Sind Google Glass und Oculus Rift bloss ein Hype, oder werden sich solche tragbaren Technologien durchsetzen?
Gestern Abend organisierte die Gruppe "Internet Briefing" in Zürich einen Event rund um das Thema "Wearables". Im Fokus standen Googles Datenbrille Glass und die Virtual-Reality-Brille Oculus Rift, die neu
zum Facebook-Universum gehört.
Dabei Sprach Milos Radovic, Senior Consultant von Namics, etwa eine Stunde lang über das Jetzt und die Zukunft der Wearables. Google wolle die Brille auf den Markt bringen in einer Zeit, wo das Vertrauen zwischen Konsument und IT-Konzernen stark gelitten habe. Die Startbedingungen seien alles andere als rosig, aber Radovic ist dennoch überzeugt, dass die Brille wertvoll ist. Wie bereit der Markt ist, zeigt eine Umfrage von Forrester: Wearables an den Handgelenken finden 28 Prozent der befragten akzeptabel, während Brillen-Wearables nur bei 12 Prozent liegen.
Das Potenzial der Brille
In der folgenden Diskussionsrunde waren sich alle einig: Das Potenzial besteht durchaus. Jede Arbeit, die beide Hände benötigt, könnte durch die Google-Brille einfacher werden. Sei dies zum Beispiel ein Arzt, der Assistenz braucht, oder ein Gast, der dank der Brille an seinen Tisch geleitet wird. Die Allgegenwärtigkeit der Brille und reaktive Sprachbedienung könnten diese Einsätze fördern.
Aus der Entwicklerperspektive sei das Gerät toll, betont Radovic. Es benutzt Android Wear, eine abgespeckte Version des Android-Betriebssystem. Das erlaubt es unerfahrenen Entwicklern, sich schnell einzuleben. Bereits nach einem Tag habe ein Glass-Novize von Namics eine
App zum Identifizieren von Nespresso-Kapseln entwickelt. Die grösste Herausforderung beim Entwickeln sei mit Abstand das kleine User-Interface: man hat etwas mehr als eine halbe Kreditkarte Platz auf dem Bildschirm.
Dennoch: Google Glass hat noch einiges auszubügeln. Das Gerät hält bei intensiver Nutzung zwei Stunden und überhitzt gerne (dann schaltet es ab). Die Sprachsteuerung funktioniert im Moment nur auf Englisch, zusätzlich kostet die Brille zurzeit 1500 Dollar. Noch ist kein genaues Release-Datum bekannt, es heisst aber, dass die Brille noch 2014 auf den Markt kommen soll.
Und Oculus?
Die Virtual-Reality-Brille Oculus Rift wurde gestern ebenfalls vorgestellt. Sie gleicht in Form und Verwendung einer überdimensionierten Ski-Brille. Wie einen Hut setzt man sich das erstaunlich leichte Gerät auf den Kopf. Obwohl die Bildschirme nur zwei Zentimeter vor den Augen sitzen, fühlt sich die Sicht sehr natürlich an.
Dank einem Sichtfeld von 110 Grad wirkt die Immersion sehr Überzeugend. Das Umherlaufen in der virtuellen Welt fühlt sich seltsam an, aber durchaus "echt". Im Moment wird es einigen Benutzern noch schlecht, da es eine kleine Verzögerung zwischen Bewegung und Bild gibt.
Oculus-Rift-Entwicklersets gibt es Moment ab 350 Dollar mit einer Auflösung von 640 x 800. Marktreife strebt man Anfang 2015 an, das Produkt soll dann allerdings unter 100 Dollar kosten und Full HD bieten. (Colin Simon)
Bild: Der Schreibende mit einer Google Glass.