien und Dänemark. In Deutschland dagegen liegt er mit rund 3,2 Prozent wesentlich tiefer.
Was man nicht messen kann
Der einigermassen messbare Anteil am BIP ist allerdings wohl nur ein kleiner Teil des Wertes des Internets für die Schweiz. Es gibt viele andere Auswirkungen, deren Wert schlecht bis gar nicht messbar ist. Econlab identifiziert in dieser Beziehung - in der Reihenfolge ihrer Messbarkeit - die drei Hauptbereiche Produktivitätsgewinne, Konsumentenrente und soziale Veränderungen. Für Produktivitätsgewinne sorgt das Internet unter anderem durch höhere Markttransparenz und tiefere Transaktionskosten. Aber auch schlicht, das viele Unternehmen heutzutage gar nicht leben könnten, wenn sie sich dem Internet verweigern würden - "a matter of staying in Business" - kann man als "Produktivitätsgewinn" betrachten.
Die "Kosumentenrente" ist das Geld, dass Konsumenten durch das Internet sparen können. Es erhöht zum Beispiel die Möglichkeiten, Produkte und Preise zu vergleichen. Dies wiederum führt theoretisch zu einer höheren Konkurrenz und tieferen Preisen.
Am schwierigsten einschätzbar ist zuletzt der Wert, der durch veränderte soziale Interaktionen entsteht. Menschen können über das Netz auch über grosse Distanzen in Kontakt bleiben, Erlebnisse austauschen und zusammenarbeiten. Zudem kommt man im Internet, oft kostenlos, an eine Unmenge von Informationen und Unterhaltungsmöglichkeiten - Videoclips, Fotos, Musik, Literatur. Auch das ist ein "Wert" des Internets, den man tagtäglich beobachten, aber kaum bemessen kann. (Hans Jörg Maron)
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