Swisscom ist erneut im Fokus der Wettbewerbsbehörden. Grund dafür sind Anhaltspunkte, dass der "blaue Riese" seine Marktposition bei den Breitbandleitungen für die Anbindung von Unternehmen missbraucht hat.
Wie die Eidgenössische Wettbewerbskommission Weko in einer Mitteilung schreibt, hat sie eine entsprechende Untersuchung gegen Swisscom eröffnet. Gemäss Weko verlangt der Schweizer Marktführer bei verschiedenen Ausschreibungen für die Vernetzung von Unternehmensstandorten mutmasslich zu hohe Preise. Dies habe zur Folge, dass Swisscom-Konkurrenten, die auf die Festnetzleitungen von Swisscom angewiesen seien, bei den Ausschreibungen keine konkurrenzfähigen Angebote einreichen könnten.
Busse aus Jahr 2015 noch hängig
Erst Mitte August hat der Gründer und CEO von Init7,
Fredy Künzler, Swisscom bei der Weko angezeigt. Er schrieb, dass der Ex-Monopolist den Markt für Breitbandinternet durch eine bestimmte Netztopologie behindere. "Wir können nur noch das anbieten, was Swisscom vorgibt und können dann noch unseren Init7-Kleber darauf kleben. Wir werden so zum Swisscom-Wiederverkäufer und können nicht mehr die Leistung der Glasfasern anbieten, die sie eigentlich hergibt", so Künzler.
Bereits im Jahre 2015 hatte die Weko Swisscom zu einer Busse von 7,9 Millionen Franken verdonnert, weil der Branchenprimus bei der Vernetzung der Poststellen von Sunrise zu hohe Preise für die Benutzung seiner Leitungen verlangt hatte.
Die Post hatte 2008 die Breitbandanschlüsse für ihre Standorte und Postomaten ausgeschrieben. Diese Ausschreibung gewann Swisscom, weil der Preis um etwa 30 Prozent tiefer als bei der Konkurrenz. Der Preis lag sogar tiefer als der Grosshandelspreis, den Swisscom von der Konkurrenz für die Benutzung der Leitungen verlangt hatte. Damit erhielt Swisscom den Zuschlag gegen Sunrise. Sunrise erstattete daraufhin Anzeige bei der Weko.
Die Wettbewerbshüter kamen damals zum Schluss, dass Swisscom die marktbeherrschende Stellung bei den Breitbandanschlüssen missbraucht habe. Swisscom wollte das nicht akzeptieren und reichte Rekurs ein. Der Fall ist immer noch vor dem Bundesverwaltungsgericht hängig.
Swisscom weist Vorwürfe zurück
Aus dem damaligen Post-Fall habe man Erkenntnisse gewonnen, die jetzt zur neuen Untersuchung geführt hätten, sagte Weko-Direktor Patrik Ducrey auf Anfrage der Nachrichtenagentur 'AWP'. Es gehe um das Preisverhalten von Swisscom. Das Unternehmen verrechne der Konkurrenz zu hohe Preise für die Vernetzung von Unternehmensstandorten. Auslöser für die jetzige Untersuchung sei nicht eine spezifische Klage gewesen wie damals bei Sunrise.
Swisscom weist die Anschuldigungen zurück: Man sei der Auffassung, dass die Vorwürfe der Weko unbegründet seien, erklärte Konzernsprecher Sepp Huber.